Mission Eureka
die Augen
auszukratzen. »Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«
»Nein danke«, erwiderte Giovanna. »Mir ist durchaus klar, daà die Situation etwas ⦠auÃergewöhnlich ist.«
Aber
Marianne hatte plötzlich keine Lust mehr, diese Scharade weiter
mitzuspielen. »Reden wir nicht lange herum. Was wollen Sie?« fragte sie
scharf.
»Sie kommen in der Tat direkt zur Sache«, versetzte Giovanna. »Ich kann mir vorstellen, daà Thomas das gefallen würde.«
»Lassen wir Thomas aus dem Spiel, ja?« Wie konnte diese Person es wagen, in ihrer Gegenwart Thomas' Namen in den Mund zu nehmen!
»Oh, das geht leider nicht«, erwiderte Giovanna. »Ich bin nämlich wegen Thomas hier.«
»Ach ja?«
»Sehen
Sie, es geht ihm leider nicht gut. Er ist hin und her gerissen zwischen
uns beiden. Wir reiben ihn auf, und er findet keinen Ausweg. Sie und
ich, wir ruinieren sein Leben.«
Das war unerträglich,
unglaublich, aber sie rià sich zusammen. Sie würde dieser Frau nicht
gönnen, zu sehen, wie sie die Fassung verlor. Ganz ruhig erwiderte sie:
»Sie sprechen doch wohl nur für Ihre Person. Er war glücklich und
zufrieden, bevor Sie auftauchten.«
Giovanna schüttelte
den Kopf. »Das, liebe Frau Altenburg, kann wohl nicht so ganz stimmen.
Wenn er wirklich so glücklich gewesen wäre, wie Sie sagen, dann hätte
ich wohl kaum eine Chance gehabt.«
»Das stimmt nicht. Eine Frau kann jeden Mann aus dem Gleis werfen, wenn sie es nur geschickt genug anstellt.«
Giovanna zuckte mit den Achseln. »Ich möchte mich nicht mit Ihnen streiten. Im Gegenteil, ich möchte, daà wir Freunde werden.«
Marianne lachte verächtlich. »Freunde? Ich muà schon sagen, Ihre Unverschämtheit ist wirklich bewundernswert.«
Giovanna
stand auf, machte einen Schritt vorwärts, blieb stehen. Ihre Stimme
nahm einen fast beschwörenden Klang an, als sie sagte: »Verstehen Sie
denn nicht, die Wahrheit ist, Thomas liebt mich, und er liebt auch Sie.
Jede von uns gibt ihm das, was ihm die andere nicht geben kann.«
»Sprechen Sie nur weiter«, sagte Marianne.
»Sie
geben ihm â¦Â« Sie machte eine schweifende Geste durch das Zimmer.
»⦠das hier. Ruhe und Frieden, Treue, Geborgenheit, die Sicherheit
eines Heims.«
»Und Sie, was geben Sie ihm?«
»Ich
verkörpere einen Traum für ihn, den Traum, den alle Männer träumen, den
Traum von der Geliebten.« Aha, dachte Marianne, sie hat tatsächlich
âºGeliebteâ¹ gesagt. »Da gibt es niemals schmutziges Geschirr«, fuhr
Giovanna fort, »keinen Küchengeruch, keinen kaputten Staubsauger. Meine
Frisur ist immer makellos. Und er hat immer recht.«
»Ich verstehe. Jetzt weià ich endlich, wofür eine Geliebte da ist. Ich habe mich das schon oft gefragt.«
Giovanna
lächelte. »Warum können wir uns nicht zusammentun?« sagte sie.
»SchlieÃlich stehen wir doch nicht in Konkurrenz zueinander. Ich will
ihn nicht heiraten. Sie sind seine Ehefrau. In bestimmten Kreisen ist
so etwas gang und gäbe.«
Das brachte Marianne auf einen
Gedanken: ihre erste echte Frage, eine Chance, zum Angriff überzugehen.
»Haben Sie ein solches Arrangement auch mit der Geliebten Ihres
Mannes?« Und mit einem Gefühl von Befriedigung sah sie, wie Giovanna
wegschaute und die Hände zu Fäusten ballte.
»Die Geliebte meines Mannes ist seine Arbeit«, antwortete sie leise.
Sie
hatten alles gesagt, was zu sagen war. Marianne, jetzt wieder ganz
höfliche Gastgeberin, brachte sie zur Tür und schaute ihr nach, wie sie
zu ihrem Wagen ging. Dann schloà sie die Tür, ging zurück ins
Wohnzimmer, setzte sich aufs Sofa und versuchte sich erst einmal zu
beruhigen. Sie war wie vor den Kopf geschlagen, unfähig, einen klaren
Gedanken zu fassen. Tausend Gedanken auf einmal kreisten in ihrem Kopf.
Sie war so sehr mit sich beschäftigt, daà sie jedes Zeitgefühl verlor
und erschrocken hochfuhr, als sie hörte, wie sich ein Schlüssel im
Schloà drehte. Sie schaute auf ihre Uhr und blinzelte. Eine halbe
Stunde hatte sie so dagesessen. Es hätten ebensogut fünf Minuten sein
können. Sie blickte auf, als Claudia ins Zimmer kam.
»Was ist, Mutter?« fragte Claudia besorgt. Sie hatte sofort bemerkt, daà irgend etwas vorgefallen sein muÃte.
»Setz dich erst mal hin, Liebes.«
Und
dann
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