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Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt

Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt

Titel: Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Slade
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über den Stränden der indischen Küste betrachtete und über Tharpa und das riesige Land, aus dem er stammte, nachdachte, hörte er plötzlich Schritte hinter sich. Zu seiner Überraschung stand Octavia neben ihm.
    »In der Messe wird gesungen, Modo«, sagte sie. »Ein paar von den Liedern sind ziemlich derb. Willst du nicht dazukommen?«
    »Mir ist nicht nach Singen zumute. Was machst du überhaupt hier draußen, wenn du da drinnen mit all den trällernden Offizieren deinen Spaß haben könntest?«
    »Und nicht zu vergessen mit den Marinesoldaten und ihren schmetternden Bassstimmen«, fügte Octavia hinzu und lachte. »Du läufst allmählich Gefahr, zum Trauerkloß zu werden, Modo.«
    »Und du, liebe Cousine, scheinst es darauf anzulegen, mich aus deinem Leben zu verbannen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Wir sind seit Wochen auf diesem Schiff und haben kaum mehr als zwei Worte miteinander gewechselt.«
    Kurz sah es so aus, als wollte Octavia etwas Schnippisches antworten, dann besann sie sich und wählte ihre Worte überlegt: »Du hast recht, Modo. Ich bin dir aus dem Weg gegangen.«
    »Warum?«
    »Du weißt, warum.«
    »Hältst du das für ein Spiel, Tavia?«, fragte er. Er machte eine Pause und holte tief Luft. »Na schön. Ich weiß, warum. Also, sag mir schon, was du denkst. Bringen wir es hinter uns.«
    »Was ich über was denke?«
    »Über mein Gesicht natürlich. Was … sagst du dazu?«
    Octavia starrte lange in den Sonnenuntergang. »Ich weiß, worauf du hinauswillst«, erwiderte sie schließlich. »Zugegeben, es war ein Schock. Ich … na ja, ich wusste nicht, was mich erwartet.«
    »Und was ist es für ein Gesicht?« Modo war von sich enttäuscht, weil sich ein weinerlicher Tonfall in seine Stimme geschlichen hatte.
    »Modo, ich …«
    Tränen stiegen ihr in die Augen. Hatte er sie je weinen sehen?
    »Alle Mädchen, selbst ich, die in einem Waisenhaus groß geworden ist, wachsen mit dem Traum vom schönen Prinzen auf. Ich …«, sie brach ab.
    »Sprich es aus«, sagte Modo ruhig. »Es ist besser, wenn wir aufrichtig miteinander sind.«
    »Dein Gesicht ist nicht das, von dem ich mein Leben lang geträumt habe. Ehrlich, ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Es ist nicht das Gesicht eines Prinzen. So viel steht fest.«
    »Ich bin nicht absichtlich grausam, Modo. Ich sage dir nur, was ich fühle.«
    Er nickte. »Ich weiß das zu schätzen.«
    »Wirklich, Modo? Es ist so schwer, zu erahnen, was du tatsächlich fühlst, wenn man nur deine Maske sieht. Worte allein sagen nie alles.«
    Modo wandte den Blick ab und starrte nachdenklich in die Wellen, die gegen den Schiffsrumpf schlugen. Falls sie glaubte, er würde für sie noch einmal seine Maske abnehmen, irrte sie sich gewaltig. Ohne aufzusehen, antwortete er: »Ich danke dir für deine Aufrichtigkeit, Tavia. Du solltest jetzt zurückgehen. Du hast schon ein paar Lieder verpasst.«
    »Wenn es das ist, was du willst«, sagte sie leise.
    »Ja«, antwortete er.
    Während er ihr nachsah, rief er sich ins Gedächtnis, dass die Wahrheit oft hart war. Seine Eltern hatten ihn weggegeben, weil sie seine Missbildungen nicht ertragen hatten. Das war die Wahrheit. Ein Waisenhaus hatte ihn an ein fahrendes Kuriositätenkabinett verkauft. Auch das war die Wahrheit. Mr Socrates hatte ihn auf Ravenscroft gefangen gehalten, um ihn zu einem Geheimagenten zu formen. Noch eine Wahrheit. Und jetzt befand er sich auf einem Schiff, gemeinsam mit einer jungen Frau, für die er in den Tod gehen würde, und sie suchte nach dem schönen Prinzen.
    Das war die härteste Wahrheit von allen.
     
    Nach ungefähr einem Monat auf See erwachte Modo eines Morgens mit einem Kribbeln im Stumpf seines abgeschlagenen kleinen Fingers. Seit Miss Hakkandottir ihn abgehackt hatte, konnte er manchmal Kälte oder ein Jucken verspüren, aber bislang noch nie ein Kribbeln, als ob der Finger noch da wäre. Es war eine Woche her, dass er die Verletzung das letzte Mal genauer angesehen hatte. Jetzt nahm er den Verband ab. Die Wunde war nicht nur ohne Narben verheilt, nein: ein winziger fleischiger Wulst trieb aus dem Stummel hervor!
    Er eilte augenblicklich zu Tharpas Kabine und klopfte. Als sein Kampflehrer öffnete, zeigte er ihm die Entdeckung, die er gemacht hatte.
    »Dein kleiner Finger wächst nach«, stellte Tharpa fest, als wäre das die alltäglichste Sache der Welt.
    Tharpa ging zu Mr Socrates, um ihn darüber zu informieren, und Modo wartete an Deck. Er war sich sicher, dass Mr Socrates

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