Mission Munroe. Die Sekte
sind denn die Jungs?«
»Sie kommen, sobald sie können«, sagte Munroe. Das war die Wahrheit, wenn auch nicht die volle.
Sie bot Heidi einen Platz an, und sie plauderten ein wenig, bis Munroe so beiläufig wie nur möglich begann, die Ereignisse der vergangenen Woche zu schildern, als Vorbereitung auf das, was unweigerlich kommen musste. Sie fing damit an, wie sie Hannah außer Landes geschafft hatten, und erzählte ihr dann, wie sie die Oasen lokalisiert und sich Zugang verschafft hatten. Heidi hörte das alles zum ersten Mal. Mit großen Augen und voller Fragen saß sie da. Ihre Anspannung war fast mit Händen zu greifen und wurde noch größer, als Munroe auf ihre Geschwister zu sprechen kam.
»Ich rechne fest damit, dass sich Morningstar irgendwann bei uns melden wird«, sagte Munroe. »Wenn sie sich den Koffer vornimmt, den ich ihr dagelassen habe, findet sie darin ein Dokument, von dessen Existenz sie bisher noch nichts weiß, dazu ein Prepaid-Handy und meine Telefonnummer.« Heidi sah sie freudig und erwartungsvoll an. Damit hatte Munroe gerechnet, aber jetzt kam die Nachricht, die sie am liebsten für sich behalten hätte. »Noch etwas: Früher oder später wirst du gewisse Dinge über deinen Dad erfahren.«
Munroe wartete kurz, dann fuhr sie fort. »Es könnte sein, dass das ein ziemlicher Schock für dich wird.«
»Was denn für Dinge?«, fragte Heidi. Munroe gab keine Antwort. Als die Stille schon mit Händen zu greifen war, schien Heidi langsam zu begreifen, worauf die unausgesprochenen Anschuldigungen hinausliefen.
»Ich kenne keine Details, daher kann ich dazu auch nichts sagen«, erwiderte Munroe. »Aber du musst dich darauf einstellen, dass sie irgendwann ans Licht kommen, das lässt sich nicht vermeiden, okay?«
Heidi nickte stumm, verarbeitete das Gehörte, auch dann noch, als die beiden Männer eintrafen. Beide blieben wie angewurzelt stehen, als Munroe sich zu ihnen umdrehte, auch wenn Gideon deutlich weniger geschockt reagierte als Logan. Munroe sagte: »Ja, ja, ich weiß, aber ihr habt die anderen ja schon gesehen.«
In entspannter Stimmung setzten sie sich an den Tisch, und Munroe, die Heidi Zeit lassen wollte, um das eben Gehörte zu verarbeiten, erzählte die ganze Geschichte noch einmal von vorne. Dann berichteten die Männer, was sie erlebt hatten, und als sie damit fertig waren und Munroe sich dafür bedankt hatte, dass sie sich auf die Suche nach ihr gemacht hatten, wandte sie sich an Logan: »Charity hat sich bei dir gemeldet, richtig?«
Er nickte. »Ich hole sie am Flughafen ab, und dann kommen wir direkt zu euch.«
»Von Miles erfährst du, wo wir sind«, sagte Munroe. Dann fügte sie hinzu: »Weißt du, Logan, mir ist vollkommen klar, dass diese Warterei für dich wahnsinnig schwierig ist, aber ich glaube, es ist am besten, wenn Charity erst einmal alleine mit Hannah sprechen kann – bevor ihr anderen dazukommt, okay?«
»Aber es wären doch nur Charity und ich.«
»Du bist einer von den anderen«, entgegnete Munroe. Als Logan protestieren wollte, schüttelte sie den Kopf. Es war sinnlos, diese Diskussion in Gegenwart von Gideon und Heidi zu führen – bestimmte Dinge würde Logan nicht ansprechen, solange sie dabei waren. Daher war er schon wieder gezwungen zu warten, was mit Sicherheit unendlich frustrierend für ihn war. Erst wenn alles gesagt und getan war, wenn die ganze Geschichte ihren Abschluss gefunden hatte, würde er sie verstehen. Und vielleicht war er ihr dann sogar dankbar.
Munroe wandte sich an Gideon. »Ich muss mit dir reden«, sagte sie.
»Allein?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Deine Entscheidung.«
Er stand auf, während Logan und Heidi mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt waren. Munroe und Gideon verließen das Restaurant und betraten das mit Teppichen ausgelegte Hotelfoyer.
»Abgemacht ist abgemacht«, sagte Munroe. »Ich gebe dir alles, was ich habe, wie versprochen. Dummerweise sind die Sachen noch in Buenos Aires. Miles und ich fliegen zurück, sobald Charity und Hannah sicher im Flugzeug nach Hause sitzen. Du kannst gerne mitkommen, aber ich kann dir das Material auch geben, wenn wir wieder in den Staaten sind.«
Gideon blieb stumm, als würde er ernsthaft überlegen, was er machen sollte.
»Du brauchst dich nicht sofort zu entscheiden«, sagte sie. »Ich wollte nur, dass du weißt, was los ist.« In der folgenden kurzen Stille rückte sie ein wenig dichter an ihn heran. Sie wollte ihn damit nicht etwa einschüchtern, sondern
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