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Mission Clockwork

Mission Clockwork

Titel: Mission Clockwork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Slade
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anderen Herrn mit aristokratischem Gebaren. Er sah Mr Socrates ein wenig ähnlich.
    Â»Wer ist das?«, wollte Modo wissen.
    Â»Die Vergangenheit«, erwiderte Mr Socrates. »Man lässt sie besser hinter sich. Beeil dich jetzt.« Er stand an der geöffneten Eingangstür.
    Modo wollte an ihm vorbeistürmen, doch Mr Socrates ließ rasch seinen Spazierstock hochschnellen, sodass er den Weg durch die Tür versperrte. Modo duckte sich ängstlich weg.
    Â»Herrgott noch mal, setz deine Maske auf, Junge!«, fuhr ihn Mr Socrates an. »Niemand darf dein Gesicht sehen.«
    Modo ließ beschämt den Kopf hängen, löste die Maske von seinem Gürtel, platzierte die kühle Pappmaché-Hülle vor seinem Gesicht und zog die Schnüre hinter dem Kopf fest. Diese Maske war hautfarben mit einer kleinen Nase.
    Â»Wenige Menschen tragen Masken, Modo. Nur Leute, die schlimme Verbrennungen erlitten haben oder deren Gesichter sehr entstellt sind. Du bist zu jung, um als Kriegsveteran durchzugehen. Wenn also jemand Fragen stellt, dann erzähl, du hättest einen Unfall mit einem Dampfkessel gehabt.«
    Â»Sehr wohl, Sir.«
    Modo folgte Mr Socrates aus dem Gebäude in den begrünten Hof, vorbei an einem gepflegten Blumengarten. »Schlüsselblumen«, flüsterte er beim Anblick der gelben Blumen. Mrs Finchley hatte manchmal welche ins Haus gebracht. »Sie wachsen gleich hier. Und Elfenblumen!« Er beugte sich vor, um die weißen Blütenblätter zu berühren und den Duft einzuatmen.
    Ein lautes Schnauben durchbrach die Morgenstille und Modo blickte auf. Eine Kutsche wartete auf dem Zufahrtsweg, vier Pferde stampften immer wieder mit den Hufen auf. Pferde! Sie waren so viel größer, als er es sich vorgestellt hatte. Er wollte ihre Flanken tätscheln. Eine Taube, die durch die Luft flatterte, erregte seine Aufmerksamkeit und einen Moment lang blickte er geradewegs in die Sonne. Der Himmel schien sich endlos auszudehnen. Er schüttelte den Kopf, blinzelte und betrachtete den morschen Gartenpavillon, an dessen Gitterwänden kreuz und quer Weinreben hochrankten.
    Mrs Finchley wartete neben dem Weg und zupfte an ihrer Schürze herum. Modo sprang über den Rasen auf sie zu.
    Â»Draußen! Ich bin im Freien!«
    Â»Du musstest lange darauf warten«, sagte sie traurig.
    Modo runzelte die Stirn hinter seiner Maske. »Ja – ja, das stimmt.«
    Â»Du bist ein guter Junge«, flüsterte sie. »Ein guter, lieber Junge. Vergiss das nie.«
    Er grinste und erwiderte mit einer Verbeugung: »Oh, Sie sind zu liebenswürdig.«
    Â»Beeil dich, Modo«, rief Mr Socrates. Er saß bereits in der Kutsche und warf einen prüfenden Blick auf seine Taschenuhr. »Mrs Finchley, wir können uns nicht länger aufhalten.«
    Sie hob sacht Modos Maske an und streichelte ihm die Wange. Er legte seine Hand auf ihre. »Ich werde dich wahrlich vermissen, Modo«, sagte sie. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich schließe dich in meine Gebete ein.«
    Modo drückte ihre Hand. »Warum sind Sie so aufgelöst? Ich sehe Sie bald wieder.«
    Sie antwortete nicht.
    Modo schluckte. »Das werde ich doch, oder?«
    Â»Gewiss«, erwiderte sie, aber ohne ihm in die Augen zu sehen.
    Â»Modo, komm jetzt!«, rief Mr Socrates.
    Sie griff nach seinen Händen und hielt sie fest. »Geh jetzt, Modo. Du bist stark. Und du bist schön, vergiss das nicht. Es war eine Ehre, dich zu unterrichten.« Sie trat einen Schritt zurück und ging dann den Weg zum Haus hinauf, wobei sie sich mit dem Taschentuch über das Gesicht wischte.
    Modo sah ihr einen Augenblick lang nach. Ihm war schwer ums Herz. Dann zog er die Maske über das Gesicht und stapfte zur Kutsche. Als er nach dem Handlauf greifen wollte, rügte ihn Mr Socrates: »Nein, ein Diener sitzt neben dem Kutscher.«
    Modo kletterte auf den Kutschbock und nahm auf der schmalen Bank neben Tharpa Platz, der mit den Zügeln schnalzte, bis die vier Pferde zu traben begannen. Modo wandte sich um und winkte wie verrückt Mrs Finchley zu, die vor der Eingangstür von Ravenscroft stand, eine Hand auf den Mund gelegt hatte und mit der anderen schwach winkte.
    Er schob die Maske hoch und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen, dann warf er einen verstohlenen Blick auf Tharpa, der glücklicherweise zu sehr mit den Pferden beschäftigt war, um auf ihn zu achten.

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