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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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Gedichteschreiber, hättest du tun wollen? Was hättest du tun können? Du hast Brim noch gar nicht gelobt. Wäre er nicht, würden wir jetzt Claadt sabbernd Gesellschaft leisten. Ach, wie ungeschickt von mir, Brim, Liebling. Bei dir ist das doch etwas ganz anderes. Mehr ein Ausdruck deiner ungewöhnlichen Persönlichkeit, denn ein einfacher Missstand, nicht? Oder was meinst du dazu, Dietrich von Bochum?« Merkwürdigerweise reagierte der Krüppel auf ihre Worte, aber das nahm Dietrich nur am Rande wahr. Was er jedoch in starkem Ausmaß registrierte, war ihr Widerstand, ihr Drang, ihn zu reizen. Etwas war geschehen, hatte sie verändert und er, Dietrich, der er doch geschickt worden war, um sie zu führen, versagte.
    Um einen Moment nachdenken zu können, ließ er sich auf die Fersen nieder, lächelte Brim zu und tätschelte den verformten Rücken. »Das hast du gut gemacht, Brim.« Tatsächlich war er beruhigt, dass es Brim gelungen war, den Angriff des Magiers abzuwehren, wenn auch spät, und der Krüppel konnte das spüren. Dankbar griff er nach der Hand Dietrichs, drückte sie gegen seine Wange und trollte sich dann auf ein Zeichen seines Herrn und nach einem Blick zu Anoush, die lächelnd nickte, fügsam.
    »Willst du mir nicht erzählen, was hier wirklich passiert ist, Anoush?«, fragte er ruhig, weiterhin am Boden kauernd und ohne sie anzusehen. Es war ihm wichtig, sie nicht noch mehr unter Druck zu setzen, denn er wähnte sie jederzeit kurz vor dem Ausbruch, mit allen nicht kalkulierbaren Folgen. Am meisten fürchtete er, sie zu verlieren, und damit einen Gutteil Kontrolle über den Krüppel. Ohne Brim aber wäre der Erfolg seiner Mission, auf einen Schlag, äußerst fraglich.
    »Er war hier, Dietrich. Wenduul war hier und er hat Wadim getötet und Claadt in den Wahnsinn getrieben und das trotz Brim und mir.« Wie zur Bestätigung stöhnte Claadt in diesem Moment wieder schauerlich auf und Dietrich bemerkte, unangenehm berührt, wie sich die Härchen an seinen Unterarmen aufrichteten. »Erzähle weiter. Hab keine Angst.« Ein kurzes, spöttisches Lachen, aber der Spott war gekünstelt und die Sicherheit, sonst ein wesentlicher Charakterzug Anoushs, war daraus verschwunden. »Du hättest es erleben sollen. Hast du dir Brim richtig angesehen? Natürlich nicht. Er ist ja nur ein nützliches Tier für dich. Wie ich auch. Um ein Haar hätte er Brim vernichtet. Und mich.« Dietrich war aufgestanden und versuchte sie zu umarmen, aber sie hob abwehrend die Hände. »Ich sollte sprechen, also lass mich auch. Er war hier und irgendetwas mit ihm. Ich kann nicht sagen, was es war, aber es ist alt, sehr alt und sehr mächtig. Aber Dietrich, bevor du dir daraus einen Trost schnitzt, dass der Magier Verstärkung hatte, höre! Als er Wadim und Claadt richtete und beinahe Brim besiegte, war er allein! Er war allein!«
    Dann rannte sie der Treppe zu, denn auf einmal war ihr das Grauen im Gewölbe Wadims zu viel. Dietrich hielt sie nicht auf. Oben angekommen konnte sie hören, wie er sich im Keller zu schaffen machte. Wahrscheinlich, so dachte sie, würde er aufräumen und damit eine Weile beschäftigt sein. Das war gut so, denn die Begegnung mit dem Magier kehrte nun, verstärkt durch ihre eigenen Worte an Dietrich, mit Wucht in ihre Erinnerung zurück.
    Wie flirrende, heiße Sommerluft, zu Gestalten geformt und sich ständig verändernd, war der Geist des Magiers zwischen ihnen hin und her gefegt. Tauchte in seine Opfer ein, wand sich in der Mitte des Kellers, fixierte ein neues Ziel und stürzte sich darauf wie ein hungriges Raubtier.
    Die Augen Wadims sah sie wieder, die ihm vor Gier schier aus dem Kopf quollen, als er begonnen hatte, Stücke seines eigenen Fleisches zu verschlingen, reißend, zerrend und schließlich ein Messer nutzend, als seine Zähne seine Gliedmaßen nicht mehr erreichen konnten.
    Die Augen Claadts, den der Anblick des Magisters bei seinem furchtbarem, selbstzerstörerischen Tun verrückt machte und der, einem Kreuze gleich, von titanischer Kraft an der Wand gehalten wurde, unfähig, sich auch nur zu rühren.
    Schließlich die Augen Brims, die, vor Anstrengung im Kampf gegen den Magier weit aufgerissen, dem unberechenbaren Kurs seines Gegners zu folgen suchten und die Blut dabei weinten.
    Und dann seine Augen, Wenduuls Augen, als er auch nach ihrem Geist griff, mit kalter Wut und unglaublicher Macht – in diesem Moment konnte sie sie sehen. Grün und stechend wie Smaragd, und es war, als sähe er sie

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