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Mission Clockwork

Mission Clockwork

Titel: Mission Clockwork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Slade
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Untergrund
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    O ctavia beobachtete von oben, wie Modo mühelos den steinernen Deckel anhob. Er war ungewöhnlich stark unter all seiner übergroßen Kleidung. Gerade als sie ihm das zurufen wollte, nur um zu sehen, wie er reagierte, taumelte er zurück. Einen Augenblick später erreichte auch Octavia eine dichte Gestankwolke, die ihr die Tränen in die Augen trieb.
    Â»Du kannst nicht runterkommen«, verkündete Modo und hielt sich die Kapuze seines Umhangs vor Mund und Nase.
    Â»Unsinn!« Octavia kletterte rasch die Holzleiter an der Schachtwand hinunter. Doch als sie dem Kanaleinstieg näher kam, wurde sie langsamer. Selbst wenn sie durch den Mund atmete, musste sie würgen. »Ach, nichts geht über den süßen Duft einer Kloake, um die eigene körperliche Verfassung auf die Probe zu stellen. Vergiss nicht, Modo, ich bin in einem Findelhaus aufgewachsen. Nichts stank schlimmer als die Erzieherin.«
    Mit diesen Worten trat sie an Modo vorbei und bückte sich nach einer Strickleiter, die nicht weit von der Öffnung aufgerollt auf dem Boden lag. »Los geht’s«, sagte sie und ließ die Leiter in die dunkle Tiefe hinunter. Dann zögerte sie. Der Schacht war viel zu eng für ihre Turnüre. Schon jetzt war der Rock rußverschmiert. Octavia wollte ihn nicht auch noch mit Dreck aus dem Kanal beschmutzen. »Also, Modo, in meinem Lieblingskleid kann ich mich da unten nicht frei bewegen.« Sie begann, das Mieder aufzuschnüren, und kicherte, als Modo wegschaute. »Keine Sorge, ich trage Unterkleidung.«
    Â»Ich weiß, aber es ist trotzdem unschicklich«, murmelte er, sein Gesicht war immer noch abgewandt.
    Â»Ich bin durch und durch unschicklich. Ich habe schließlich meine Erziehung auf den Straßen von St Giles erhalten.« Octavia brauchte nur eine Minute, um aus ihrem Kleid zu schlüpfen und die Haube abzulegen, dann stand sie in einer langärmeligen schwarzen Bluse, dunkelbraunen Pantalons und Strümpfen da. Sie hängte ihr Kleid an die Leiter und wandte sich Modo zu.
    Â»Ach«, sagte er erleichtert, »du bist wie ein Junge gekleidet.«
    Octavia brach in Gelächter aus. Als sie sich am Morgen für diese Unterkleidung entschieden hatte, wäre ihr ein solches Szenario nie in den Sinn gekommen. Sie hatte sich einfach nur für den Fall gewappnet, rennen zu müssen. Nach jener Nacht, in der sie Ester hinterhergehetzt war, hatte sie sich geschworen, nie wieder in knöchellangen Röcken auf Verfolgungsjagd zu gehen.
    Â»Was ist das da?«, wollte Modo wissen und deutete auf ihren Oberschenkel.
    Octavia zog ihr Stilett aus dem Etui und ließ es lächelnd vor ihm aufblitzen. »Das ist mein bester Freund«, antwortete sie und dann steckte sie es, ohne hinsehen zu müssen, zurück. Sie hatte diese Bewegung während der letzten Jahre viele Male geübt.
    Sie kletterte vorsichtig in das enge Loch und die Strickleiter hinunter. Der Schacht war mit Ziegelsteinen ausgekleidet, die von einer glitschigen, schwammigen Schicht überzogen waren. In dem von oben einfallenden Lichtkegel konnte sie in der Tiefe als Standfläche lediglich einen halb zerfallenen Steinsims ausmachen. Sie trat auf den Vorsprung. Die Abwässer plätscherten nur ein paar Zentimeter von ihren Fußspitzen entfernt dahin. Denk nicht mal dran, wo das alles herkommt!, befahl sie sich.
    Octavia rückte beiseite, um Modo neben sich Platz zu machen, doch er ließ die Strickleiter nicht los. Mit seinem Spazierstock stocherte er im Wasser. Sie konnte sein Gesicht nur undeutlich sehen, aber sie war sich sicher, dass er eine ebenso angewiderte Miene machte wie sie.
    Â»Du bist fast unsichtbar«, stellte Modo fest, »bis auf deine Haare und Augen.«
    Â»Wie schön, dass sie dir auffallen.« Octavia vermutete, dass er jetzt rot wurde. Er war so leicht aus der Fassung zu bringen. »Wir brauchen etwas Licht.« Sie griff in einen der Beutel an ihrem Hosenbund und holte eine kleine Lampe hervor.
    Â»Ich hoffe, du zündest kein Streichholz an. Die Gase hier unten könnten explosiv sein.«
    Â»Das ist kein Schwefelholz, aber es wird einen Funken geben. Wir müssen es riskieren. Wenn Gas in der Luft liegt, spring ins Wasser. Klärgase steigen nach oben, vergiss das nicht.«
    Â»Das wusste ich bereits.«
    Â»Also, dann probieren wir es aus.« Sie ertastete den Schalter auf der Rückseite, drückte

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