Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg
und jetzt stehen wir mit leeren Händen da«, stammelte Dirk nach dem Spiel, während Miami mit Shaquille O’Neal den Titel feierte. »Zweiter zu werden tut verdammt weh. Wir haben neun Monate alles gegeben, sind endlich auf der großen Bühne und gehen jetzt frustriert nach Hause. Das wird mich mein Leben lang begleiten.«
Sechs Wochen hatte er Zeit, um sich von der bitteren Pleite zu erholen, ehe er zur deutschen Nationalmannschaft reisen musste. Normalerweise brauchen Spieler zwischen ein und zwei Wochen, um so einen Schock zu verdauen. Aber selbst nach den sechs Wochen steckte bei Dirk noch immer das Messer im Rücken. Er kam wie ein gebrochener Mann zu uns, hatte sich noch kein bisschen erholt. Das war nicht der Dirk Nowitzki, den ich kannte. Er redete langsam, sah traurig, energielos aus. Dieser 2,13-Meter-Hüne wirkte wie ein kleines Häufchen Elend, frustriert, deprimiert. Er machte den Eindruck, als schwebte die ganze Zeit eine tiefdunkle Gewitterwolke über seinem Haupt. Man spürte wirklich, wie sehr ihn diese Niederlage wurmte. Der Schmerz war echt. So wie bei einigen Fußballern nach dem Halbfinal-Aus bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. Da flog diese Ecke von Xavi perfekt auf den Kopf von Carles Puyol und zerstörte alle Träume vom WM-Titel für Deutschland. 0:1 verlor das Team von Jogi Löw gegen den späteren Weltmeister Spanien. Philipp Lahm musste sich als Mannschaftskapitän den Reporterfragen stellen – sein Blick war leer, seine Augen gerötet und die Stimme versagte ihm immer wieder. Er war schwach, so wie es sich für einen erfolgshungrigen Menschen im Falle einer solch bitteren Niederlage gehört. Auch bei Bastian Schweinsteiger war – und das sage ich nicht, weil beide Spieler vom FC Bayern München sind – wie auch bei Nowitzki die Enttäuschung deutlich spürbar. Spieler, die nach schweren Niederlagen, gerade in wichtigen Spielen, schnell zur Tagesordnung übergehen und munter Interviews geben, haben den Erfolg in der Regel nicht genug gewollt und damit auch nicht hart genug für ihn gearbeitet und gekämpft. Als ich bei Bayer Leverkusen war, sprach nach unserer Finalniederlage 1989 gegen Bayreuth einer unser Centerspieler den damaligen Abteilungsleiter, der gerade zum Trösten in die Kabine gekommen war, an, um ihn nach einem Ferienjob für seine Frau zu fragen. Was die ganz Großen von anderen abhebt ist weniger ihr Talent als ihr Wille und ihr Ehrgeiz. Dieser Junge war das genaue Gegenteil. Er hat, nachdem Otto Reintjes mich dort zum Cheftrainer gemacht hatte, nie mehr das Bayer-Trikot trotz laufenden Vertrags angezogen. Sein Verhalten war absolut unverständlich für mich. Wie wenn jemand an einem Tag behauptet, er habe die Liebe seines Lebens verloren, und zwei Tage später sieht man ihn lachend und bester Dinge durch die Stadt rennen. So sehr kann ihn der Verlust dann offensichtlich doch nicht getroffen haben.
All diese Erfahrungen führe ich mir immer wieder vor Augen. Sie bestärken mich in der Überzeugung, dass es keinen Ersatz für harte Arbeit gibt. Es wird einem nichts geschenkt. Auch ich kann nicht weniger Engagement zeigen, nur weil ich seit 22 Jahren Trainer bin. Abgesehen davon, dass ich es mir selbst nie gestatten würde, mich auf meinen 13 Titeln auszuruhen, hätte ich wahnsinnige Angst, dass es nicht für den Erfolg reichen würde, wenn ich nur noch 80 Prozent gebe. Mich halbherzig und mit halber Kraft einzubringen widerspricht nicht nur meinem Selbstverständnis, es würde auch meine eigenen Leitplanken sprengen. Ich bin 24/7 und so trommele ich auch den Rhythmus auf der Galeere, auf der ich der Kapitän bin.
» KLARHEIT UND AUFRICHTIGKEIT SIND GRUNDVORRAUSSETZUNG FÜR JEGLICHES VERTRAUEN.
Es besteht kein Zweifel: Vertrauen und Selbstvertrauen sind besonders wichtige Erfolgsfaktoren. Spieler müssen Vertrauen ins System, die Basketballphilosophie, die Mitspieler, den Mannschaftsarzt, die Assistenztrainer und natürlich in den Cheftrainer haben. Doch muss jedem auch bewusst sein, dass Vertrauen nicht vom Himmel fällt. Es muss sich entwickeln. Du musst ständig daran arbeiten. Dazu sind Klarheit, Offenheit und Aufrichtigkeit nötig. Ich bemühe mich sehr darum, Probleme und Konflikte im Gespräch unter vier Augen ungeschönt und authentisch zu beschreiben, und natürlich darum, Lösungen zu finden. Obwohl die Missstände ehrlich benannt werden müssen, darf ich dabei mein Gegenüber nicht verletzen. Manchmal ist es nicht einfach, die Konfliktfähigkeit
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