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Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Titel: Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bauermann
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Ich hatte weder die Muße noch die Zeit dafür. Und dann kam noch hinzu, dass niemand ehrlich zu mir war, welche Verfehlungen Collins sich leistete. Keiner im Team ist zu mir gekommen und hat gesagt: »Der Kerl macht unsere Mannschaft kaputt. Der hat Alkoholprobleme und treibt einen Keil zwischen uns.« Erst als er, wie schon anfangs im Buch erwähnt, angetrunken zur Abfahrt zu einem Europacup-Spiel kam, wurde mir bewusst, dass der Typ die Mannschaft sprengte, sie über Gebühr belastete. Mit ihm zu reden wäre zwecklos gewesen. Und hätte ich weiter Geduld mit Collins gehabt, wären wir in jener Saison ganz sicher nicht Meister geworden. Gleiches galt für Harrington, den wir wie Collins mit einer Abfindung aus dem laufenden Vertrag entließen.
    Aber so einfach war es nicht, die entsprechenden Korrekturen vorzunehmen. Der Wind wurde ohnehin rauer. Wir blieben im Dezember 2006 weit hinter unseren Zielen zurück, krebsten irgendwo auf Platz sechs der Bundesliga herum. Zwischenzeitlich stiegen wir sogar einmal auf den 13. Rang ab. Das Publikum wurde kritisch, auch mir gegenüber. Nach dem letzten Spiel vor Weihnachten, das extrem zäh war und wir nur mühsam mit drei Punkten Vorsprung gewannen, schnappte ich mir das Mikrofon und sprach zu ihm. »Ihr habt recht, nicht mit uns zufrieden zu sein«, sagte ich. »Wir haben falsche Entscheidungen getroffen. Ich habe falsche Entscheidungen getroffen. Es tut mir leid, wie wir hier teilweise auftreten. Das ist kein Bamberger Basketball. Das ist nicht der Basketball, für den wir eigentlich stehen. Aber wir werden wiederkommen. Wir kommen ganz sicher zurück. Und wir werden noch um die Meisterschaft spielen.«
    Im Januar 2007 holten wir Steffen Hamann zurück. Und dann gab es noch einen Spieler, den ich unbedingt haben wollte: Casey Jacobsen. Ich war von diesem Kerl absolut überzeugt, wusste, dass er derjenige ist, der den Unterschied zwischen Meisterschaft und Platz zwei ausmachen kann. Es gibt Kerle, die sprühen Funken, und plötzlich steht der ganze Himmel in Flammen. Mit diesem Casey war ich mir sicher, dass wir die Kurve kriegen und die Liga von hinten aufrollen würden. Für die Verpflichtung brauchten wir die Zustimmung vom Aufsichtsrat. Wolfgang Heyder, Bambergs Manager, und ich waren sicher, dass wir die Herren der Zahlen überzeugen könnten. »Dirk, du bist wie der Rattenfänger aus Hameln«, sagte Heyder zu mir. »Du machst das schon.« Aber egal, wie ich auch auf den Aufsichtsrat einredete, er machte dicht. Wir hatten den Etat wegen der Abfindung von Collins und Harrington schon aufgebraucht. Noch eine Nachverpflichtung wollten sie uns nicht zugestehen, zumal Jacobsen nicht ganz günstig war. Um 50 000 Euro hätten wir den Etat zusätzlich überzogen. Keine Unsumme, aber dem Aufsichtsrat ging es darum, wirtschaftlich solide zu arbeiten, das war nachvollziehbar.
    Ich musste mit härteren Bandagen kämpfen. Das erste und einzige Mal in meiner langen Trainerkarriere drohte ich mit Rücktritt. Ich hatte mir diesen Schritt nicht zuvor überlegt. Er kam spontan, er war die letzte Möglichkeit, die mir einfiel, um unsere Verantwortlichen doch noch zu überzeugen. Ständig mit Rücktritt zu drohen halte ich übrigens nicht nur für lächerlich, sondern auch für unglaubwürdig. Abgesehen davon, dass ein solches Verhalten letztlich nicht dem Zweck dient, spielt es den Kontrahenten in die Hände. Denn die würden hinter deinem Rücken nur sagen: »Ach, lass den mal ein paar Minuten toben. Der tritt eh nicht zurück. Das ist eine leere Drohung.« So bin ich nicht, ich habe es tatsächlich ernst gemeint. Es gab an diesem Abend eine »Vielleicht doch«-Entscheidung, sodass Wolfgang und ich eigenmächtig die Verpflichtung realisieren konnten.
    Noch in der gleichen Nacht tyrannisierte ich Wolfgang mit Anrufen und SMS. »Ich will ihn. Wir müssen diesen Jungen holen.« Als er irgendwann nicht mehr reagierte, klingelte ich ihn zu Hause aus dem Bett. »Pass auf, Wolfgang. Ich bin absolut sicher, dass wir mit Casey Meister werden.« Bei Dingen, von denen ich überzeugt bin, dass sie notwendige Entscheidungen für den Erfolg sind, akzeptiere ich kein Nein. Da kämpfe ich so lange, bis aus dem Nein ein Ja wird. Man darf nicht wegen jeden Konflikts in den Krieg ziehen, man muss sich seine Schlachten genau aussuchen. Denn dann hat man auch bessere Chancen, die wichtigen zu gewinnen. Wenn man erfolgreich sein will, braucht man Hartnäckigkeit. Eigentlich bin ich ein kompromissfähiger

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