Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt
als wären sie gestraft worden.
»Was mache ich jetzt bloß mit euch?«, fragte Modo.
M iss Hakkandottir suchte mit dem Fernglas den Himmel und den Regenwald ab. Ihr hatte sich die Gelegenheit geboten, aus der Luft herabzustürzen und sich ihren Erzfeind und eine Handvoll seiner wichtigsten Agenten zu schnappen. Alles hatte sich so wunderbar gefügt, bis dieser Bucklige innerhalb von Minuten ihre Pläne zerschlagen hatte.
Er hatte sich mit einer Geschwindigkeit und Wendigkeit bewegt, wie sie es in ihren kühnsten Träumen nicht für möglich gehalten hätte. Und seine Kraft war wirklich imponierend – die Dampfmaschine einfach hochzuheben! Sie hatten sie mit einem Kran in die Gondel hieven müssen! Ihr einziger Trost war, dass Modo seine Kühnheit mit dem Leben bezahlt hatte, wobei selbst das eine Art Misserfolg darstellte. Selbstverständlich hätte sie Socrates und Tharpa mit all ihrem Wissen nur zu gern zu fassen bekommen, aber Modo wäre noch wichtiger gewesen.
Als sie dem Gildemeister und Dr. Hyde von ihrem Zusammentreffen mit Modo an Bord der Lindwurm und von seiner Fähigkeit, sein Erscheinungsbild zu verwandeln, berichtet hatte, waren die beiden Männer überwältigt gewesen, angesichts der Möglichkeiten, die diese Gabe eröffnete. Sie wollten Modo lebend, um ihn zu untersuchen. Vielleicht könnte man seine Fähigkeiten kopieren. Und beinahe hätte sie ihn gehabt, hier an Deck ihres Luftschiffes! Aber jetzt lag seine zerschmetterte Leiche irgendwo auf dem Boden des Regenwalds, und die Bussarde, Eidechsen und welche Viecher auch immer würden Stück für Stück all seine Geheimnisse vertilgen.
Ein Stück. Ein einziges Stück! Das wäre alles, was sie brauchte! Nur ein Stück seines Körpers. Ein Ohrläppchen! Einen Zeh!
Da erinnerte sie sich an ihren wütenden Säbelhieb und rannte zu der Stelle an der Reling, wo noch Modos Blutspritzer zu sehen waren. Am Boden, zwischen mehreren verbrauchten Patronen, fand sie seinen gekrümmten kleinen Finger. Sie hob ihn mit ihrer Metallhand auf und ließ sich eine Blechdose bringen. Behutsam legte sie den Finger hinein, schob dann die Dose in die Hosentasche und knöpfte sie zu. Nach der Landung würde sie ihn in eine Flasche mit Formaldehyd legen. Das war wenigstens etwas: eine akzeptable Trophäe. Sie hoffte, der gute Doktor Hyde würde damit arbeiten können.
»Beeilt euch mit dem Motor«, befahl sie. »Die Zeit drängt!«
Sie nahm wieder ihr Fernglas zur Hand und suchte weiter den Himmel und den Regenwald ab. Mr Socrates und seine Leute waren bestimmt irgendwo gelandet. Wahrscheinlich würden die eingeborenen Stämme oder die Krokodile sie töten, falls sie überhaupt den Aufprall überlebt hatten. Aus Erfahrung wusste Hakkandottir allerdings, dass man sich nie auf eine solche Vermutung verlassen durfte, und gerade wenn es um ihren alten Feind Socrates ging, musste man immer mit allem rechnen. Falls er überlebt hatte, begab er sich bestimmt auf dem schnellsten Weg nach Port Douglas. Sie würde Patrouillen aussenden, um ihn abzufangen.
M odo fuchtelte mit den Armen herum und legte dann seine neun Finger aneinander. Er hoffte, die Männer würden verstehen, dass er damit einen Tempel meinte, denn den musste er finden. Wenn Mr Socrates und Octavia ihn jetzt nur sehen könnten! Ein jäher Anfall von Panik befiel ihn, als er sich fragte, ob sie wohl noch am Leben waren. War es ihm gelungen, zu verhindern, dass Miss Hakkandottir die Prince Albert in ihre Gewalt brachte? Falls ja, waren Mr Socrates und die anderen womöglich zur Küste zurückgeflogen. Aber würden sie ihn hier zurücklassen? Oder noch wichtiger: Würden sie Miss Hakkandottir den Tempel überlassen? Das bezweifelte er. Er musste sie finden! Sie waren zwar sicher nicht allzu weit von hier gelandet, doch am ehesten würde er sie am Tempel finden. Und selbst wenn das Schlimmste eingetreten war und sie alle ihr Leben gelassen hatten, könnte Modo zumindest noch die Mission zu Ende bringen und Rache üben.
Die Krieger, die vor ihm standen, hatten mit Sicherheit irgendwann einmal den Tempel gesehen, vielleicht sogar erkundet. Er deutete in die Richtung, die er für den Nordwesten hielt, bildete nochmals mit den Händen die Tempelform und sagte: »Ägyptischer Tempel! Ägyptischer Tempel!« Sie wussten bestimmt nicht einmal, was Ägypter waren. Es war sinnlos. Er ließ die Arme sinken. Sein fehlender Finger pochte, ein befremdendes und schmerzhaftes Gefühl. Ab und zu tropfte Blut
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