Mission Clockwork
Lügen?«, fragte Octavia.
»Weil Sie sich mit Lügen umgeben.«
»Und woher wollen Sie das wissen?« Sie machte unmerklich winzige Schritte auf ihn zu â und musste dann entsetzt feststellen, dass auf dem Stuhl gar kein Mann saÃ, sondern lediglich ein Mantel drapiert worden war. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
»Ich will von Ihnen nur die Wahrheit hören. Wie lautet Ihr Name?«
Sie war überzeugt, die Stimme jetzt hinter sich zu hören. Sie nahm den Geruch von Rauch wahr. »Mein Name ist nicht von Belang.«
»Nun, Miss Nicht-von-Belang, es ist mir eine Freude, Sie wiederzutreffen.«
Wieder? Seine Stimme kam ihr in der Tat bekannt vor, aber sie klang so kehlig und gepresst, dass Octavia sie nicht einordnen konnte.
Er keuchte und ächzte, als hätte er Schmerzen. Octavia beruhigte das ein wenig. Vielleicht ging es ihm nicht gut oder er war sogar verletzt. Vielleicht hatte er gar nicht die Absicht, ihr etwas anzutun. Wäre er ein Agent aus Russland oder Deutschland, hätte er ihr bereits die Kehle durchgeschnitten. Es sei denn, er beabsichtigte, sie erst nach dieser seltsamen Befragung umzubringen.
»Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte sie, drehte sich langsam um und blickte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, um im Dunkeln nach seiner Silhouette zu suchen.
»Ach, jetzt sorgen Sie sich also um meine Gesundheit. Wie reizend, Miss Featherstone.«
Sie musste unwillkürlich lächeln.
»Mr Wellington«, sagte sie in Richtung der Vorhänge, »falls das tatsächlich Ihr richtiger Name ist. Welch eine Freude, Sie erneut zu treffen.«
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14
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Enthüllungen
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B leiben Sie, wo Sie sind«, zischte Modo ihr von seinem Versteck hinter dem Samtvorhang aus zu. Er konnte ihre Silhouette lediglich durch ein Mottenloch ausmachen. Einen kurzen Moment lang war es ihm unangenehm, so mit ihr umzuspringen, aber die Wut, die in seinem Kopf brauste, die Schmerzen in der Hand und in seinen Lungen erinnerten ihn daran, warum er sich keuchend den langen Weg über die Dächer zum Langham-Hotel gequält hatte. Es war alles ihre Schuld gewesen! Vielleicht hatte sie nicht vorhersehen können, dass er dem Tod so nahekommen würde, doch sie hatte höchstwahrscheinlich gewusst, dass man ihn auf eine gefährliche Mission schickte.
»Ich traue Ihnen nicht, Miss Featherstone . Keinen Deut.«
»Darf ich mich wenigstens setzen? Ich selbst hatte auch einen recht anstrengenden Abend und ein zartes Mädchen benötigt seine Ruhepausen.«
Zweimal hatte sie in seine Richtung geblickt. Modo war sich sicher, dass sie wusste, wo er stand. Zuvor war es ihm gelungen, sie zu verwirren. Das hatte jetzt keinen Sinn mehr.
»Dann setzen Sie sich auf das Bett. Aber bleiben Sie dem Vorhang fern.«
»Was droht mir, falls ich es nicht tue?«
»Ich halte eine Pistole auf Sie gerichtet und würde Ihnen direkt ins Herz schieÃen.«
»Oha, das ist Drohung genug. Ich ziehe ein intaktes Herz vor.« Sie befolgte seine Anweisung und setzte sich auf die Bettkante, während er von einem heftigen trockenen Husten geschüttelt wurde.
»Benötigen Sie etwas Hustensaft?«, fragte sie. »Ich habe Daffyâs Elixier hier, frisch aus der Apotheke.«
»Sie würden mich wahrscheinlich vergiften. Und ich war dem Tod heute schon einmal nahe genug â dank Ihnen und Ihrem angeblichen Bruder. Ich hielt die Ermittlungen zu den nächtlichen Aktivitäten des Mr Featherstone für eine einfache Angelegenheit. Doch fast wäre ich dabei getötet worden.«
»Das bedaure ich zutiefst.«
Machte sie sich über ihn lustig? Sie schien nicht überrascht, das zu hören, und nicht einmal einen Fingerhut voll Reue zu empfinden.
»Nun, Mr Wellington, wie sind Sie hinter mein geheimes Leben gekommen?«
»Ich ⦠als ich Ihren Fall übernahm, war ich ⦠sagen wir, arglos. Wenn ich nicht so geblendet gewesen wäre von Ihren â¦Â« Er hielt inne und erinnerte sich daran, wie sie ihre entzückenden Augen mit dem Taschentuch abgetupft hatte, als sie ihm die Geschichte von ihrem Bruder erzählte. Sie hatte ihre Stimme, ihre Schönheit und ihren Charme äuÃerst wirkungsvoll eingesetzt. »⦠von Ihren Lügen. Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass Oscar Featherstone gar keine Schwester hat.«
»Und wie haben Sie herausgefunden, wo ich
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