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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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Logans Beschreibung. Wenn fremde Besucher da waren, hüllte die Oase sich in Schweigen.
    Esteban führte Munroe und Bradford in einen Alkoven neben dem Wohnzimmer. Der kleine Raum wurde, den sauberen Wänden und der spärlichen Einrichtung nach zu urteilen, kaum benutzt – deutlich seltener zumindest als der Rest des Hauses. Sie setzten sich, und Munroe versuchte, ein Gespräch in Gang zu bringen. Esteban ließ sich zwar mit zwanglos freundlichen Worten darauf ein, doch es war ihm deutlich anzumerken, dass er sich zunehmend unwohl fühlte. Als dann ein zweiter Mann zu ihnen trat und sich vorstellte, wusste sie auch warum.
    Der Neuankömmling hieß Elijah, war Mitte fünfzig, hatte nur noch wenige Haare auf dem Kopf und stammte, wie Munroe bereits nach wenigen Worten feststellte, von der US-amerikanischen Westküste. Er begrüßte sie zunächst auf Englisch, aber als Munroe den Kopf schüttelte und bei dem Versuch, auf Englisch zu antworten, kläglich scheiterte, wechselte er ins Spanische. Er beherrschte die Sprache gut, wenn auch nicht fließend. Sein Akzent und sein Wortschatz deuteten darauf hin, dass er sie in einem anderen spanischsprachigen Land gelernt hatte.
    Elijah bedankte sich überschwänglich für ihre Spende und erkundigte sich, wobei er immer wieder Esteban als Übersetzer in Anspruch nahm, was sie hierhergeführt hatte und was sie über die ERWÄHLTEN wusste.
    Die Tatsache, dass sie als Kind von Missionaren im Herzen Afrikas aufgewachsen war, war vielleicht nicht die naheliegendste Voraussetzung für eine Karriere als internationale Spionin und Gelegenheitsattentäterin, aber für diesen Auftrag war Munroes Kindheit absolut perfekt. Sie
kannte die Antworten, noch bevor sie die Fragen gehört hatte, und drehte den Spieß einfach um. Ihre Geschichte entsprach im Großen und Ganzen dem, was sie Esteban bereits am Tor erzählt hatte.
    Mit Einzelheiten ging sie eher sparsam um, war jedoch umso großzügiger, als es um ihre Gefühle ging, um ihre Suche nach dem Glück, die sie mit diversen Reisen begonnen, dann mit Arbeit und Geld fortgesetzt hatte, bis sie bei den Drogen und in der Verzweiflung gelandet war. Als sie schließlich ihrem Leben ein Ende setzen wollte, hatte ihr eine Offenbarung den Weg zur Oase gezeigt.
    Wenn es an diesem Unternehmen etwas gab, was Munroe Schwierigkeiten bereitete, dann war es die Lüge. Ihre bisherigen Aufträge hatten sie auf fünf Kontinente geführt. Um sich die benötigten Informationen zu beschaffen, war sie dazu gezwungen gewesen, die unterschiedlichsten Rollen anzunehmen und zahlreiche Geschichten zu erfinden. Jedes Mal war es ihr ein bisschen leichter gefallen als beim Mal davor. Aber noch nie hatte sie sich die Spiritualität eines anderen Menschen so direkt zunutze gemacht.
    Es kam ihr beinahe so vor, als würde sie einen heiligen Ort schänden. Doch dann dachte sie an die Unterlagen, die Logan ihr gegeben hatte, an die Fotos, die tatsächliche Schändungen zeigten, an geraubte Unschuld und gestohlenes Vertrauen, an die Tochter, die ihren Eltern aus den Händen gerissen worden war. Erneut kochte die Wut, die sie schon beim ersten Lesen gepackt hatte, in ihr hoch und brachte sie mit einem Schlag wieder zurück in die Gegenwart.
    Die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Täuschung liegt im Bedürfnis der Zielpersonen, etwas Bestimmtes zu glauben, und was das anging, war Elijah ausgesprochen bereitwillig. Wenn er überhaupt irgendwelche
Zweifel gehegt hatte, dann hatten ihre gespielte Unschuld und die Tausend-Dollar-Eintrittskarte sie offensichtlich zerstreut. Er diskutierte mit ihr, als hätte er endlich eine echte Jüngerin gefunden, er gab Antwort auf all ihre Fragen, bot ihr Beistand in ihrer Angst und machte sie mit den Eckpfeilern seines Glaubens vertraut.
    Draußen vor den Fenstern wurde der graue Himmel langsam schwarz. Gelegentlich musste Esteban ein englisches Wort ins Spanische übersetzen und machte dabei genauso viel falsch wie richtig. Bradford saß schweigend daneben, bis er sich inmitten eines lebhaften Wortwechsels leise flüsternd an Munroe wandte. Sie übersetzte seine auf Arabisch vorgetragene Bitte und erkundigte sich auf Spanisch nach der Toilette.
    Die Zwickmühle, in der Elijah steckte, war ihm deutlich anzusehen. Er konnte entweder einen Fremdling allein durch das Haus gehen lassen oder eine Begleitung mitschicken und damit die junge, potenzielle Konvertitin abschrecken, die so begierig darauf war, sich selbst und ihr Vermögen Gott zu

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