Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt
wie …?« Octavia wollte wissen, wie er in Wahrheit aussah, doch stattdessen fragte sie: »Und woher kommt er?«
»Das darf ich dir nicht sagen. Mr Socrates hütet solche Geheimnisse gut.«
»Aber wer waren seine Eltern?«
Mrs Finchley zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, sie haben ihn im Stich gelassen.«
»Warum?«
»Darauf weiß ich auch keine Antwort«, erwiderte Mrs Finchley. »Ich wünschte nur, seine Eltern könnten ihn heute sehen und wüssten, dass er der außergewöhnlichste junge Mann ist, den ich je gekannt habe.«
Octavia nickte. »Ja, das ist er wirklich«, flüsterte sie.
Es klopfte an der Kabinentür. Tauchte Modo etwa gerade jetzt auf, da sie von ihm sprachen? Octavia verspürte plötzlich den dringenden Wunsch, sich bei ihm dafür zu entschuldigen, dass sie ihn links liegen gelassen hatte.
Doch als Mrs Finchley öffnete, stand Tharpa vor der Tür. Seine Miene war so undurchdringlich wie Stein.
»Octavia, bitte komme umgehend in Mr Socrates’ Kabine. Er hat eine Besprechung anberaumt.«
Octavia richtete rasch ihre Frisur, dann folgte sie Tharpa.
Mr Socrates saß mit einer Teetasse in der Hand an einem Eichenholztisch. Vor ihm lagen Papiere ausgebreitet. Modo war noch nicht eingetroffen.
Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen und war überrascht, wie viel größer diese Kabine im Vergleich zu der war, die sie sich mit Mrs Finchley teilte. Das Bullauge war tatsächlich doppelt so groß. Eine Holzvertäfelung zierte die untere Hälfte der Wände und die obere bedeckten Tapeten mit einem Motiv aus verschlungenen Drachen. Sein Bett sah tadellos aus, sie bemerkte nicht die kleinste Falte. Ob Tharpa wohl das Bett machte – oder Mr Socrates selbst? Natürlich gab es Stewards, aber sie vermutete, dass Mr Socrates das selbst erledigte. Schließlich hatte er einen militärischen Hintergrund, und diese Leute waren immer pingelig, wenn es um Ordentlichkeit ging.
Octavias Blick fiel auf das gemalte Porträt einer Frau, das auf der Frisierkommode stand. War Mr Socrates verheiratet gewesen? Oder war er es noch?
Tharpa schob einen Stuhl für sie zurück, und sie setzte sich. Ihre Turnüre drückte gegen die Lehne. Diese verflixten Dinger sahen ja hübsch aus, aber für ihren Geschmack waren sie viel zu unpraktisch.
Modo klopfte an und trat ein. Beim Anblick seines neuen Gesichts stutzte Octavia immer noch jedes Mal. Sie stellte fest, dass ihr Herz schneller schlug. Es schien keine Rolle zu spielen, welches Gesicht er trug – er berührte etwas in ihr.
»Du hast dich schon wieder verspätet«, tadelte ihn Mr Socrates vor allen anderen.
»Es tut mir leid, Vater«, antwortete Modo.
»Du kannst mich für die Dauer unserer Besprechung Mr Socrates nennen.«
»Verstanden, Sir. Ich bedaure meine Verspätung. Ich musste mich erst für das Treffen vorbereiten. Sie haben mich zwar gut ausgebildet, aber ich benötige trotzdem mehr als nur ein paar Minuten, um die adaptive Transformation zu vollziehen.« Er nickte Octavia zu. »Es freut mich, Sie zu sehen, Miss Milkweed.«
Octavia wusste nicht, was sie von dieser Förmlichkeit halten sollte. »Und es ist schön, dich zu sehen, Modo.«
»Wo ist Mrs Finchley?«, erkundigte er sich.
»Ihre Anwesenheit ist bei diesem Treffen nicht erforderlich«, erklärte Mr Socrates. »Gut, fangen wir an. Ich hoffe, ihr habt diese erholsamen Wochen genossen. Ich freue mich über die Fortschritte, die ihr beiden in euren Studien und beim Training gemacht habt. Vor uns liegt eine Mission, die eure Fähigkeiten auf die Probe stellen wird und vielleicht den Lauf der britischen Geschichte verändert.«
Octavia zog die Augenbrauen hoch. »Tatsächlich?«
»Nun ja«, Mr Socrates lachte, »vielleicht übertreibe ich ein wenig. Aber ich gebe zu, dass ich den Entdeckungen, die wir möglicherweise machen, mit freudiger Ungeduld entgegensehe.« Er faltete eine Karte auf dem Tisch auseinander. Es war die Karte, die Octavia von dem Fremden in der Westminster Abbey erhalten hatte. »Ich habe in jedem Hafen, den wir angelaufen haben, Telegramme erhalten, doch das hier ist nach wie vor das wichtigste Dokument für uns. Der australische Gentleman, dem wir die Karte verdanken, heißt Fred Land. Er hatte mir – wie soll ich es ausdrücken – über unsere Gewährsleute die Nachricht zukommen lassen, dass er eine sehr wichtige Information für das Empire besitze. Selbstverständlich hatte die ihren Preis. Wir haben gezahlt, und er hat England diese Karte
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