Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
Vom Netzwerk:
wie dichter Nebel, der aus dem Boden emporstieg, bis er wortlos nach der Klinke griff, die Tür aufriss und verschwand.
    Durch die Erschütterung löste sich die Anspannung. Munroe seufzte. Sie hatte ihn provoziert, hatte sich über seine Besorgnis lustig gemacht und ihn dann auch noch verspottet. Sie stand auf und ging zur Dusche, entledigte sich ihrer Kleidung und stellte sich unter das Wasser, ließ Hitze und Reue auf sich herabprasseln, bis sie unter dem brennend heißen Strahl jedes Zeitgefühl verlor. Wenn ihr Handeln irgendeinen tieferen Sinn gehabt hätte, hätte sie sich besser gefühlt, aber den gab es nicht. Sie war einfach nur grausam gewesen, vollkommen willkürlich.
    Als Munroe wieder ins Zimmer trat, lag Bradford mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf dem Bett und starrte an die Decke. Er drehte sich nicht zu ihr um und reagierte auch sonst nicht auf ihr Erscheinen, daher nahm Munroe den Aktenordner, den Logan ihr zuletzt gegeben hatte, setzte sich im Schneidersitz auf das Bett, verteilte die Unterlagen vor sich und sagte: »Alles in Ordnung?«
    Bradford drehte sich auf die Seite, stützte den Kopf in die Hand und sagte: »Erzähl mir was über Noah.«
    Sie sah ihm in die Augen. »Was möchtest du wissen?«
    »Warum bist du weggegangen? Und sag ja nicht, dass es wegen Logan war oder wegen des Auftrags oder der
Albträume. Das sind alles Gründe, sicher, aber der wahre Grund liegt ganz woanders.«
    Munroe blieb einen Augenblick lang stumm. Schließlich flüsterte sie: »Er wusste nicht, wer ich bin. Er konnte es nicht wissen.« Wieder hielt sie inne, aber Bradford machte keine Anstalten, das Schweigen zu brechen.
    »Für eine Weile habe ich einem bestimmten Bild entsprochen, das er von mir hatte«, fuhr sie fort. »Und solange ich nichts getan oder gesagt habe, was diesem Bild widersprochen hat, war er zufrieden.« Sie schüttelte leise und traurig den Kopf. »Aber ich kann noch so sehr versuchen, mein wahres Ich zu verdrängen, es lässt sich auf Dauer eben nicht unterdrücken. Ich bin, was ich bin, Miles, und die wenigen flüchtigen Einblicke, die ich ihm gewährt habe, haben nicht zu dem Bild gepasst, das er von mir haben wollte. Ganz egal, wie er dagegen anredet oder wie sehr er sich bemüht, mich so zu akzeptieren, wie ich bin, er kann es nicht. Und ich kann mich nicht anpassen. Deswegen ist es besser so.«
    Sie starrte ins Leere. »Ich bringe sowieso schon genug Leid in die Welt«, sagte sie. »Und das wollte ich ihm niemals antun. Wir hatten wirklich eine schöne gemeinsame Zeit, weißt du? Ich habe ihn geliebt … liebe ihn immer noch … werde ihn immer lieben.« Sie strich mit den Fingern ziellos über den Aktenordner. »Aber manchmal ist die Liebe sich selbst genug, Miles. Und wenn man sie mit Gewalt verändern und zu etwas machen will, was sie nicht ist, dann bedeutet das, dass man sie langsam erdrosselt.«
    »Du könntest zu ihm zurückgehen, wenn das hier vorbei ist«, sagte Bradford.
    »Das könnte ich«, erwiderte sie. »Auch wenn Noah mir unmissverständlich und sehr schmerzhaft klargemacht hat,
dass ich nicht länger willkommen bin. Ich kann es ihm nicht verübeln. Für ihn spielt es keine Rolle, weshalb ich gehen musste. Jeder Mann hat seinen Stolz.«
    Sie unterbrach sich. »Aber ich habe es mir überlegt, weißt du? Ob ich trotzdem zurückgehen soll.«
    »Und, willst du?«
    »Nein.« Sie hob den Blick und sah ihm in die Augen. »Die Gründe, weshalb ich ihn verlassen habe, sind ja nicht einfach aus der Welt. Etwas anderes als noch mehr Herzschmerz kann ich ihm nicht bieten. Er kann mich hassen, von mir aus auch verachten, wenn ihm das irgendwie hilft. Aber ich werde unsere gemeinsame Zeit immer im Herzen tragen, gleichgültig, wie es geendet hat.« Nach einer Pause sah sie Bradford erneut in die Augen. »Und ja«, sagte sie dann. »Es ist zu Ende. Das war es doch, was du wissen wolltest, oder?«
     
    Es war neun Uhr morgens. Munroe stand im Hotelfoyer und wartete auf Raúl. Für Bradford hatte sie einen Zettel an den Fernseher geklebt, als Geste des guten Willens, damit er nicht gleich durchdrehte. Sonst wäre er, kaum dass sie das Hotelzimmer verlassen hatte, aufgeschreckt. Ihr hastiges Gekritzel würde ihn zumindest so weit beruhigen, dass er noch ein paar Stunden liegen bleiben konnte.
    Die nächste Phase sollte am Nachmittag beginnen, und da Bradford nicht vor fünf Uhr nachts eingeschlafen war, ging sie davon aus, dass er bis zu ihrer Rückkehr schlafen würde.
    Als

Weitere Kostenlose Bücher