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Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt

Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt

Titel: Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Slade
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stolz. Manchmal gehst du derart in der Rolle auf, dass du ganz zu der Person wirst, die du spielst. Das ist die Quintessenz großer Schauspielkunst. Du hast ungeheures Talent für einen so jungen Mann – aber eins musst du vergessen.«
    »Etwas vergessen? Was?«
    »Dich selbst! Jeder exzellente Schauspieler glaubt in seinem Herzen, der zu sein, dessen Rolle er gerade spielt.«
    Da könnte was dran sein, dachte Modo. Aber es schien ihm unvorstellbar, dass er je ganz vergessen könnte, wer er war, und deshalb würde er nie völlig in einer Rolle aufgehen können. Wie sollte er sein Leben, sein Gesicht vergessen? Er ließ den imaginären Dolch sinken.
    »Wie macht sich Octavia im Unterricht?«, erkundigte er sich. Er hatte die Freundin nur selten unter vier Augen gesprochen, seit sie an Bord gegangen waren. Sie nahm mit ihnen gemeinsam die Mahlzeiten ein, aber war ansonsten sehr beschäftigt mit ihren eigenen Studien.
    »Sie macht schöne Fortschritte. Das Mädchen ist ein kluges, außergewöhnliches Talent«, erwiderte Mrs Finchley.
    »So talentiert wie moi ?«, fragte er, gespielt fröhlich. Mrs Finchley hatte so stolz geklungen, dass er unweigerlich die Fäuste ballte.
    »Ach, ihr habt beide eure ganz eigenen herausragenden Fähigkeiten. Also, lass uns jetzt an deinem Akzent und Auftreten arbeiten.«
    Nach dem vierten Trainingstag in Folge gelang es Modo zweimal, Tharpa auf den Rücken zu werfen. Jedes Mal stand sein Kampflehrer auf, klopfte sich den Staub ab und grinste Modo an. »Gut! Gut!«
    Wenn Modo freihatte, unternahm er Streifzüge auf dem Schiff, blickte auf den Atlantik hinaus und suchte den Salon auf, um eine Limonade oder einen Limonensaft zu trinken. Er war erleichtert, dass der Dampfer dicht an der europäischen Küste entlangfuhr. Bei der Vorstellung, abermals wie erst vor wenigen Monaten ins Meer zu fallen, erschauderte er. Damals wäre er um ein Haar erfroren. Sein Körper erinnerte sich noch gut daran. Und jedes Mal, wenn Modo hinunter in das tiefe Wasser blickte, musste er an die Kapitänin Monturiol und an Cerdà denken und wegen der Traurigkeit, die dann in ihm aufstieg, schlucken. Das Meer war ihr Grab, das gesunkene Unterseeboot ihr Sarg.
    Um sich von seinen Erinnerungen abzulenken, befolgte er eine von Mr Socrates’ Instruktionen, die lautete, so viel wie möglich über die anderen Passagiere herauszufinden. Es gab insgesamt einhundertfünfundzwanzig Salonpassagiere. Es war ein Leichtes gewesen, den Zahlmeister um einen Blick hinter die Kulissen zu bitten und sich dann heimlich die Passagierliste anzusehen, während der Mann nach draußen gerufen wurde, um irgendeine Frage zur Lohnabrechnung zu beantworten. Die Namen waren ziemlich gewöhnlich: Mr und Mrs Henderson, Mr und Mrs Hare, die Herren M. Collier und C.P. Davis, Mr Carpenter, Miss Hoddle und Miss Fulton, Mr und Mrs O. Sheppard mit zwei Kindern, Mr R. Reid und Sohn A. Reid nebst Diener, C. Chandra und Mrs Finchley …
    Modo las die letzten Zeilen ein zweites Mal. Da stand es schwarz auf weiß. Jeder, der das las, würde glauben, dass er Mr Socrates’ Sohn war. Er vermutete, dass Mrs Finchley ihren Namen nicht ändern musste, weil sie keine Agentin war. Aber es war merkwürdig, dass Tharpa nicht namentlich als Passagier geführt wurde. Was, wenn das Schiff unterging und alle dabei ertranken? Würde er dann überhaupt gezählt?
    Modo prägte sich die Liste ein. Er würde ein Spiel daraus machen, die Namen den einzelnen Gesichtern zuzuordnen. Das Gleiche würde er mit den Messejungen, den Stewards, Matrosen und Offizieren machen. Mr Socrates rechnete nicht mit irgendwelchen Zwischenfällen während der Überfahrt, aber es war vernünftig, zu wissen, mit wem sie so viel Zeit verbrachten.
    Natürlich wurden an Bord auch noch andere Zerstreuungen zum Zeitvertreib geboten. Modo bemühte sich, so viel wie möglich über Australien in Erfahrung zu bringen, indem er den Unterhaltungen von Passagieren mit australischem Akzent lauschte und jedem, mit dem er plauderte, Fragen stellte. Für die Gäste der ersten Klasse gab es Malunterricht (den Modo ausließ), Kartenspiele, gemeinsame Liederrunden, Krocketturniere an Deck, und in einem der offenen Laderäume wurde sogar Cricket gespielt. Modo hatte nie an einem Cricketmatch teilgenommen, aber vor gut einem Jahr war er einmal das Regelwerk durchgegangen, weil es ihm für das Überleben im Britischen Empire unabdingbar erschien, wenigstens oberflächliche Kenntnisse in dieser

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