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Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Titel: Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bauermann
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Otto völlig entsetzt. »Oh Gott, der Typ schläft gleich ein! Oder hat er keine Lust? Wir brauchen doch Leute, die das Bayer-Kreuz mit Leib und Seele verteidigen. Und nicht solche.« An dem Tag erzielte Dawson 40 Punkte – und zwar gegen James Marsh, zu der Zeit einer der besten Verteidiger der Liga. Tony Dawson war einfach besonders. Ein Typ. Ein begnadeter Spieler. Doch die Wahrnehmung, die die meisten Menschen von ihm hatten, war eine andere. Jeder dachte: »Mein Gott, der Kerl ist komplett unmotiviert. Dem ist alles egal.« Diese Diskrepanz war ziemlich gefährlich. Denn manchmal ist die Wahrnehmung von außen wichtiger als die Wirklichkeit. Mit seiner wenn auch nur scheinbaren Unlust hätte er die Mitspieler anstecken können, was, Gott sei Dank, nicht geschah. Manchmal hatte Tonys Verhalten fast etwas Komisches. Denn das war bei Weitem noch nicht alles. Eine Mannschaftsbesprechung in der normalen Saison: Tony saß wie immer ganz hinten in der letzten Reihe und guckte unbeteiligt bei der Videoanalyse auf den Fernseher. Woche für Woche ging das so. Bis zu den Play-offs, der »money time«, wie die Spieler sie nennen, weil es dort auch um Zusatzprämien geht. Alle hatten bereits ihre Plätze im Besprechungsraum eingenommen, nur Tonys Platz in der letzten Reihe war noch frei. Er kam rein, schnappte sich seinen Stuhl und stellte ihn in die erste Reihe. Dann zog er aus seiner Jacke ein Etui, fingerte eine Brille heraus und setzte sie auf. Tony war blind wie ein Maulwurf. Von keiner meiner vorigen Analysen hatte er nur ein bisschen gesehen. Erst jetzt, wo es um alles oder nichts ging, dachte er sich: »Vielleicht sollte ich jetzt mal wissen, was der Gegner überhaupt draufhat.«
    Tony war Pragmatiker durch und durch. Beim Essen, bei Spielvorbereitungen und auch im normalen Leben. Als sich sein Halbbruder Jerry Stackhouse, der unter anderem für die Detroit Pistons in der NBA spielte, einen Pitbull Terrier kaufte, schaffte sich auch Tony Dawson einen Pitbull Terrier an. Weil er aber zu faul war, mit dem Hund Gassi zu gehen, band er ihn mit der Leine auf dem Laufband fest und stellte es für eine Stunde an. Tony setzte sich vor den Fernseher, während sein Hund gezwungenermaßen Meter für Meter auf dem Fitnessgerät absolvierte. Damit der Hund sein Geschäft verrichten konnte, ließ Tony ihn kurz in den winzigen Garten hinterm Haus. Und auch vom Garagendach muffelte es irgendwann bestialisch. Der Pitbull Terrier hatte die Katze von Dawsons Frau totgebissen. Da Tony nicht dafür verantwortlich sein wollte, schnappte er sich, als er das tote Tier fand, die Überreste und schmiss sie auf die Garage. Seiner Frau sagte er, dass er die Katze nicht gesehen habe und sie bestimmt weggelaufen sei.
    So lustig sich die Geschichten anhören, so schlecht waren sie für Bayer. Denn obwohl wir mit Tony zum siebten Mal in Folge Deutscher Meister geworden waren, war es am Ende zu schwierig, mit ihm zu spielen und zu arbeiten. Vor allem, weil all das, was uns in den Jahren zuvor stark gemacht hatte, plötzlich Risse bekam. Tony war nicht gut für den Zusammenhalt und die Stimmung. Aber auch durch solche Erfahrungen bin ich klüger geworden. Und habe eine wichtige Lehre gezogen, die mir hilft, solche Kuriositäten besser zu verarbeiten. Sie lautet: Erwarte immer das Unerwartete. Wenn man mit dieser Einstellung in jeden Tag geht, kann einen nichts überraschen oder aus dem Konzept bringen. Tony Dawson hat immer wieder Dinge gemacht, die man von keinem »normalen« Menschen erwarten würde.
    Aber Tony war damals kein Einzelfall. Selbst ein Christian Welp, den ich sehr mochte, überraschte mich. Er kam aus der NBA zu uns nach Leverkusen. Ein absolut starker Spieler, Profi durch und durch. Einer der überragenden Center in Deutschland. Im Pokal hatten wir uns gerade gegen Bamberg extrem schwer getan. Unsere Amerikaner waren beide verletzt und Christian Welp war extrem gefordert. Doch statt aufzutrumpfen und über sich hinauszuwachsen, spielte er schlecht. Also zitierte ich ihn zu mir. »Was ist los mit dir? Du kannst doch viel mehr. Christian, du musst mehr dominieren«, sagte ich ihm. Von einem Mann seines Kalibers konnte ich das erwarten. »Ich will nicht dominieren«, erwiderte er. Ich dachte, ich würde nicht richtig hören. »Wenn ich einmal dominiere und 30 Punkte und zwölf Rebounds mache, dann wird das Gleiche im nächsten Spiel wieder von mir erwartet. Und das kann und will ich nicht. Dann gebe ich dir lieber jedes Spiel

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