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Mission Clockwork

Mission Clockwork

Titel: Mission Clockwork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Slade
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sollte. »Danke, dass Sie mich gut aufgezogen haben.«
    Mr Socrates lachte in sich hinein: »Ich war nicht auf Komplimente aus, Modo.«
    Â»Ach … na ja, also … warum ist das Kind genäht worden?«
    Â»Das kann ich nicht sagen. Es gibt in London Männer von zwielichtigem Geist. Das arme Kind muss einem davon in die Fänge geraten sein.« Er schwieg einen Augenblick. »Ich vermute, du empfindest eine gewisse Seelenverwandtschaft mit dem Jungen. Schließlich bist du eine Kuriosität wie er. Viele würden bei deinem Anblick mit Angst oder Abscheu reagieren. Deshalb habe ich auf der Maske bestanden.«
    In Modos Eingeweiden brodelte es. Wenn die Londoner sein wahres Gesicht sehen könnten, würden sie ihn dann für das Kind eines Tieres halten?
    Â»Ich habe sehr viel Überlegung in deine Erziehung und Ausbildung investiert. Du fragst dich bestimmt, welche Absicht ich hege.« Mr Socrates beugte sich vor, als wollte er gleich ein spannendes Geheimnis lüften.
    Modo hatte genau darüber seit Jahren nahezu jeden Tag gegrübelt, doch er antwortete nur: »Es stand mir nicht zu, nachzufragen.«
    Mr Socrates rieb sich das Kinn. »Vielleicht bist du ein wenig zu fügsam. Sogar Tharpa hat gelernt, mir von Zeit zu Zeit die Stirn zu bieten.«
    Modo blickte Tharpa an, der die Augenbrauen hochzog, als wollte er ausdrücken, dass dies auch für ihn eine überraschende Neuigkeit sei.
    Â»Es ist unerlässlich, dass du begreifst, wie kompliziert die Welt ist. Viele würden das, was man in den Zeitungen liest, als ›Realität‹ bezeichnen. Aber hinter diesen Berichten über Regierungen oder Morde können sich die unterschiedlichsten Aussagen verbergen. Wenn du von einer Leiche in der Themse liest, handelt es sich dann nur um einen weiteren Trinker, der wegen seiner Taschenuhr erstochen wurde? Oder um einen Geheimagenten, den man an der Erfüllung seiner Aufgabe hindern wollte?«
    Â»Sie denken, das war ein Geheimagent?«, rief Modo aus, der jetzt ganz vorn auf der Kante seines Sitzes saß.
    Â»Vielleicht. Es gibt Organisationen, deren einziges Ziel es ist, alles zu unterminieren, was wir Briten unternehmen, um eine bessere Welt zu schaffen.«
    Â»Organisationen?«
    Â»Jedes Land, ob Feind oder Verbündeter, hat seine Spione. Wir müssen wachsam sein und uns vor ihnen schützen.«
    Modo warf Tharpa erneut einen raschen Blick zu, in der Hoffnung auf eine Bestätigung dessen, was Mr Socrates gerade gesagt hatte. Aber Tharpa starrte beharrlich aus dem Fenster auf die verschwommen vorüberziehenden grünen Felder.
    Â»Zerbrich dir darüber jetzt nicht den Kopf«, sagte Mr Socrates. »Du wirst deinen Platz in diesem Kampf haben. Bald sollen wir wissen, ob deine Ausbildung die Investition wert war oder nicht.«
    Â»Was meinen Sie damit?«
    Â»Wir sprechen später darüber. Sagen wir mal, ich habe einen Auftrag für dich. Doch jetzt lies bitte weiter.«
    Modo schlug die Zeitung wieder auf, aber er war nicht in der Lage, auch nur ein Wort zu lesen. Ein Auftrag! In seinem Kopf schwirrten mögliche Erklärungen durcheinander. Über die Jahre hinweg hatte Mr Socrates immer wieder durchblicken lassen, dass alle Bereiche seiner Ausbildung einem bedeutenden, geheimen Zweck dienten. Jetzt verstand Modo. Er sollte gegen diese Geheimorganisationen kämpfen. Sein Mund wurde trocken vor Angst.
    Es war schon lange nach Sonnenuntergang, als sie schließlich in London einfuhren. Hie und da flackerten Gaslampen und Gestalten hasteten den Bahnsteig entlang durch den Dampf, den die Lokomotive ausstieß.
    Â»Komm, Modo«, sagte Mr Socrates und stand auf. »Paddington Station. Hier steigen wir aus. Nimm das Gepäck.«
    Als er mit Mr Socrates’ Koffer ausstieg, traute er seinen Augen nicht. Auf diesem Bahnhof waren sogar noch mehr Menschen unterwegs als auf dem in Lincoln und sie schrien, kreischten, riefen und redeten alle durcheinander. Eine Frau, die in Parfüm gebadet haben musste, watschelte vorüber und der blumige Duft stieg ihm in die Nase. Er presste den Koffer an die Brust und beeilte sich, Mr Socrates einzuholen.
    Ab und zu sah er sich verstohlen um, ob die Leute ihn und seine Maske anstarrten, aber sie waren viel zu beschäftigt, um ihn zu beachten. Nur deshalb gelang es Modo, sich zu beherrschen und nicht den Koffer fallen zu lassen und aus dem Getümmel zu fliehen.
    Auf einer

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