Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt
verschafft. Allerdings hat er schlechten Stil bewiesen, als er sich umbringen ließ, ohne uns zuvor mitzuteilen, warum die Karte so wichtig ist.«
»Ist das eine Schatzkarte?«, fragte Octavia. Sie hatte das Dokument bereits in der Kutsche studiert, war aus dem Wirrwarr an Linien aber nicht schlau geworden.
»Oh, es ist vielmehr als das, Octavia! Diese Karte wird uns zu einem Tempel führen. Und dort befindet sich etwas, was zu einer wichtigen Waffe für das britische Arsenal werden könnte.«
»Eine Waffe?«, fragte Modo nach. »Was für eine?«
»Das ist der Haken an der Sache. Ich weiß nicht genau, um was es sich handelt.«
»Und was hat der geisteskranke Entdecker Alexander King damit zu tun?«, wollte Modo wissen.
Octavia fiel auf, dass Modo irgendwie älter wirkte. Weniger sein Gesicht, denn das veränderte sich ja ständig, aber vielleicht seine Augen.
»Nun, diese Karte gehörte King. Oder zumindest war sie einmal in seinem Besitz. Und vor King war sie in Dr. Livingstones Besitz. Ich habe Informanten im Adventurers’ Club, die sagen, dass seit Jahrzehnten über die Existenz dieser Karte gemunkelt wird. Gut, man darf nie vergessen, dass diese Abenteurer und Entdecker geschwätziger sind als Damen bei einer Teegesellschaft. Deshalb begegne ich solchen Gerüchten mit Vorsicht. Aber ich wollte wissen, was King in den Wahnsinn getrieben hat, wo er doch allen Berichten zufolge bei bester geistiger Gesundheit war, als er zu seiner Expedition nach Australien aufbrach.«
»Bei bester geistiger Gesundheit? Er hat zwei Männer umgebracht!«, warf Octavia ein.
»Dafür ist keine Geisteskrankheit verantwortlich, sondern leider die menschliche Natur. Also, manche Menschen halten es nicht lange im Dschungel aus. Es kann sie um den Verstand bringen. Interessanter erscheint mir allerdings eine alte Legende, wonach die Ägypter einst in Australien eine Stadt errichtet haben in der Hoffnung, ein neues ägyptisches Weltreich zu gründen. Sie sollen auf der Flucht vor den Persern gewesen sein oder vor Alexander dem Großen.«
»Ist das möglich?«
»Alles ist möglich. Es ist nicht wahrscheinlich, aber wir müssen jedem Hinweis nachgehen. Unter jenen Mitgliedern des Adventurers’ Club erzählt man sich von einem Artefakt, das ›Gottesgesicht‹ genannt wird. Es soll ein Gegenstand sein, der Wahnsinn hervorruft. Ich habe das für eine der üblichen Märchengeschichten gehalten, bis Mr King nach Australien reiste, anscheinend diese ägyptische Stadt fand und von dort völlig geistesgestört zurückkehrte.«
»Aber es muss noch jemand von der Sache wissen«, warf Octavia ein, »sonst wäre Fred Land nicht vor meinen Augen ermordet worden.«
»Das sehe ich auch so. Deshalb hätte ich es begrüßt, wenn du mehr herausgefunden hättest.«
»Entschuldigung. Ich habe es vorgezogen, am Leben zu bleiben.«
»Nicht weiter schlimm. Deine Beschreibung der mechanischen Falken kann nur bedeuten, dass die Clockwork Guild wieder am Werk ist. Da es ihr nicht gelungen ist, die Karte in die Finger zu bekommen, haben wir wohl einen Vorsprung. Wie ihr wahrscheinlich schon vermutet, werden wir der Karte folgen, die Ruinen ausfindig machen und dieses mysteriöse Artefakt suchen. Vielleicht stellt sich auch heraus, dass es dort gar nichts zu entdecken gibt. Aber so oder so wird es ein Abenteuer. Fragen?«
Octavia fand es ungeheuerlich, dass Modo seine Hand hob, als säße er in einem Klassenzimmer. Manchmal war er so pflichteifrig, dass sie ihn am liebsten geohrfeigt hätte.
»Ja, Modo?«, sagte Mr Socrates.
»Mit welchen möglichen Gefahren haben wir zu rechnen? Abgesehen von der Clockwork Guild natürlich. Gefährliche Tiere? Pflanzen? Ist diese Gegend von Australien besiedelt?«
»Wegen der Tiere und Pflanzen müssen wir uns kaum Sorgen machen, so viel kann ich versprechen. Und was die Bevölkerung angeht, ja, dort im Regenwald leben verschiedene Stämme. Aber laut meiner Quellen hatten sie bislang kaum Kontakt mit zivilisierten Menschen. Wahrscheinlich verschwinden sie, lange bevor wir ihnen begegnen könnten, im Dschungel.«
»Aber was passiert, wenn wir ihnen doch begegnen?«, fragte Octavia.
»Wir reagieren auf die Gegebenheiten. Um es ganz offen zu sagen: Falls sie aggressiv sind, haben wir Gewehre und sie Speere. Aber mir wäre es lieber, sie in Ruhe zu lassen. In Afrika war es stets meine Devise, so weit als möglich ein direktes Zusammentreffen zu vermeiden. Diese Ureinwohner sind wie Kinder. Wir wollen sie nicht zu
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