Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Titel: Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bauermann
Vom Netzwerk:
auf der Nase herum. In solchen Fällen reicht es nicht, böse zu gucken oder mit dem erhobenen Zeigefinger zu drohen. Wenn jemand so massiv gegen den Wertekodex einer Mannschaft verstößt, muss er die Konsequenzen spüren. Hätte ich da keine Stärke demonstriert, hätte der faule Apfel das ganze Team verseucht. Und ich hätte meine Glaubwürdigkeit, das höchste Gut, das ein Trainer haben kann, verspielt. Wenn das passiert, verlieren deine Spieler den Respekt vor dir und letztlich das Vertrauen in dich. Und dann wirst du als Trainer austauschbar und bist am Ende.
    » EIN TEAM IST EINE FAMILIE – KONFLIKTE WERDEN INTERN GEREGELT.
    Eine Basketballmannschaft ist immer wie eine Familie. Es ist eine eng miteinander verbundene Gemeinschaft, die es besonders zu schützen gilt. Aber gleichzeitig kann man sich auch nicht jedes Familienmitglied aussuchen, wie etwa seine Freunde. Es gibt oft jemanden, mit dem man sich nur schwer arrangieren kann. Aber trotzdem gehört er zur Familie.
    In diesem Sozialgebilde sehe ich mich als Familienoberhaupt. Ich bin derjenige, der die Regeln vorgibt und darauf zu achten hat, wie der Laden läuft. Es muss eine vertraute Bindung zwischen allen bestehen. Jedes einzelne Mitglied meiner Familie muss wissen, dass ich niemanden wie eine Aktie betrachte, die ich jederzeit wieder abstoßen kann, wenn sie mir genug Gewinn gebracht hat. Aber das heißt andererseits auch nicht, dass ich mit jedem gut Freund bin. Als Chef des Clans darf mir eines nicht passieren: Ich darf keine zu große Nähe zu meinen Familienmitgliedern, zu meinen Spielern, aufbauen. Ich darf nicht alles über sie wissen. Immer wieder musst du als Trainer harte Entscheidungen treffen, den Spielern auch Dinge antun, die ihnen wehtun werden. Und das geht nur, wenn noch eine gewisse Distanz zwischen Trainer und Spieler besteht. Denn am Ende bist du der Chef, der sich nicht von Gefühlen leiten lassen darf. Wenn ein Spieler einen Todesfall in der Familie hat, dann musst du darüber natürlich informiert sein. Aber du musst nicht wissen, wenn er sich mit seiner Freundin gestritten, das Kind die Grippe hat oder Opa ins Altersheim musste. Kurz gesagt, über existenzielle Dinge musst du Bescheid wissen, über mehr aber nicht. Denn sonst läuft man Gefahr, dass Mitleid und fehlende Distanz dich schlechter machen, dich in deiner Entscheidungsunabhängigkeit einschränken. Grundsätzlich rauben Freundschaften Entscheidungsklarheit. Und innerhalb einer Mannschaft führen sie zwangsläufig zu einem Ungleichgewicht in der Wertigkeit der einzelnen Spieler. Denn Freundschaften sind niemals immer gleich. Du kannst nicht mit jedem gleich gut befreundet sein.
    Ich bin kein strenges Oberhaupt. Ich vertraue meiner Familie. Deshalb bin ich auch überhaupt kein Verfechter von mehrseitigen Strafenkatalogen. Im Gegenteil. Ich empfinde sie sogar als Belastung. Wenn von meinem Arbeitgeber jede mögliche Verfehlung definiert und mit einer entsprechenden Strafe belegt wird, dann gehe ich ja grundsätzlich davon aus, dass diese Verfehlungen auch irgendwann begangen werden. Warum sonst sollte man sie auflisten? Wenn ich die Sorge habe, dass meine Spieler anfällig für Undiszipliniertheiten sind, dann habe ich die falschen Leute verpflichtet. Natürlich haben wir bei den Bayern auch einen kleinen Strafenkatalog. Aber eher, weil es ein spielerisches Element hat. Wenn jemand zu spät kommt, muss er pro fünf Minuten zehn Euro bezahlen. Alle Spieler rufen dann im Chor »Tschin-tschin«, imitieren das Geräusch einer Registrierkasse.
    Prinzipiell finde ich aber, dass man Strafen nicht pauschalisieren darf. Strafen machen nur Sinn, wenn sie auch eine Wirkung haben. Nehmen wir Darius Hall. Der kam anfangs häufig zu spät zur Säbener Straße, erzählte irgendetwas von Verkehr und Stau und trottete in die Halle. Der Kerl war zu dem Zeitpunkt 38 Jahre alt, er ist verheiratet und hat eine Tochter. Wozu soll ich einem erwachsenen Mann, der selbst Kinder erzieht, zehn Euro fürs Zuspätkommen abknöpfen? Ich schickte ihn lieber eine halbe Stunde aufs Ergometer, was bei seiner Vorliebe für frittierte Hähnchen sinnvoller war. Seien wir ehrlich: Jeder Spieler ist doch anders gestrickt. Jeder verfolgt andere Motive. Ein Dirk Nowitzki beispielsweise ist angetrieben von dem Spaß am Spiel und der Freude am Wettbewerb. Geld und Ruhm interessieren ihn nicht, glauben Sie es mir. Andere Spieler reizen vor allem sozialer Status oder finanzielle Unabhängigkeit. Jeder Spieler hat

Weitere Kostenlose Bücher