Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg
Am Ende hieß es 68:64. Im dritten Anlauf hatten wir es endlich geschafft. »Wir haben diesen Titel mit jedem Muskel und jeder Faser gewollt«, schrie ich ins Hallenmikrofon. »Für Bamberg, für Franken und für euch Fans.« Es war der Wahnsinn. Vier Jahre zuvor hatten wir gegen den Abstieg gespielt. »Jetzt sind wir Meister.« Auf den T-Shirts, die sich unsere Spieler sofort überstreiften, stand: »Sag einfach Meister zu mir.« Rick Stafford meinte nur: »In Köln haben sie ihre fünfte Jahreszeit an Karneval. Wir haben das im Juni.« Tatsächlich stand die Stadt kopf. Die Bad Boys waren in den Basketballhimmel aufgestiegen. Und am Ende sah selbst ich aus wie ein Bad Boy, nachdem die Jungs mir meine Haare beim Feiern abrasiert hatten.
Ein Jahr später, 2006, schafften wir es erneut ins Halbfinale, verloren da allerdings gegen RheinEnergie Köln. Immerhin erreichten wir aber als erste deutsche Mannschaft die Top 16 in der Europaliga nach begeisternden Spielen, ein großer sportlicher Erfolg. Doch wieder mal standen wir kurzzeitig vor einem riesigen finanziellen Problem. Diesmal hatte unser Trikotsponsor, das Plüschtierunternehmen Nici, Insolvenz angemeldet. Außerdem saß sein Chef Ottmar Pfaff wegen Betrugs im Gefängnis. Der Unternehmer hatte eine bizarre Scheinwelt aufgebaut und mit fingierten Lieferscheinen, Rechnungen und Frachtpapieren Geschäftsvorgänge verbucht, die es gar nicht gab. Rund 40 Millionen Euro soll er so ergaunert haben. 300 000 bis 400 000 Euro hatte Nici zu unserem Gesamtetat von 5,2 Millionen Euro beigesteuert. Die fehlten nun für die kommende Saison. Darüber hinaus war Pfaff noch am Hallenausbau zu 50 Prozent und mit etwa 3,5 Millionen Euro beteiligt. Plötzlich stand alles vor dem Nichts, bis völlig unerwartet Michael Stoschek, der CEO der Brose Fahrzeugteile GmbH, als Geldgeber einsprang und uns überraschend einen noch größeren wirtschaftlichen Spielraum für die Vereinsgestaltung ermöglichte. Die finanziellen Probleme waren also wieder einmal gelöst.
Aber leider lief es sportlich nicht mehr so gut wie erhofft. Die Bad Boys waren ausgelutscht. Das Thema hatte uns zu einer Meisterschaft getragen. Es hatte uns vereint und stark gemacht. Es war der Schlüssel für den ersten Titel gewesen. Nun mussten wir uns neu ordnen, zumal die Generation um Uvis Helmanis über ihren Zenit hinaus war. Nach der Meisterschaft 2005 war es jedoch nicht leicht, den Umbruch zu gestalten. Ich fand nicht mehr die Zeit, die ich sonst in die Spielerrekrutierung gesteckt hatte. Der Grund? Ich war parallel als Bundestrainer tätig und mit Deutschland 2005 Vize-Europameister geworden. Gleichzeitig zu dieser Verpflichtung eine neue Vereinsmannschaft aufzubauen klappte einfach nicht so problemlos, wie ich gedacht hätte. Kein Wunder, dass ich mit der Auswahl zweier Spieler ganz gewaltig falschlag. Im August 2006 kauften wir DeJuan Collins, im September dann Adam Harrington. Wir kannten Adam schon länger, da er während seiner Zeit bei den Dallas Mavericks ab und zu in Starnberg bei München trainiert hatte. Zudem hatte ihn mir auch Donnie Nelson von den Mavericks empfohlen. Aber im Endeffekt muss man sagen, dass wir mit Collins und Harrington zwei faule Eier gekauft haben.
Jeder Trainer hat Stärken und Schwächen. Meine Stärke besteht darin, aus zwölf Spielern das Optimum herauszuholen. Ich bin gut darin, sie auf ein gemeinsames Ziel zu fokussieren und sie zu begeistern. Ich kann sie auf etwas einschwören, sodass sie es mit aller Macht erreichen wollen. Meine Stärke besteht aber nicht unbedingt darin, die richtigen zwölf zu finden. Das hat nichts damit zu tun, dass ich nicht weiß, was ich will, oder unsicher bin. Mir ist ganz einfach der Prozess zuwider, mich mit Agenten zu treffen und mit ihnen zu verhandeln. Ich mag es ebenfalls nicht, mir Videos von Spielern anzuschauen und dann zu entscheiden, ob sie zu uns passen. Ich hasse es, mich stunden- und tagelang durch Statistiken zu wühlen. Daher ist es auch so wichtig, dass ich jetzt in München einen Sportdirektor an meiner Seite habe, der genau diese Aufgaben für mich übernimmt. Und der vor allem weiß, welche Spieler ich brauche. Der soll mir keine Spieler aufs Auge drücken, die nicht meiner Basketballphilosophie entsprechen. Mein Sportdirektor muss mich blind verstehen, mir optimal zuarbeiten und meine Ideen kapieren und umsetzen. Dann funktionieren wir gemeinsam. Mit Collins und Harrington hatte ich mich nicht genügend auseinandergesetzt.
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