Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt
diese hatten nichts gemein mit den Bauernhöfen, die Modo in England vom Zugfenster aus gesehen hatte. Es waren weitläufige Gelände mit Hunderten, vielleicht Tausenden von Schafen. Die Straße wurde zu einem staubigen Pfad, der sich zwischen Bäumen und Hügeln dahinschlängelte. Modo hörte Mrs Finchley unten im Wagen klagen.
Eine halbe Stunde später bog die Kutsche in einen sandigen Weg ein und passierte ein Schild, auf dem »Hades’ Paradies« stand. Hier hatte jemand Humor. Sie machten neben einem Ziegelbau, dem Farmhaus, halt. Modo kletterte hinter Tharpa die Leiter hinunter und sprang von der vorletzten Sprosse auf den Boden. Sie wurden von drei großen, grimmigen Männern begrüßt, die staubige Ledermäntel und hellbraune Schlapphüte trugen und mit Gewehren bewaffnet waren. Ihre Stiefel erinnerten an den amerikanischen Westen. Modo entdeckte keine Rangabzeichen an ihrer Kleidung, weshalb er vermutete, dass sie einer Miliz angehörten. Ihre Mienen blieben undurchdringlich und geschäftsmäßig, als Mr Socrates aus dem Wagen stieg. Sobald jedoch die beiden Damen auftauchten, reckten sie die Brust ein wenig vor und lächelten.
Einer der drei, ein Mann Mitte vierzig, trat vor und schüttelte Mr Socrates die Hand.
»Willkommen zurück, Sir«, begrüßte er ihn. »Es ist eine Freude, Sie wiederzusehen.«
»Ganz meinerseits, Clow. Wir sind in den letzten zwanzig Jahren nicht einen Tag gealtert. Ist alles in Ordnung?«
»Ihre Ausrüstung ist wohlbehalten eingetroffen und wird gerade ausgepackt. Und sie ist auch hier.«
Die Art und Weise, wie der Mann das »sie« nahezu ausspuckte, ließ Modo aufhorchen. Aber Mr Socrates zeigte keine wahrnehmbare Reaktion. »Gut, gut.« Dann wandte er sich an seine Begleiter. »Los, ihr müden Gesellen, euer Reittier wartet.«
Reittier? Müssten sie sich gleich in den Sattel schwingen? Modo hatte noch nie auf einem Pferd gesessen und verspürte keine Lust, hier vor all den Männern das Reiten zu lernen. Und vor Octavia.
Außerdem würde er sich bald zurückverwandeln. Er spürte bereits, wie seine Gesichtszüge absackten. Wie dumm! Er hatte seine Maske im Hotel vergessen. Modo rechnete nach, wie viele Stunden seit ihrer Ankunft in Sydney vergangen waren. Ihm blieb kaum mehr als eine halbe Stunde, bevor er seine natürliche Gestalt wieder annehmen würde.
Er wäre gern an Octavias Seite gegangen, aber einer der Soldaten hatte diesen Platz bereits eingenommen, also blieb er ein paar Schritte hinter den beiden. Als sie über eine Bemerkung des Mannes lachte, verdrehte Modo die Augen.
Sie marschierten an dem lang gestreckten einstöckigen Ziegelbau entlang, der so aussah, als wäre er vor hundert Jahren einmal weiß getüncht worden. Dahinter lagen ein geräumiger Holzschuppen und ein freies Gelände, wo mehrere Männer mit Mr Socrates’ Lattenkisten beschäftigt waren. Zwei Arbeiter mühten sich, mit Stemmeisen die Deckel der Kisten aufzuhebeln.
Eine geschmeidige, breitschultrige Frau mit kurzem schwarzem Haar und dunkler Haut stand, in einen hellbraunen Mantel gehüllt, im Zentrum des Geschehens. »Nicht hier, da rüber!«, schrie sie gerade.
Die Männer zuckten zusammen. Modo merkte gleich, dass es ihnen nicht gefiel, sich von der Frau Befehle erteilen zu lassen. Als Mr Socrates näher kam, drehte sie sich zu ihm um. Modo musste sich zusammenreißen, um sich den Schock nicht anmerken zu lassen: Sie hatte zwar ein schönes Gesicht, aber ihre Lippen waren dunkelblau tätowiert, und verschlungene blaue Linien schlängelten sich von der Unterlippe über das gesamte Kinn. Warum hatte sie ihr Gesicht für immer derart gezeichnet?
»Ah, Boss, da sind Sie ja!«, rief die Frau, die vielleicht vierzig Jahre alt war. »Gut. Dann können Sie den Kerlen ja erklären, wie sie Ihren kostbaren Kram zu behandeln haben. Die lassen sich von einem Dingo nicht gern was sagen.«
»Ich freue mich auch, dich wiederzusehen, Elizabeth«, begrüßte sie Mr Socrates.
»Ich heiße Lizzie, und das wissen Sie genau. Sie wollen mich nur auf die Palme bringen.« Schon hatte die Frau sich wieder umgedreht und blaffte: »Sei bloß vorsichtig damit!« Ein Mann, der eine Holzkiste trug, machte einen Satz rückwärts und starrte sie finster an. »Da drin ist ein Höhenmesser. Ich wette, du Wurm weißt nicht mal, was das ist. Wenn du den zerbrichst, brech ich dir die Knochen.«
»Ich mag die Frau«, raunte Octavia Modo zu. Sie starrte Lizzie mit unverhohlener Bewunderung an.
Modo hatte die Frau
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