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Mission Eureka

Titel: Mission Eureka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McGill Gordon
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Leider konnten wir Ihren Gatten
trotz aller Bemühungen bisher nicht erreichen. Er beantwortet weder
unsere Briefe, noch geht er ans Telefon. Und die Angelegenheit ist
mittlerweile wirklich von höchster Dringlichkeit.«
    Agnes
warfeinen Blick auf die Karte. Sie hatte damit nichts zu schaffen. Es
war eine Angelegenheit, die ausschließlich ihren Mann und diesen Gnom
etwas anging. »Ich weiß wirklich nicht, was ich Ihnen da raten soll«,
sagte sie. »Am Wochenende ist er bestimmt wieder hier.«
    Â»Ich befürchte, das wird zu spät sein, Madame.«
    Â»Zu
spät?« Sie sah sich ihn zum ersten Mal richtig an. Ein unscheinbarer,
farbloser junger Mann â€“ nichts weiter als ein Laufbursche.
    Â»Sie sind die Tochter von Charles Goncourt?«
    Â»Ja,
ja«, antwortete sie gereizt. Unverschämt, dieser Kerl! Wer, glaubte er,
sollte sie wohl sonst sein? Und wer, glaubte er, war er, daß er sich
die Frechheit herausnahm, in ihre Wohnung zu platzen. Er griff wieder
in seine Jackentasche. Diesmal zog er einen Briefumschlag heraus. »Dann
darf ich vorschlagen, Madame, daß Sie den Inhalt dieses Briefes selbst
prüfen.« Sie konnte sehen, daß er an Laurent adressiert war.
    Â»Das würde mir nicht im Traum einfallen.«
    Â»Madame«,
sagte er, und sein Ton hatte jetzt eine gewisse Schärfe angenommen. »Es
wäre wirklich sehr ratsam. Ich bin sicher, mit Ihren Mitteln â€¦Â« Er
ließ den Satz unvollendet im Raum stehen. ›Mit Ihren Mitteln‹? Was in
aller Welt meinte er damit? Was zum Teufel hatte Laurent da wieder
ausgekocht? Sie hatte keine Zeit für derartige Mätzchen. Schließlich
stand ihr ein anstrengender Tag bevor. Sie zog ihm den Umschlag aus der
Hand und riß ihn auf. Er enthielt ein einzelnes Blatt Papier. Als sie
es las, brach eine Welt für sie zusammen.
    Zwanzig
Minuten später stand sie im Arbeitszimmer ihres Vaters und beobachtete
ihn beim Lesen des Schreibens. Als seine Stirnadern zu pochen begannen,
wußte sie, daß es nichts gab, was sie für Laurent tun konnte, selbst
wenn sie wollte. Sie teilte ihrem Vater den Inhalt des Telefongesprächs
mit, das sie mit Laurent geführt hatte, gleich nachdem der Bankbote
gegangen war. Laurent hatte alles zugegeben. Ihm blieb unter den
gegebenen Umständen nichts anders übrig.
    Â»Er hat
Wechselkursspekulationen mit EUREKA-Geldern gemacht«, sagte sie. »Er
hat seine Transaktionen über den Computer laufen lassen.«
    Â»Und
ist natürlich dabei baden gegangen, dieser Hornochse«, vollendete
Goncourt. »Sie fordern ihn auf, schnellstens zehn Millionen Dollar zur
Deckung seines Kontos aufzutreiben, sonst blasen sie ihn aus dem
Wasser.«
    Sie hatte die Tragweite des Schreibens bis
jetzt noch gar nicht richtig begriffen. Der Brief war zu kompliziert
für sie gewesen, aber nun, da ihr Vater es ihr erklärt hatte, konnte
sie nur noch eines tun. Ein winziger Teil von ihr sagte ihr, sie solle
Laurent verteidigen, zu ihm stehen in der Stunde der Not, aber es war
nur ein winziger Teil, den sie rasch wieder verdrängte. Sie tat das,
was sie immer getan hatte, schon als kleines Kind. Sie fing an zu
flennen und schluchzte: »Papa.«
    Goncourt kam um den
Schreibtisch herum und legte die Arme um sie. »Mach dir keine Sorgen,
mein Kleines. Das ganze Geld wird wieder zurückfließen, auf demselben
Weg, wie es rausgegangen ist, per Computer. Keiner wird was merken. Und
für seine Verluste stehe ich gerade.«
    Â»O Papa«, sagte sie, wischte sich die Tränen ab und dachte an die Zukunft. Es war sowieso keine tolle Ehe gewesen.
    In
dem Moment, als Lefèbre in Goncourts Büro zitiert wurde, wußte er, daß
alles aus war. Als er in Paris aus dem Flugzeug stieg, fühlte er sich
um zwanzig Jahre gealtert. Und er war ein Greis im Körper eines jungen
Mannes, als er schließlich in das Büro trat und vor seinem
Schwiegervater stand. Der Brief lag auf dem Schreibtisch. Er konnte den
Briefkopf erkennen: Privatbank Zürich.
    Â»Du
verdammter Narr«, herrschte Goncourt ihn an. »Eine Wohnung in Paris,
ein Haus in München, eine Villa in Biarritz und meine Erbin zur
Ehefrau. War dir das immer noch nicht genug?«
    Das einzige, was ihm noch geblieben war, war Bitterkeit, und er ließ ihr freien Lauf.
    Â»Alle
diese Dinge waren Geschenke von dir«, sagte er, wobei er den
Zeigefinger anklagend auf seinen Schwiegervater richtete.

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