Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt
erklären, aber er wusste, dass es zwecklos war. Er hatte seinen Dienstherrn verraten und würde von ihm auf die eine oder andere Art und Weise bestraft werden.
»Lizzie verlässt uns«, sagte Mr Socrates. »Falls du dich von ihr verabschieden willst, sie geht auf der Backbordseite von Bord. Anschließend bist du für den Rest der Reise auf dich allein gestellt. Und dein Training wird ausgesetzt.«
Modo nickte und ging hinter Mr Socrates her. Er wagte es nicht, an seiner Seite zu laufen. Lizzie, Octavia und Tharpa warteten bereits. Jemand hatte für Octavia eine graue Krankenschwesterntracht aufgetrieben.
Lizzie hatte kein Gepäck. Sie trug dieselbe Kleidung wie immer und darüber ihren langen Mantel. Allerdings waren die Sachen gewaschen und gebügelt worden.
»Noch einmal danke für deine Unterstützung, Lizzie«, sagte Mr Socrates und reichte ihr einen Umschlag, den sie in der Manteltasche verschwinden ließ.
»Danke für den Lohn«, erwiderte Lizzie. »Es war mir ein Vergnügen.« Sie schüttelte ihm die Hand.
Dann verabschiedete sie sich der Reihe nach mit einem Händedruck von den anderen. Modo war der Letzte. Sie sagte nichts, aber sah ihm in die Augen, und in ihrem Blick lag etwas, das er nicht genau einschätzen konnte. Bewunderung? Mitgefühl? Ihre tätowierten Lippen verzogen sich zu einem winzigen Lächeln, und sie klopfte ihm auf die Schulter.
»Gute Reise«, wünschte sie in die Runde, dann drehte sie sich um und kletterte die Strickleiter zu dem wartenden Ruderboot hinunter, mit dem zwei Marinesoldaten sie zum Kai von Cooktown brachten. Nicht einmal schaute Lizzie sich um.
Bald wurden die Anker gelichtet. Noch nie hatte Modo sich auf einem so schnellen Schiff befunden. Die Dampfmaschinen und der Wind in den Segeln brachten sie in rasantem Tempo nach Sydney. Als die Basilisk im Hafen von Cockatoo Island einlief, wartete Mrs Finchley schon am Kai. Sie war augenscheinlich froh, sie wiederzusehen, schien aber zu spüren, dass es Missstimmigkeiten gab.
Kurz darauf stachen sie in See Richtung England. Modo verbrachte so viel Zeit wie möglich an Deck und blickte auf den Horizont. Die Soldaten und Matrosen ließen ihn in Ruhe. Er vermutete, man hatte sie angewiesen, sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Das war Modo nur recht. Jedes Mal, wenn sich der Bug der Basilisk in den Wellen hob und wieder senkte, umnebelte eine Gischtwolke das Schiff.
Am Tag nach ihrer Abreise von Sydney kam Mrs Finchley zu Modo auf das Vorderdeck. Nachdem sie einige Minuten geschwiegen hatten, schaute Mrs Finchley ihn an und sagte dann: »Es geht mich nichts an, was im Regenwald passiert ist. Ich habe gelernt, in solchen Angelegenheiten keine Fragen zu stellen. Aber ich muss schon sagen, du wirkst … verändert.«
»Inwiefern?«
»Das kann ich nicht genau sagen. Vielleicht wirkst du älter.«
»Wie wollen Sie das wissen: Sie haben doch mein Gesicht noch gar nicht gesehen, seid wir zurück sind.«
»Es ist nicht dein Gesicht, Modo. Es ist deine Haltung.«
Modo widersprach nicht. Sie hatte recht. Es war eine grundlegende Veränderung in ihm vorgegangen. Wie, das konnte er nicht genau sagen, aber wenn er an das Regenvolk und Nulu dachte, erfüllten ihn gleichermaßen Freude und Trauer. Wenn er doch nur mit diesem Volk leben könnte. Oder mit Menschen wie ihnen.
Mrs Finchley berührte seinen Arm. »Ich wünschte, Mr Socrates würde es erlauben, dass ich wieder mit dir arbeite. Ich vermisse unsere gemeinsamen Unterrichtsstunden.«
»Mir geht es genauso«, antwortete Modo, wohl wissend, dass es lange nicht mehr dazu kommen würde, möglicherweise nie mehr. Mr Socrates’ Befehle waren in Stein gemeißelt: Er durfte weder mit Mrs Finchley noch mit Tharpa Zeit verbringen. Würde das Modos einzige Strafe sein? Oder kündigte diese Maßnahme bereits an, dass seine Tätigkeit als Agent beendet war?
Mr Socrates sah er nur selten an Bord. Für gewöhnlich nahm er die Mahlzeiten mit den Offizieren ein oder befand sich in Besprechungen mit ihnen oder mit Octavia und Tharpa. Falls Modo Mr Socrates zufällig an Deck begegnete, tauschten sie kaum mehr als ein paar Höflichkeiten aus. Zu Modos großer Enttäuschung bekam er während der ersten zwei Wochen auch Octavia nur selten zu Gesicht. Die Offiziere an Bord waren sehr von ihr angetan, und Octavia schien gern Zeit mit ihnen zu verbringen. Modo entdeckte eine Bibliothek und füllte die langen Stunden mit Lesen.
Eines Abends, als er den Sonnenuntergang
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