Mission Munroe. Die Sekte
»Ach?«, sagte sie.
»Ja«, erwiderte er, lächelte und schwieg.
Sie grinste verschmitzt und versetzte ihm mit dem
Handrücken einen Klaps auf den Oberarm. »Ich werde ganz bestimmt nicht darum betteln, dass du mir was erzählst, Miles, und wenn du dich auf den Kopf stellst.«
»Wir werden ja sehen«, entgegnete er, aber seine Stimme wurde immer leiser und klang nicht annähernd so selbstbewusst, wie er eigentlich gewollt hatte. Warm und feucht stand sie vor ihm, und wie unpassend das auch wirken musste, er war einfach nicht in der Lage, seinen Blick von ihr abzuwenden. Er hatte geglaubt, dass er sie für immer verloren hatte, und jetzt war sie ihm noch einmal geschenkt worden. Dadurch hatten seine Prioritäten sich verschoben, jede Selbstbeherrschung, alles, was ihn bisher davon abgehalten hatte, sie zu begehren, hatte sich in Luft aufgelöst.
Er legte die Hand in ihren Nacken, zog sie an sich und küsste sie.
Sie hätte ihn wegstoßen oder erkalten oder einen tödlichen Schlag landen können, er hätte alles willig ertragen, nur für diese eine Kostprobe. Doch sie legte die Hände an seine Wangen, ließ das Laken fallen und erwiderte seinen Kuss.
Er presste sie an sich, mit hungrigen Fingern und hungrigem Mund, sehnsüchtig, und sie erwiderte sein Sehnen, schob die Hände unter sein Hemd und riss es ihm vom Leib.
Was im Badezimmer angefangen hatte, endete schließlich auf dem Wohnzimmersofa. Munroe hatte die Zeit völlig aus dem Blick verloren, ahnte nur, dass viele Stunden vergangen sein mussten. Jedenfalls war es inzwischen dunkel draußen. Die einzige Lichtquelle war das spärliche Umgebungslicht, das zum Fenster und durch den schmalen Spalt unter der Badezimmertür hereindrang.
Bradford lag mit dem Rücken auf der Couch, und sie
lag neben ihm, hatte den Kopf auf seine Brust gelegt und lauschte seinem gleichmäßigen Atem. Er war eingedöst, und die Vorstellung, ihm im Land der Träume Gesellschaft zu leisten, noch länger bei ihm zu sein, war verlockend. Aber sie hatte zu arbeiten.
Sie waren jetzt dicht davor, Hannah ihren leiblichen Eltern zu übergeben und ihren Auftrag damit erfolgreich zum Abschluss zu bringen, aber es gab immer noch ein paar offene Fragen. Das Dilemma, in dem Munroe sich auf der Oase-Ranch befunden hatte, hatte sich durch ihren überstürzten Aufbruch nicht in Luft aufgelöst. Elijah war zwar weit weg, aber das, was er Hannah angetan hatte, ließ sich nicht einfach verdrängen, so wenig wie die Tatsache, dass alle Beteiligten auf seltsam vertrackte Weise miteinander verbunden oder verwandt zu sein schienen.
Munroe schob sich über Bradford hinweg, machte einen halbherzigen Versuch, ihn nicht aufzuwecken, und war froh, als er trotzdem wach wurde.
»Wo willst du denn hin?«, flüsterte er.
»Ich muss mit Heidi reden«, sagte sie. »Und dann muss ich Gideon und Logan suchen. Aber zuerst mal muss ich dringend etwas essen.«
Bradford sagte nichts dazu, und sie wusste, was ihn beschäftigte. Er wollte sie nicht alleine gehen lassen, aber sie konnten Hannah auch nicht unbeaufsichtigt lassen – obwohl sie weiterhin betäubt war.
Munroe ging ins Badezimmer und sammelte die Kleider ein, die es beim ersten Versuch nicht bis an ihren Körper geschafft hatten. Sie schlüpfte in eine Hose, die zwar ein bisschen zu groß war, ihr aber wenigstens nicht gleich bis in die Kniekehlen rutschte, und ließ das Hemd über den Hosenbund hängen.
Bradford betrachtete sie regungslos, bis sie auch die Stiefel angezogen hatte, dann stand er auf und ging zu einer Kommode. Das Mondlicht zeichnete die Linien seines nackten Körpers als wunderschöne Silhouette. Er griff nach dem Handy und warf es ihr zu.
»Ich hätte ein sehr viel besseres Gefühl, wenn du dich unten im Restaurant mit ihnen treffen würdest«, sagte er.
Sie nickte. »Das lässt sich machen.« Obwohl sie dann womöglich argwöhnisch wurden und ahnten, dass Hannah hier im Hotel war. In diesem Fall konnte Logans Hartnäckigkeit ein echtes Problem werden. »Hast du das Zimmer auf deinen oder meinen Namen gemietet?«, fragte sie.
Er schüttelte den Kopf und streckte ihr die geöffneten Handflächen hin. »Keine Papiere, keine Kreditkarten. Ich habe das alles schon lange vor der Abreise aus Argentinien arrangiert. Musste bloß wissen, wo die Schlüsselkarte versteckt war.«
Munroe lächelte. Das war eine der vielen Eigenschaften, die sie an Bradford schätzte. Dass er oft in die gleiche Richtung dachte wie sie, dass er gleichzeitig
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