Mission Eureka
tun.«
Er lächelte. »Ich würde es gerne wiedergutmachen.«
»Und wie, wenn ich fragen darf?«
»Bleiben Sie zum Lunch, dann werden Sie's erfahren.«
Meike
nickte. »Einverstanden.« Da gab es nichts groà zu überlegen. Es gab
keine bessere Gelegenheit, an eine Story zu kommen, als bei der
entspannten Atmosphäre eines Essens, wo der Wein die Zungen löste. Kein
vergleich zu der steifen, verkrampften Interviewatmosphäre mit der
unvermeidlichen Bücherwand im Hintergrund, wo jede Frage vorher
festgelegt und jede Antwort dreimal überlegt wurde. Sie würde zum
Mittagessen bleiben. Sie würde, wenn er sie dazu einlud, auch zum
Abendessen bleiben. Und wenn nötig, würde sie auch noch das ganze
Wochenende bleiben, wenn sie dadurch etwas aus Leo Graf Waldegg
herauskriegen konnte.
Das Mittagessen wurde auf der
Terrasse serviert â stilvoll, wie bei Waldegg nicht anders zu
erwarten: Tischtuch und Servietten aus blütenweiÃem Leinen, Weingläser
aus feinstem Kristall; Garnelen auf Reis, ein trockener Chablis â
das alles vor einem Panorama, dem keine Ansichtskarte hätte gerecht
werden können. Dazu die herrlich klare Bergluft, die Meikes Wangen
erglühen lieÃ. Und zur Krönung des Ganzen â eine faustdicke
Ãberraschung. Es war das letzte, womit sie gerechnet hätte, als Waldegg
etwas von Wiedergutmachung gesagt hatte. Sie hatten gerade zu essen
begonnen, als Waldegg direkt zur Sache kam. Sie schaute ihn überrascht
an und stellte das Weinglas, das sie gerade an die Lippen gesetzt
hatte, wieder hin. Sie hoffte, daà ihre Verwirrung nicht allzu
offensichtlich war.
»Ich soll für Sie arbeiten? Als was?«
»Als meine persönliche Assistentin, verantwortlich für Ãffentlichkeitsarbeit und Beziehungen zu den Medien.«
Deshalb
also die Einladung zum Mittagessen. »Sie wollen mich also kaufen.
Deshalb das Exklusivinterview. Wahrscheinlich soll ich Ihnen jetzt auch
das Band aushändigen?«
»Aber nein, absolut nicht«,
erwiderte Waldegg. »Veröffentlichen Sie Ihr Interview. Aber danach
kommen Sie zu mir und arbeiten für mich.«
»Warum?« Sie meinte die Frage ernst; sie hatte wirklich nicht die geringste Ahnung.
»Darf ich ganz offen sein?«
»Das ist der einzige Weg, der erfolgversprechend ist.«
Waldegg
trank einen Schluck Wein und schaute hinaus auf die Berge. Dabei sah er
Giovanna, die gerade die beiden Hunde, zwei riesige Rottweiler,
ausführte. Ihr Schal flatterte um ihren Hals, als sie Stöcke für sie
warf. Die Herrin des Schlosses beim mittäglichen Spaziergang; das
vollkommene Bild häuslichen Glücks, dachte er. Wenn da nicht Altenburg
wäre ⦠Er wandte den Blick wieder auf seinen Gast.
»Ich
hasse es, ständig belästigt zu werden«, sagte er. »Ich ziehe es vor, in
Ruhe zu arbeiten, unbehelligt von neugierigen Reportern wie zum
Beispiel Ihnen â¦Â«
»Vielen Dank â¦Â«
»Keine Ursache«, erwiderte er lächelnd. »Die zerstören diese Ruhe.«
»Und diese Geheimniskrämerei.«
Sie
erinnerte ihn an Altenburg â derselbe naive Idealismus. »Wenn Sie
so wollen«, sagte er. »Aber wieso muà Diskretion â oder
âºGeheimniskrämereiâ¹ wie Sie es nennen â immer etwas Schlechtes
sein?«
Sie zog erstaunt die Augenbrauen hoch, als hätte sie über diese Möglichkeit noch nie nachgedacht.
»Was würde aus der Beichte«, fuhr er fort, »wenn Verschwiegenheit unter Strafe gestellt würde?«
Sie fand das Argument absurd und ignorierte es. »Was würden Sie sich davon versprechen, wenn ich auf Ihr Angebot einginge?«
»Sie
kennen doch alle Tricks Ihrer Branche«, sagte er. »Sie haben Sie doch
selbst benutzt â und geschickter als alle anderen. Sie wissen, wie
man diese Pressehaie abblockt.«
»Meine eigenen Kollegen?«
Er
zuckte mit den Achseln. »Kollegen!« Er stieà das Wort heraus, als wäre
es etwas Unanständiges. »Ihr würdet euch für ein Exklusivinterview doch
gegenseitig die Gurgel durchschneiden!« Er beugte sich vor und sagte
leise, wie ein Verschwörer: »Ich zahle Ihnen das Doppelte von dem, was
Sie bei Ihrer Agentur verdienen, egal, was sie Ihnen bietet. Sie würden
für Europa arbeiten, und dazu in einer solchen Position, überlegen Sie
sich das!«
»Ich arbeite jetzt auch für
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