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Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt

Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt

Titel: Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Slade
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gefallen war, auf und beobachtete, wie Tränen über sein vollkommenes Gesicht rannen. Sie rechnete damit, dass die Tränen, sobald sie auf den Boden fielen, in Flammen aufgehen und ihre Ahnen auferstehen lassen würden. Sie wäre nicht im Mindesten überrascht gewesen, wenn plötzlich ihre Großmutter, ihre Mutter, ihr Vater und all jene, die in die Welt der Geister hinübergegangen waren, aus dem Erdboden aufgetaucht wären. Es war einer dieser Tage, an denen alles möglich schien.
    »Der Mann mit dem Gottesgesicht muss glücklich sein«, sagte Nulu zu ihrem Großvater, dem klügsten Mann ihres Dorfes.
    »Das sind Freudentränen«, verkündete der Großvater dem Stamm. »Der Mann mit dem Gottesgesicht weint vor Freude darüber, das Regenvolk zu sehen.«
    Der, der den Namen Moh-Doh trug, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und murmelte irgendetwas in seiner Göttersprache. Sie klang ganz ähnlich wie die Sprache der grauen Männer, die vor einigen Monden in den Wald gekommen waren, aber die brüllten immer.
    Es folgte ein langes Schweigen. Nulu überlegte, ob das ein Traum im Jetzt oder im Damals war. Oder vielleicht ein Traum im Kommenden? Nein, das war jetzt. Es geschah wirklich. Sie erkannte das an seinen Tränen, daran, dass sich seine Hand warm angefühlt hatte, und weil gerade sein Magen knurrte.
    »Wir müssen dem Mann mit dem Gottesgesicht etwas zu essen geben«, flüsterte sie.
    Ihr Großvater gab einige Anweisungen, und Nulu nahm Moh-Doh abermals bei der Hand und führte ihn zu einem mächtigen Baumstamm, der neben der Feuerstelle lag. Sie klopfte darauf und setzte sich.
    »Schnell, ein Festessen, ein Festessen!«, rief ihr Großvater.
    Was wohl ein Gott isst?, grübelte Nulu. Um seine linke Hand war ein weißes, blutgetränktes Tuch gewickelt. Ein Gott, der Tränen weinte und Blut vergoss?
    Als ihr Großvater sich zu ihnen auf den Baumstamm setzte, deutete Nulu auf Moh-Dohs Hand. Auf seinen knappen Befehl hin rannte sie zu seiner Hütte und kehrte mit den heilenden Blättern und einer Schale zurück. Ihr Großvater zerstampfte einige Blätter zu einer Paste und entfernte das weiße Tuch. Nulu verschlug es den Atem, als sie sah, dass der kleine Finger fehlte. Modo zuckte zusammen, als die Paste aufgetragen wurde, aber anschließend wirkte er dankbar. Behutsam verband Nulu die Hand mit den verbliebenen Blättern.
    Während sie auf das Essen warteten, versank Nulu in Staunen darüber, wie dieser ganz gewöhnliche Tag zu einem Traumtag geworden war. Am Morgen war sie den Jägern gefolgt, die das Dröhnen und Donnern am Himmel aufgeschreckt hatte. Sie durfte das Dorf eigentlich nicht verlassen, aber es war nicht das erste Mal, dass sie sich davonschlich, und schließlich war sie die Enkelin des Weisen, und ihre Eltern waren beim Kampf mit dem Krokodil ums Leben gekommen. Sie konnte Dinge tun, für die andere Kinder eine Bestrafung fürchten mussten.
    Ein Krieger war auf einen Baum geklettert und hatte gesehen, dass am Himmel ein Kampf zwischen riesenhaften Vögeln stattfand. Dann war ein grauer Mann mit weißem Gesicht auf die Erde gefallen, tot. Das Regenvolk war den grauen Männern und ihren klirrenden Hunden am Steinplatz begegnet und wusste, dass sie den Tod brachten. Schon drei Krieger waren ihren tödlichen Stöcken erlegen.
    Als dann ein zweiter Mann durch die Baumkronen fiel und nicht tot war, hatten sie deshalb beschlossen, ihn zu verfolgen, um sicherzustellen, dass er nicht überlebte. Sein Gesicht war hinter einer Maske verborgen gewesen. Nulu hatte nur einen flüchtigen Blick auf ihn erhaschen können, als er in Richtung Jagdgrube getrieben wurde. Aber er hatte den Sturz in die Grube, in der alle Tiere starben, überlebt. Sie hatte die verwirrten und angstvollen Schreie der Krieger gehört und beobachtet, wie Moh-Doh mit entblößtem Gesicht aus der Grube kletterte.
    Die Frage war: Warum war das Gottesgesicht zu ihnen gekommen? Stand das Ende der Zeit bevor? Würde sich jetzt alles ändern? Diese gewaltigen Fragen gingen über ihren Horizont. Sie wusste nicht, was all das zu bedeuten hatte. Das waren Fragen, auf die ihr Großvater, die anderen Ältesten und die Ahnen eine Antwort finden mussten. Nein, sie selbst durfte sich geehrt fühlen, dass sie tatsächlich das Gottesgesicht gesehen hatte, nach all den Geschichten, die sie von klein auf am Feuer darüber gehört hatte. Es gab ihn wirklich! Er hatte gütige Augen, ein freundliches Lächeln, und es war ihr als das Natürlichste von der Welt

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