Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt
Promenadendeck bereits, und einige Passagiere tanzten. Modo blieb wie angewurzelt stehen, so schön war der Anblick, der sich ihm bot. Wie geplant, fand der Ball statt, während das Schiff das Horn von Afrika passierte, und die Abendsonne tauchte die flache, sandige Küste in rotes Licht. Selbst über dem Indischen Ozean lag ein warmer Schimmer, und davor hoben sich die Silhouetten der eleganten Herren und der Damen in ihren raffinierten Roben ab. Es war alles so kultiviert! Das war Britannien!
Einer der Messejungen reichte ihm eine Tanzkarte, auf der die einzelnen Tänze des Abends aufgeführt waren, gefolgt von der Weisung: Die Gentlemen sind gebeten, Säbel und Sporen vor dem Eröffnungswalzer abzulegen.
Bei einem Blick auf die Liste stellte Modo fest, dass er die Polonaise verpasst hatte. Das Orchester spielte jetzt einen Walzer. Frauen in Ballkleidern in den unterschiedlichsten Farben und Schnitten schwebten im Arm schwarz befrackter Herren vorüber. Modo entdeckte Octavia zwischen den anderen Paaren, und sie tanzte doch tatsächlich mit Mr Socrates! Sie trug eine dunkelrote Robe, und ihre Locken waren straff zusammengefasst. Ob Mrs Finchley ihr wohl mit dem Haar geholfen hatte? Die kunstvoll geflochtenen Zöpfe wurden von roten Schleifen gehalten. Modo hatte noch nie eine so aufwendige Flechtfrisur gesehen. Und Octavia bewegte sich mit beeindruckender Selbstsicherheit. Man konnte sie leicht für eine junge Dame der Oberschicht halten.
Als das Orchester eine Mazurka-Quadrille anstimmte, musste Modo mit ansehen, wie Octavia die Aufforderung eines recht gut aussehenden Offiziers annahm. Es galt keine Zeit zu verlieren. Modo eilte zum hinteren Ende des Oberdecks und blieb atemlos vor Mrs Finchley stehen: »Würden Sie mir die Freude machen, mit mir zu tanzen?«
»Mr Anthony Reid«, erwiderte sie mit gespielter Überheblichkeit, »›die Freude machen‹ ist nicht der passende Ausdruck. Es heißt ›die Ehre erweisen‹.«
»Ah«, Modo verbeugte sich, »würden Sie mir die Ehre erweisen und diese Quadrille mit mir tanzen?«
Sie knickste, reichte ihm ihre Hand, und sie schlossen sich den elf Paaren an, die sich bereits auf der Tanzfläche drehten. Modo hatte vor Jahren mit Mrs Finchley die Quadrille geübt. Damals hatte er sich die anderen Paare und das komplizierte Muster an Figuren dazudenken müssen. Jetzt wurde Modo schlagartig klar, dass es sehr viel schwieriger war, mit einer tatsächlichen Gruppe zu tanzen. Anfangs stellte er sich ungeschickt an und verlor manchmal den Takt, aber nach einigen tiefen Atemzügen und ein paar geflüsterten Ermutigungen von Mrs Finchley entspannte er sich, und seine Schritte wurden sicherer.
»Tauche in die Musik ein«, riet ihm Mrs Finchley leise. »Spüre den Rhythmus.«
Da die Mazurka im Kreis getanzt wurde, fand er sich gelegentlich für einen flüchtigen Augenblick neben Octavia wieder, manchmal so dicht, dass er sogar eine vertrauliche Bemerkung machen konnte.
»Du siehst fantastisch aus«, sagte er bei einer dieser Gelegenheiten, als er seinen rechten Arm unter ihren hakte und sie sich umeinander drehten.
»Ich weiß«, antwortete sie mit einem koketten Lächeln. »Und, mein lieber Cousin? Wirst du auf dem Indischen Ozean nicht seekrank?«
»Nicht die Spur! Der Pazifik kann kommen!«
Octavia wirbelte mit einem jungen Mann in schickem weißem Uniformrock mit Goldknöpfen davon. An seinem Rangabzeichen erkannte Modo, dass es sich nur um einen einfachen Schiffsschreiber handelte! Allerdings überragte er Modo um gut fünfzehn Zentimeter.
Bald führte der Tanz Modo und Octavia wieder zusammen. »Du siehst aber auch recht gut aus«, sagte sie, während sie wieder davonschwebte. »Wobei man natürlich nicht vergessen darf, dass du überhaupt nicht du selbst bist.«
Die Mazurka brachte Octavia zu seiner großen Enttäuschung kein weiteres Mal in seine Nähe. Die Musik endete, und die Tänzer verbeugten sich voreinander. Als er aufsah, war Octavia bereits in Begleitung eines anderen Offiziers, diesmal eines Lieutenant. Der silbergraue Kapitän hatte Mrs Finchley aufgefordert und so fand sich Modo allein am Rande der Tanzfläche wieder, als die Kapelle zu einer schrecklich schwungvollen Polka ansetzte. Er selbst fühlte sich kein bisschen schwungvoll.
Modo ließ sich auf einen Deckstuhl fallen. Was hatte Octavia mit ihrer letzten Bemerkung gemeint? War es ein Fehler gewesen, sich ihr mit dem Gesicht des Doktors zu zeigen? Immerhin war ihr das Gesicht des
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