Mission Clockwork

eine Zahl vor der Fünf, aber ich kann sie nicht entziffern.«
    Â»Ach, ich will es gar nicht wissen. Steck das Papier ein. Je weniger Zeit wir uns hier aufhalten, desto besser.«
    Modo stopfte es in die Brusttasche seines Mantels.
    Sie gingen in den kleineren Raum hinüber, wo sie zwei Tische vorfanden, die Operationstische zu sein schienen. Ringsherum standen Rollwagen mit chirurgischen Instrumenten. Octavia hob einen Fixiergurt an und ließ ihn wieder fallen.
    Â»Die Patienten waren nicht unbedingt willig. Diesen Leuten sollten wir auf jeden Fall nicht in die Fänge geraten.«
    Â»Ja, das gebe ich dir schriftlich«, erwiderte Modo.
    Â»Aber warum haben sie hier alles zerstört?«
    Â»Vielleicht wissen sie, dass wir ihnen auf den Fersen sind.«
    Sie leuchtete mit der Taschenlampe ein kleines Paar Handschellen an, die mit Ketten in der Mauer verankert waren.
    Â»Die sind für Kinder«, sagte Octavia und bei dem Gedanken an Ester drehte sich ihr der Magen um.
    Modo schrie bestürzt auf, als er sich vorbeugte und ein rotes Tuch aufhob, das an einem umgeworfenen Stuhl hing.
    Â»Das Halstuch habe ich dem Jungen im Red Boar geschenkt!«
    Â»Welchem Jungen?«
    Â»Oppie. Er ist so ein guter Kerl.«
    Â»Ich erinnere mich an ihn. Er hat mich zu deinem Zimmer geführt. Warum bist du dir so sicher, dass es seines ist?«
    Modo hielt das Tuch in den Lichtkegel, sodass man das eingestickte W in einer Ecke sehen konnte. »Das steht für Wellington. Ich dachte, das wäre eine hübsche Idee. Armer, armer Oppie.«
    Octavia sah, dass er am Boden zerstört war, und empfand großes Mitleid. Doch bevor sie ihm noch sagen konnte, wie leid ihr das tue, ertönte vom hinteren Ende des großen Raums ein Tschilpen.
    Â»Hast du das gehört?«, fragte sie und gemeinsam folgten sie dem Zwitschern, bis sie vor einem mit zerbrochenen Fläschchen übersäten Schreibtisch standen. Ein Glitzern fiel Octavia ins Auge und mit der Lampe strahlte sie einen kleinen Spatz aus Metall an, der den Kopf schief legte. Er war halb unter einem Blatt Papier verborgen.
    Â»Das ist ja ein Spielzeug zum Aufziehen«, sagte Modo und streckte die Hand danach aus. Aber der Vogel flatterte ein paar Zentimeter weg von ihnen und blinzelte sie an. Modo griff nach ihm, doch der Spatz hüpfte einfach über seine Hand. »Er scheint es zu wittern, wenn ich ihm zu nahe komme«, bemerkte Modo verblüfft.
    Â»Was für eine raffinierte Erfindung«, stimmte Octavia zu, während der Vogel in den Lichtkegel starrte. »Warum haben sie ihn bloß zurückgelassen?«
    Â»Wer weiß? Vielleicht besitzen sie Hunderte davon.« Er schnellte nochmals mit der Hand vor und erwischte den Spatz. »Ha! Hab ich dich!« Er hob ihn hoch und hielt ihn Octavia stolz entgegen.
    Â»Modo, da baumelt eine Schnur an dem Vogel.«
    In diesem Augenblick glühte etwas hinter dem Schreibtisch auf.
    Â»Schnell! Leuchte mal hier rüber!«, rief Modo und ließ den Vogel fallen.
    Jetzt erkannten sie, dass die Schnur, die hinter dem Tisch herunterhing, brannte und mit einem zusammengeschnürten Bündel Kerzen verbunden war.
    Nein, dachte Octavia, keine Kerzen.
    Â»Modo«, wisperte sie, »das ist Dynamit.«
    Sie spürte noch, wie Modo sie an der Taille packte und einen Satz Richtung Tunnel machte.
    Eine Sekunde zu spät.

 
24
    Â 
    Verschwunden
    Â 
    Â 
    M odo hatte das Gefühl, als hätte eine riesige Hand ihn vom Boden gerissen. Er wirbelte und stürzte durch die Luft, wurde schmerzhaft von Ziegelbrocken und Holztrümmern getroffen, während ihn die Wucht der Explosion geradewegs durch die offene Tür zurück in den Kanal schleuderte, wo er, mit dem Gesicht nach unten, spritzend im Schlamm aufschlug. Er stieß blubbernd etwas Luft aus und geriet in Panik. Irgendetwas drückte auf seinen Rücken. Die Last bewegte sich und Modo gelang es, sich auf Händen und Knien hochzustemmen. Er sog die Luft ein, doch der Gestank und ein brennendes Gefühl in den Lungen ließen ihn sogleich husten.
    Â»Also, das nenne ich Glück«, erklärte Octavia. Sie stand dicht neben ihm und war im hellen Feuerschein, der aus der Kammer drang, deutlich zu sehen. Sie wischte sich die Hände an ihren Pantalons ab. »Ich bin genau auf dir gelandet. Es war sehr galant, dass du dich für mich in den Schlamm geworfen hast. Ansonsten wäre ich jetzt ebenfalls