Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt
dir an, was der britische Einfallsreichtum geschaffen hat!« Er machte eine ausladende Handbewegung. Während Modo die Stadt betrachtete, warf Mr Socrates ihm einen kurzen Seitenblick zu. Manchmal schien es, als würde Modo ihn anbeten. Das war sowohl ein Kompliment als auch eine schlechte Angewohnheit. Er würde dafür sorgen müssen, dass das Herz des Jungen härter wurde. Die Welt da draußen war brutal und gnadenlos, besonders gegenüber einem Menschen, dessen Gesicht Kinder erschreckte und Erwachsene abstieß. Wenn er von der britischen Gesellschaft eines wusste, dann, dass sie mit Hingabe das Hässliche zerstörte. Er würde dem Jungen gegenüber mehr Disziplin walten lassen müssen, zu seinem eigenen Besten.
Er betrachtete Modo abermals, und schlagartig wurde ihm bewusst, dass er kein Junge mehr war. Wie alt war er jetzt wohl? Er hatte ihn vor vierzehn Jahren als ganz kleines Kind gefunden. Mittlerweile müsste er fünfzehn oder sechzehn Jahre alt sein. Ein junger Mann. Warum hatte er Modo keinen Geburtstag gegeben? Er hätte einfach irgendein beliebiges Datum wählen können. Du sentimentaler alter Narr, rief er sich zur Ordnung. Wozu braucht Modo einen Geburtstag? Er hatte ihn viel zu sehr behütet. Modo hätte während der letzten Monate auf mehrere Einsätze geschickt werden können, aber er hatte ihn zurückgehalten. Bei seinem letzten Auftrag hätte er Modo beinahe verloren.
Ein Gedanke schoss Mr Socrates durch den Kopf. Könnte es sein, dass er in Wahrheit diese Reise nur machte, um Modo zu beschützen? Ein Stich im Herzen verriet ihm die Antwort.
So geht das nicht, ermahnte er sich und starrte hinunter ins Wasser. Er durfte sich keine gefühlsmäßige Bindung an Untergebene erlauben. Das hatte er als Offizier auf der Krim gelernt. Dieselben Regeln galten auch hier. Britannien ließ sich nicht mit Sentimentalitäten und weicher Hand verteidigen.
»Jetzt haben wir lange genug die Aussicht bewundert«, sagte Mr Socrates. »Bereite dich für die Ankunft vor. Wir gehen schon bald von Bord.«
»Ja, Vater«, antwortete Modo, drehte sich um und eilte über das Deck davon.
Mr Socrates sah ihm nach. Wie viele Jahre waren vergangen, seit er den Jungen aus dem Zigeunerwagen gerettet hatte. Es schien ihm eine Ewigkeit her zu sein.
M odo wartete neben seinem Gepäck vor der Kabine und beobachtete, wie die Rome auf Cockatoo Island anlegte. Der kuriose Name der Insel amüsierte ihn und machte ihm bewusst, dass er nicht mehr in London war.
»Das war mal eine Gefängnisinsel«, erklärte ihm ein Messejunge, während er Gepäckanhänger an Modos Koffern anbrachte. Parker. Das war der Nachname des Jungen. »Die Hafenanlage auf der Insel ist von Sträflingen gebaut worden. Mittlerweile sind sie alle in ein anderes Gefängnis verlegt worden. Sie müssen sich also wegen der gefährlichen Typen keine Sorgen machen, Sir. Von denen sind nur noch ein paar Knochen und ruhelose Geister da.«
Modo gab dem Jungen ein Trinkgeld, und wenig später tauchten auch schon die Träger auf, um sein Gepäck zu holen. Modo war froh, dem Kabinenleben endgültig den Rücken zu kehren. Es war ein komfortables Quartier gewesen, aber er hatte es satt, sich wie ein eingepferchtes Huhn zu fühlen.
Auch die anderen traten jetzt aus ihren Türen, und Mr Socrates ging der kleinen Reisegesellschaft über die Gangway voran. Modo war von Octavias Garderobe angetan: Sie trug einen entzückenden grünen Hut und ein grünes Kleid mit Krinoline. Mrs Finchley hatte sich ebenfalls für die Ankunft in der Stadt herausgeputzt.
Sie hatten neben dem britischen Kriegsschiff Rosario festgemacht, und während sie die hölzerne Pier entlanggingen, bestaunte Modo die Größe des Dampfschiffes und die Kanonen an Deck. Er versuchte, sich das Leben der Seeleute auszumalen, die so viele Jahre auf dem Meer verbrachten. Er würde bei seiner Tätigkeit als Geheimagent bleiben. Fester Boden unter den Füßen war ihm doch lieber.
Während Tharpa zurückblieb, um das Entladen ihres Gepäcks und der Ausrüstung zu überwachen, führte Mr Socrates die anderen zu einer Fähre, mit der sie das ruhige Gewässer überquerten, auf dem zahlreiche kleinere Dampfer und Jachten kreuzten. Modo überlegte, wie wohl die Straßen in Sydney aussahen. Würden dort Schafe und Kängurus herumrennen? Sie gingen am nördlichen Ufer der Hafenanlagen an Land und stiegen in eine der wartenden Kutschen. Modo saß neben Mr Socrates und starrte mit offenem Mund aus dem Fenster,
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