Mission Munroe. Die Sekte
und suchte, die Hände in die Taschen gesteckt, nach einer Klingel … nach irgendeiner Möglichkeit, wie sie die Bewohner der Ranch auf sich aufmerksam machen konnte. Mehrere Hunde kamen angerannt. Ihr Gebell würde sicherlich für die nötige Aufmerksamkeit sorgen, aber nachdem sie noch einen Augenblick lang gesucht hatte, entdeckte sie an einem Pfahl, der ein Stück weit rechts vom Tor stand, einen Klingelknopf. Sei drückte mehrere Male darauf und setzte sich anschließend wieder ins Auto.
»Bist du dir immer noch sicher, dass sie uns reinlassen werden?«, fragte Bradford.
»So gut wie«, entgegnete sie. »Gib ihnen noch ein bisschen Zeit, bis sie die vierzig Paar Schuhe aus dem Foyer weggeräumt haben.«
Wie auf Kommando kam jetzt eine einsame Gestalt zur Haustür heraus und machte sich auf den langen Weg zu ihnen. Abgetragener Mantel, abgetragene Schuhe, dunkle Locken. Er schien Ende zwanzig zu sein. Nach allem, was
sie von Logan und Heidi gehört hatte, ging Munroe davon aus, dass dieser Mann, im Gegensatz zur Mehrzahl derer, die hier wohnten, Argentinier war.
Als er näher kam, sah Munroe Bradford an. »Auf geht’s«, sagte sie, stieg mit strahlendem Lächeln aus dem Auto und ging auf das Tor zu.
Kapitel 14
Der Wind blies über die Landschaft, riss die Winterkälte mit sich und verwandelte sie in beißende Schärfe, verpasste dem gesamten, mit Blättern übersäten Grundstück einen trostlosen Anstrich. Munroe zog den Kunstpelzkragen ihrer Jacke enger und erreichte das Gatter zeitgleich mit dem Mann auf der anderen Seite.
Sie sah ihn unsicher, unschuldig und neugierig an. »¿Se encuentran los dueños de casa?« , fragte sie. »Sind die Besitzer da?«
»Le puedo ayudar si quiere« , antwortete er. »Was wünschen Sie?«
Munroe trat von einem Fuß auf den anderen, warf Bradford, der weiterhin auf dem Fahrersitz saß, einen nervösen Blick zu und wandte sich dann wieder dem Mann zu. »Ich suche nach dem Volk Gottes«, sagte sie und fuhr nach einem winzigen Zögern hastig fort. »Es klingt irgendwie verrückt, in Ihren Ohren vielleicht noch verrückter als in meinen, aber gestern Nacht hat Gott meine Gebete erhört und mir gesagt, dass ich hierherkommen und nach seinem Volk fragen soll … er hat gesagt, dass Gottes Volk Antworten auf meine Fragen hat und dass es meine Hilfe braucht.« Sie hielt inne. »Bin ich hier richtig?«
Der Mann zögerte. Mit so etwas hatte er wahrscheinlich zuallerletzt gerechnet. Munroe sah ihn forschend an, seinen Gesichtsausdruck, seine Körpersprache, suchte nach
versteckten Botschaften und beschloss abzuwarten und zu schweigen. Er war mit Sicherheit nicht derjenige, der die Entscheidungen traf.
Er ließ den Blick von ihr zum Auto und dann zu Bradford wandern und sagte schließlich: »Schon möglich, dass Sie hier richtig sind.«
Das war gut, viel besser, als wenn er ihr die sprichwörtliche Tür vor der Nase zugeschlagen hätte. Sie wollte ihrem Zuschauer etwas bieten, darum hellte sich ihre Miene auf, zeigte alle Anzeichen großer Erleichterung. Und um seine zögerliche Haltung noch ein wenig mehr aufzuweichen, griff sie in die Innentasche ihres Mantels und holte einen Briefumschlag hervor. Sie hielt ihn dem Mann hin. »Gott hat gesagt, dass sein Volk das hier benötigt«, sagte sie. »Falls ihr wirklich diejenigen seid, die meine Vision mir gezeigt hat, das Volk, das mir Antworten geben kann, dann will ich, dass ihr das bekommt.«
Der Mann griff nach dem Umschlag, doch bevor er ihn endgültig an sich nahm, sagte er: »Was sind das für Antworten, nach denen Sie suchen?«
»Ich möchte erfahren, wie ich Frieden finden kann, wie mein Leben einen Sinn erhält und was danach kommt«, erwiderte sie, gefolgt von einem Schwall aus ineinanderfließenden und sich stetig wiederholenden Worten, vorgetragen mit aufgeregter Plapperstimme, wobei sie viel redete, aber wenig sagte.
Nach einer Weile nahm er den Umschlag und unterbrach ihren Redefluss. »Wenn Sie vielleicht ein paar Minuten warten würden?«
»Aber sicher, aber sicher«, erwiderte sie.
Er drehte sich um und ging zurück zum Haus, deutlich schneller, als er gekommen war.
Als er die halbe Strecke hinter sich gebracht hatte, kehrte Munroe in die Wärme des Wagens zurück.
»Hat er’s geschluckt?«
»Ich schätze zehn Minuten, dann sind wir drin«, sagte sie.
»Was hast du ihm gegeben?«
»Tausend US-Dollar in hübschen, knackfrischen Hundertern.«
»Ein preiswertes Date, was?«
»Die Antwort auf all ihre
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