Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt
natürliche Kopfform. Die mechanischen Vögel blinzelten nie, und solange sie keine ernsthaften Verletzungen erlitten, ermüdeten sie auch nicht.
Mit einem Klicken der Zahnräder drehte der Falke seinen Kopf und riss den Schnabel auf, so als verlangte er nach Futter. Visser schmunzelte über das sinnlose Gebaren. Die Vögel benötigten keine Nahrung mehr, Dr. Hyde war es aber nicht gelungen, ihnen diese natürliche Verhaltensweise abzugewöhnen.
Visser steckte einen Schlüssel in den Schädel des Falken, und der schloss die Augen. Der zweite Falke hüpfte auf seinen Arm, und Visser wiederholte den Vorgang. Der dritte Vogel allerdings wich Visser aus, und erst als dieser ihn mit einem Dz-dz ermahnte, hielt er lange genug still, damit er den Schlüssel einführen konnte. Der Falke starrte ihn an, bis sich auch seine dunklen Augen schlossen. Visser hatte keine Ahnung, was in dem kleinen Gehirn unter der metallischen Schädeldecke vor sich ging. Behutsam legte er die Vögel in einen Koffer und schloss den Deckel. Sie hatten seinen Befehlen perfekt gehorcht. Stundenlang hatte er unter Dr. Hydes wachsamen Blicken mit den Tieren trainiert.
Visser warf einen Blick über die Brüstung auf den toten Australier. Das Gift war von einer ausgezeichneten Qualität: Der Tod war in weniger als fünf Sekunden eingetreten. Im Laufe seines Lebens hatte er die Kunst des Mordens perfektioniert. Gegen Bezahlung, versteht sich. Mit Stricken, Messern, Schusswaffen, den bloßen Händen – er hatte mit den unterschiedlichsten Methoden gearbeitet. Aber diese mechanischen Falken fand er besonders effektiv. Außerdem boten sie ein großartiges Spektakel.
Während der vergangenen zwei Monate hatte Visser Fred Land vom australischen Sydney bis nach London verfolgt. Obwohl Visser ein Experte war, wenn es um das Aufspüren von Zielpersonen ging, war ihm der Mann ständig ein Schiff, einen Hafen oder ein Pub voraus gewesen. Erst an diesem Morgen hatte Visser Lands Versteck im Black Sheep Inn ausfindig gemacht und war ihm zu der Trauerfeier gefolgt. Eine hübsche Idee, die Übergabe bei einem so öffentlichen Ereignis vorzunehmen – sein Leben hatte es den Mann trotzdem gekostet.
Mit einem weiblichen Agenten hatte Visser allerdings nicht gerechnet. Die Frau hatte Mut, das musste er ihr lassen: ihn zur Rede zu stellen, während die Vögel sie umkreisten und dann einen der Falken in der Luft außer Gefecht zu setzen … Die meisten ergriffen panisch die Flucht und wurden dann im Laufen erledigt.
Jetzt hatte also diese junge Frau die Karte. Er musste sie ihr wieder abnehmen. So war das im Leben eines Agenten: Manchmal musste man seine Pläne spontan ändern. Er hatte die feste Absicht gehabt, die Agentin zu töten und fertig. Doch als die Soldaten und Polizisten auftauchten, wurde der Plan hinfällig. Sie wäre tot gewesen, und jemand anderes hätte die Karte an sich genommen. Stattdessen hatte er im letzten Augenblick einem der Falken den Befehl erteilt, ein spezielles kleines Instrument auf sie fallen zu lassen.
Das könnte sich als nützlich erweisen. Vielleicht führte ihn die Agentin ja zu einer fetteren Beute. Zumindest würde er das seinen Auftraggebern von der Clockwork Guild sagen. Noch innerhalb der nächsten Stunde würde er ihnen ein Telegramm schicken.
Visser spürte, wie sich langsam ein Gefühl von Befriedigung einstellte. So sollten die Dinge laufen: Alle Rädchen greifen reibungslos ineinander wie bei einem Schweizer Uhrwerk.
Er holte einen Kompass aus der Tasche und stellte erfreut fest, dass die Nadel nicht auf Norden stand, sondern in Richtung der Tür zeigte, durch welche die junge Frau verschwunden war. Visser beobachtete, wie sich die Nadel langsam bewegte. Vermutlich saß die Agentin mittlerweile in einer Droschke.
Jetzt galt es, die Verfolgung aufzunehmen. Er zerzauste sein blondes Haar und griff nach dem Handkoffer. Dann hastete er die Stufen hinunter und stürzte schreiend aus der Kirche: »Die Vögel! Die Vögel sind auf der Empore!« Er rannte an den Soldaten vorbei, die noch immer auf die Befehle ihrer Offiziere warteten.
M odo atmete auf, als sich das Tor der Anstalt hinter ihm schloss. Er war erstaunt, dass es draußen noch hell war, denn es kam ihm so vor, als hätte er Stunden in Bethlem verbracht. Und das Treffen mit Alexander King hatte ihm keine Informationen geliefert.
Modo war noch nie zuvor so direkt mit jemandem konfrontiert worden, der den Verstand verloren hatte. Am verstörendsten war
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