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Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt

Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt

Titel: Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Slade
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und öffnete einladend die Kabinentür. »Möchten Sie einen Whiskey? Das ist Tradition, wenn ich diese Geschichte erzähle.«
    »Einen Whiskey? Zu freundlich, aber ich sollte besser zum Ball zurückkehren. Mein Vater wird mich schon vermissen.«
    »Ach, Ihr Vater wird Ihnen doch nicht einen Drink mit einem neuen Freund missgönnen, oder? Ich bestehe darauf, Mr Reid.«
    Der junge Mann lächelte. »Also gut, dann auf einen. Um die Kehle zu befeuchten, wie man so schön sagt. Das ist wirklich überaus liebenswürdig von Ihnen.«
    Visser ließ dem jungen Mann mit einer Handbewegung den Vortritt. Er folgte und schloss die Tür hinter sich.

 
     
    M odo nahm an dem kleinen Tisch gegenüber Mr Carpenter Platz. Durch das Bullauge blickte man auf den Indischen Ozean. Er machte sich rasch ein Bild von der Kabine: Direkt hinter dem Mann stand ein Bett, daneben ein geschlossener Handkoffer. Auf den Wandborden waren mehrere Bücher aufgereiht. Alles wirkte aufgeräumt und ordentlich. Auf dem Tisch lag ein aufgeschlagenes Skizzenbuch; der Mann war also tatsächlich Künstler.
    Modo dämmerte schnell, dass es dumm gewesen war, die Einladung anzunehmen. Carpenter hatte die Tür geschlossen, aber wenigstens nicht abgesperrt. Sollte es zu einem Kampf kommen, würde die Tanzmusik draußen sämtliche Geräusche verschlucken. Er war zwar zuversichtlich, dass er im Falle von Handgreiflichkeiten mit dem relativ kleinen Mann fertigwerden würde, doch seine Bewegungen hatten etwas Geschmeidiges. Er sah jetzt älter aus, als er auf den ersten Blick gewirkt hatte. Im Schein der Gaslampe bemerkte Modo, dass Narben auch seine Wangen verunstalteten. Eine zog sich als weiße Linie seitlich über seinen Hals. Carpenters Augen hatten heftig gezuckt, als er sich nach den Narben auf dem Arm erkundigt hatte. Ein Zeichen dafür, dass die Frage ihn überrascht hatte und ihm unangenehm war.
    »Das ist Jameson, ein irischer Whiskey, aber er ist gut«, erklärte Carpenter, während er zwei Gläser zur Hälfte füllte und eines vor Modo auf den Tisch stellte.
    »Das glaube ich sofort.« Modo umschloss sein Glas mit der Hand, doch er trank nicht. »Sie wollten mir die Geschichte Ihrer Narben erzählen. Waren Sie in der Armee?«
    »Meine Güte, nein«, wehrte Carpenter ab. »Für so ein Leben bin ich nicht hart genug. Ich habe auf einer Ranch als Viehtreiber gearbeitet, als ich noch jünger war. Allerdings habe ich in dem Job auch eine armselige Figur abgegeben. Ich habe mir die Arme am Stacheldraht aufgeschlitzt.«
    »Stacheldraht? Das kenne ich nicht.«
    »Das ist ein Drahtzaun mit Metallhaken, der das Vieh am Davonlaufen hindert. Es ist knifflig, den Zaun von der Rolle abzuwickeln. Wir haben Maultiere davorgespannt, um ihn durch eine Schlucht zu ziehen. Dabei hat er sich um meinen Arm gewickelt.«
    »Was für ein Pech!«, sagte Modo. Er hörte ein Ticken. Aber nirgends im Raum hatte er eine Uhr gesehen.
    »Am nächsten Tag haben sie mich gefeuert«, fuhr Carpenter fort. »Nur einer von vielen Gründen, warum ich nicht zum Viehtreiber geschaffen war. Auf dem Pferderücken war ich eine völlige Niete. Aber es ist gut, dass es so gekommen ist. Ich bin aufs College gegangen und wurde Illustrator. Ich arbeite für kleinere Zeitungen.« Er schob Modo das Skizzenheft zu und blätterte in den Seiten. Modo erkannte Szenen des Lebens an Bord, Zeichnungen jüngeren Datums.
    Das war eine gut erzählte oder gut einstudierte Geschichte, dachte Modo. Der Mann konnte sogar mit Illustrationen belegen, dass er ein Künstler war. Aber da lag auch eine eiserne Entschlossenheit in seinen Augen. Der Mann blickte ihn fest an, als versuchte er, zu ergründen, ob Modo ihm glaubte.
    »Jetzt, da ich die Narben genauer sehe, erinnern sie mich an die von Vogelklauen.« Modo erinnerte sich an Octavias Schilderung des Falkners in der Westminster Abbey.
    »Klauen?«
    »Ja, von Falken. In England gibt es nach wie vor ein paar Falkner. Noch nicht alle haben sich auf diese furchtbare Taubenzucht verlegt.« Das Ticken kam aus dem Koffer.
    »Merkwürdig«, sagte Carpenter. »Die einzigen Falken, die ich je gesehen habe, waren auf der Ranch in Wyoming. Bitte trinken Sie doch, Mr Reid.«
    Modo führte das Glas zum Mund. Der Mann beobachtete ihn aufmerksam, zu aufmerksam. Wahrscheinlich war der Whiskey vergiftet!
    »Verzeihen Sie, Sir, aber ich habe mich gerade daran erinnert, dass mein Magen immer gereizt auf Whiskey reagiert. Vielen Dank trotzdem. Ich denke, ich sollte jetzt auf den Ball

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