Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt
so ein Nonsens!, dachte er. Nachdem er Seite an Seite mit der französischen Agentin Colette Brunet gegen die Clockwork Guild gekämpft hatte, war ihm oft von Octavia die kalte Schulter gezeigt worden. Vielleicht hatte sie ihn aus diesem Grund während der letzten Monate nicht sehen wollen.
Modo würde nie aus Octavia schlau werden. Gerade waren sie noch beste Freunde, und im nächsten Augenblick fühlte sie sich wegen irgendetwas gekränkt und war ihm böse. Und dennoch musste er ständig an sie denken, wenn sie voneinander getrennt waren.
So wie die Dinge nach diesem Einstieg zwischen ihnen standen, würde die Reise sehr lang werden.
V isser folgte seinen Zielpersonen über die Gangway auf die RMS Rome . In jeder Hand trug er einen Koffer. Er hatte sein blondes Haar schwarz gefärbt und als Garderobe Melone und Jackett gewählt. Außerdem trug er ein goldenes Brillengestell, um sich den Anschein eines Bücherwurms oder Künstlers zu geben. Diesen Aufwand hatte er betrieben, um zu verhindern, dass die junge Agentin in ihm den Mann aus der Westminster Abbey erkannte. Die Papiere in seiner Tasche wiesen ihn als Albert Carpenter aus, einen amerikanischen Staatsbürger. Er hatte immer schon Spaß daran gehabt, den amerikanischen Akzent nachzuahmen.
Es war ein Leichtes gewesen, ein paar Straßenjungen anzuheuern, um den feindlichen Stützpunkt zu beobachten, und dann der Reisegesellschaft zum Hafen zu folgen, nachdem man ihn über den Aufbruch informiert hatte. Dort kaufte er ebenfalls ein Ticket nach Sydney, Australien, und es blieb ihm sogar noch Zeit, seinen Auftraggebern ein Telegramm mit Einzelheiten zu den Reisenden zu schicken. Er war der Letzte, der an Bord ging.
Visser erkannte Mr Socrates, weil er in den Akten der Gilde Porträtskizzen von ihm gesehen hatte. Ein hochintelligenter, fähiger Mann. Sein indischer Diener, Tharpa, war der gefährlichere von beiden. Es war besser, ihn aus einiger Entfernung zu töten. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte man wahrscheinlich am besten beide von Weitem erledigen.
Nicht, dass er den Auftrag hatte, sie zu töten. Sein Befehl lautete lediglich, Mr Socrates auf den Fersen zu bleiben und über seine Aktivitäten Bericht zu erstatten. Visser kannte weder die Namen noch den Hintergrund der anderen drei Personen in Mr Socrates’ Begleitung, aber er würde schon bald hinter ihre Geheimnisse kommen. Er hatte bereits erlebt, wozu die junge Frau fähig war, als sie von seinen mechanischen Falken angegriffen wurde. Er würde auch vor den anderen beiden auf der Hut sein. Höchstwahrscheinlich waren sie ebenfalls Agenten. Die ältere Frau hatte womöglich den einen oder anderen Trick auf Lager.
Während er über das Deck schritt, hörte er gelegentlich ein Klicken aus einem seiner Koffer. Hatte er die Falken vielleicht nicht vollständig ausgeschaltet? Obwohl er mehrere Lektionen im Umgang mit ihrem komplizierten Federwerk und den verschiedenen Hebeln erhalten hatte, gab es immer noch einiges an den Vögeln, was ihm rätselhaft blieb. Die Falken waren mehr als bloße Maschinen, das stand fest.
Er merkte sich die Kabinen, die seine Zielpersonen bezogen, und folgte dann dem Steward zu seiner eigenen.
D a Modo sein verändertes Aussehen nicht länger als fünf Stunden aufrechterhalten konnte, war er gezwungen, viel Zeit in der Kabine zu verbringen. Nach dem morgendlichen Frühstück im Speisesaal, bestehend aus Brötchen und Eiern, kehrte er immer in die Kabine zurück und ließ die Gesichtszüge des Doktors in ihre natürliche Form zurückgleiten. Dann lieferte er sich mit Tharpa Sparrings, bei denen er jeden Tag neue blaue Flecken davontrug.
An den Nachmittagen kam Mrs Finchley vorbei, um ihm Schauspielunterricht zu erteilen. Modo fühlte sich in sein Leben auf Ravenscroft zurückversetzt, und sein Herz sehnte sich nach jener Zeit, als alles einfacher war, weil es nur ihn, Mrs Finchley, Tharpa und gelegentlich Mr Socrates gab.
»Ist das ein Dolch, was ich vor mir erblicke, der Griff gegen meine Hand gekehrt?«, rezitierte Modo. »Komm, lass dich packen!«
Mrs Finchley applaudierte. »Jetzt werde ich überflüssig!«
Modo spielte gern den Macbeth, es war eine seiner Lieblingsrollen. »Aber Sie werden nie überflüssig sein!«, protestierte er.
Sie tätschelte seine Schulter. »Ich meine doch nur beim Schauspielunterricht, Modo. Ich hoffe, dass ich ansonsten nie überflüssig für dich werde und du weiterhin gern Zeit mit mir verbringst. Ich bin so
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