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Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Titel: Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bauermann
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dem Artikel waren Fotos von mir und dem Interviewer zu sehen. Auf keinem der Bilder schaue ich ihn an. Immer bin ich seinem Blick ausgewichen, habe Augenkontakt vermieden. Ich war seinen unverschämten Fragen noch nicht gewachsen. Doch trotz solcher Querschüsse ließen wir – Otto und ich – uns nicht von unserem Weg abbringen. Kurz nach Ende der ersten Saison fuhren wir nach Höffe, ein winziges Örtchen im Bergischen Land, und analysierten die Saison. Zwei Tage täglich sechs Stunden schonungslose Aufarbeitung. Denn nur weil man Meister geworden ist, heißt das nicht, dass man sich auf die faule Haut legen kann. Wir joggten, gingen spazieren und redeten. Und was immer uns gerade an Ideen in den Sinn kam, hielt Otto auf seinem schwarzen Diktiergerät fest, das er stets mit sich herumtrug.
    Wir gewannen auch im zweiten Jahr das Double, also Meisterschaft und Pokal. Und das, obwohl dem damaligen Trainer von Berlin, Faruk Kulenovic, angeblich jedes Mittel recht war, um uns im Finale fertigzumachen. Er soll sich als Putzfrau verkleidet haben, um unser Training auszuspionieren, und sogar versucht haben, die Korbnetze zu manipulieren, um Tempo aus dem Spiel zu nehmen. Wir hatten eine sehr junge, athletische Mannschaft und spielten daher nach jedem Korb gegen uns sehr schnell nach vorne, anstatt den Angriff ruhig aufzubauen. Vollgasbasketball, etwas untypisch, aber erfolgreich. Um das zu unterbinden, kam Kulenovic auf die Idee, die Korbnetze in heißes Wasser zu legen, damit sie einliefen und der Ball nicht so rasch nach einem Korb durchfallen konnte. Er ließ die Netze allerdings zu lange im Wasser, sodass letztlich ganz neue aufgehängt werden mussten. So wurde mir die Geschichte jedenfalls überliefert – ob sie tatsächlich stimmt, weiß ich nicht.
    Als wir nach 1992 und 1993 Alba Berlin auch in den Finalserien 1995 und 1996 besiegten, kam deren Shooting Guard Marko Pesic nach dem Spiel zu mir und sagte: »Alba kann einfach nicht gegen Leverkusen gewinnen. Bei euch passt alles.« In der Tat waren wir nicht nur in sportlicher Hinsicht, sondern auch mental eine unglaubliche Mannschaft. In den ersten Jahren saßen die deutschen Spieler jeden Montag beim Spielerstammtisch im »Leverkusener Krug«, zogen kräftig über den Trainer her und flachsten, was das Zeug hielt. Das war eine wirkliche Familie, ein Team mit einem nahezu einmaligen Geist. Ich musste lange nur Nuancen korrigieren, ein paar Stellschrauben nachziehen. Zum Beispiel hatte ich geraume Zeit nicht kapiert, was mit Kannard Johnson los war. Jeden Dienstag konnte man ihn vergessen. Da trainierte er, als hätte er noch nie einen Basketball in der Hand gehabt. Schwach beim Werfen, träge, lustlos. Bis ich dahinterkam, dass montags in Köln immer »Blue Monday« war, den er regelmäßig ausgiebig feierte. Aber natürlich hatten wir auch größere Probleme. Bei einer unserer Saisonanalysen kamen Otto und ich zu dem Ergebnis, dass wir einen echten Scorer brauchten, wenn wir Europas Topklubs attackieren wollten. Einen, an dem alles abprallt, der immer und jederzeit die »big points« erzielen kann. Also holten wir Tony Dawson, der zuvor in der griechischen Liga zu den Topscorern gehörte. Dieser Kerl hatte ein unglaubliches Ego. An ihn konnten sich alle Riesen vom Rhein, wie Bayer bis 2000 genannt wurde, locker anlehnen. Das Problem von Tony war allerdings, dass er zu oft Einzelaktionen suchte. Als Mannschaftsspieler war er schwierig. Seine Eigeninitiativen wären ja noch in Ordnung gewesen, wenn er in den wichtigen Spielen voranmarschiert und sein Ding gemacht hätte. Aber er war immer Egoist, dachte nur an sich. Und nicht nur im Spiel, auch sonst hat es mir dieser Junge nicht leicht gemacht. Er neigte von Anfang an zu leichtem Übergewicht. Zwei, drei Kilo hatte Tony immer zu viel auf den Rippen. Also sagte ich ihm: »Junge, du musst besser darauf achten, was und wann du isst. So geht das nicht. Du musst besser und kontrollierter essen.« Doch Tony interessierte das gar nicht. »Ich esse, um satt zu sein.« Damit hatte sich das Thema für ihn erledigt. Diskussionen waren nutzlos. Er machte so oder so seine 30 Punkte im Spiel. Als wir kurz darauf gegen Trier spielten, leistete er sich das nächste Ding. Michael Koch, einer unserer Leistungsträger, hatte sich verletzt. Umso mehr kam es auf Dawson an. An der Mittellinie stand er zum Sprungball bereit – und gähnte erst einmal herzhaft und ungeniert mit weit aufgerissenem Mund. »Was macht der denn da?«, fragte

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