Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt
Modo den Schild fallen lassen. Die Gesichtszüge sahen aus wie seine eigenen!
»Ach, armer Yorick!«, rezitierte er. »Ich kannte ihn, Horatio: ein Bursche von unendlichem Humor, voll von den herrlichsten Einfällen.« Er hielt inne und erneut stieß er ein raues Lachen aus, das im Wald widerhallte. »Kennt ihr nicht Shakespeare? Hamlet? «
Er warf den Schild beiseite. Als er ein drittes Mal zu lachen begann, unterbrach er sich abrupt. Modo, du selbstmitleidiger Narr! Dich wie ein Irrer aufzuführen, bringt dich nicht weiter – da verfrachten sie dich höchstens nach Bedlam.
Mit der Frage, wer ihn denn hier finden und nach Bedlam verfrachten sollte, hielt er sich nicht auf. Abermals betrachtete er ungläubig die Männer auf dem Boden. Keiner von ihnen wagte es, ihm auch nur einen Blick zuzuwerfen!
Ein Augenpaar wandte sich jedoch nicht ab. Ein Mädchen, nicht älter als zehn Jahre, stand ungefähr zwanzig Schritt von ihm entfernt, weitgehend von einem Farn verborgen. Sie nahm eine aufrechte Haltung an, schob die Farnwedel beiseite und ging auf ihn zu, obwohl die Krieger flüsternd Warnungen ausstießen und sie mit Handbewegungen wegscheuchten. Das krause Haar des Mädchens war weiß wie Schnee und ihre dunkle Haut mit einem kunstvollen Spinnennetz aus weißen Linien bemalt. Furchtlos schritt die Kleine zwischen den Männern hindurch, ohne den Blick von Modo abzuwenden. Vor ihm blieb sie stehen.
»Wer bist du?«, fragte Modo.
Sie antwortete mit mehreren Worten, die für ihn keinen Sinn ergaben. Als sie erfasste, dass er sie nicht verstand, überlegte sie kurz und deutete dann mit ihrem kleinen Finger auf die Baumkronen und sagte etwas, das wie »jiri, jiri« klang. Dann deutete sie mit dem kleinen Finger auf ihn.
»Was willst du mir sagen?«
Sie deutete noch einmal in Richtung Himmel. »Daray.«
»Ich bin vom Himmel gefallen, das stimmt«, sagte Modo.
Ob sie das wohl meinte? Hatten die Waldbewohner das Gefecht zwischen den Luftschiffen beobachtet? Sie musste es zumindest gehört haben. Erst all das merkwürdige Donnern über ihren Köpfen, und dann fällt ein Mann vom Himmel und landet mitten in ihren Jagdgründen. Nein, kein Mann. Ein Gott! Schließlich war er vom Himmel gefallen. Modo lachte leise in sich hinein. Ich, ein Gott? Ha! Aber die Krieger verharrten nun schon seit gut zehn Minuten vor ihm auf dem Boden. Aus Büchern wusste er, dass man noch vor nicht allzu langer Zeit auf diese Weise Kaisern und Königen die Ehrerbietung erbracht hatte.
Modo zeigte auf seine Brust. »Modo«, sagte er. »Ich, Modo.«
Das Mädchen hatte wache, kluge Augen. Sie deutete mit ihrem kleinen Finger auf sich selbst. Es klang wie »Nulu«, was sie dann sagte. Dann deutete sie wieder auf ihn. »Ich, Moh-Doh.«
»Modo«, wiederholte er.
»Moh-Doh.« Sie nickte und schnaufte zufrieden. »Moh-Doh. Moh-Doh!« Sie zeigte auf sich selbst. »Nulu.«
»Nulu«, sagte Modo. Auf ihrem Gesicht machte sich ein so strahlendes Lächeln breit, dass er die Kleine am liebsten umarmt hätte. Sie fing an, furchtbar schnell zu plappern, und deutete immer wieder auf den Himmel und ihn und den Wald und dann auf die Krieger. Schließlich beschrieb sie mit den Händen einen Kreis.
Modo hob die Hand, und sie verstummte. »Ich habe keine Ahnung, was du erzählst.« Er sprach langsam und lauter als gewöhnlich. »Sag ihnen, sie sollen aufstehen«, befahl er und deutete auf die Krieger. Die Kleine schaute ihn verständnislos an. Auf einmal wurde ihm bewusst, dass sie bei seinem Anblick das Gesicht nicht verzog. Im Gegenteil, er hätte sogar gesagt, dass sie glückselig wirkte, als würde sie etwas betrachten, was sie schon ihr Leben lang hatte sehen wollen. Glückselig? Jetzt verlor er wirklich den Verstand.
Modo machte mehrmals eine auffordernde Handbewegung und rief: »Steht auf! Steht auf!«
Nulu ahmte neben ihm seine Gesten nach, aber sprach dazu in ihrer eigenen Sprache. Einer der Männer hob den Kopf und warf einen Blick auf Modo und Nulu. Er raunte seinen Gefährten etwas zu, und vorsichtig erhoben sich die Krieger. Sie waren größer als Modo, viel größer, als er erwartet hatte. Modo hatte sich die Menschen dieser unzivilisierten Gegenden immer als klein und stämmig vorgestellt. Aber die Männer hier waren sogar größer als Mr Socrates. Weiße Handabdrücke bedeckten ihre Körper und Gesichter. Einige hatten sichtlich ein wenig zu gut gegessen, doch die meisten waren schlank und muskulös. Sie hielten weiterhin den Blick gesenkt,
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