Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
Vom Netzwerk:
überlassen. Schließlich, nach einer unangenehmen Phase des Schweigens, beschrieb er ihr den Weg. Jetzt war Munroe sich sicher, dass weder Elijah noch Esteban Bradfords eigentliche Frage verstanden hatten. Sie übersetzte Elijahs Worte für Bradford und fügte noch ein paar eigene hinzu.
    »Aber sieh zu, dass du dich nicht wieder verläufst«, sagte sie. »Wir wissen ja, wie du dich in fremder Umgebung manchmal anstellst.«
    »Ich werde mich bemühen«, entgegnete er.
    Als Bradford gegangen war, wandte Munroe sich sofort wieder Elijah zu und setzte das Gespräch fort. Damit wollte sie ihn von Bradfords Weggang ablenken, jedoch mit
wenig Erfolg. Nach einer längeren Pause sagte Elijah: »Sie sprechen Arabisch?«
    »Oh, ja«, gab Munroe zurück, »und darüber hinaus noch ein paar andere Sprachen. Das hat man eben davon, wenn man als Promenadenmischung aufwächst und überall auf der Welt Verwandte hat.«
    »Und Ihr Freund?«
    Sie lachte, als hätte er einen Witz gemacht. Wenn diese Leute wissen wollten, aus welchem Teil der Welt dieser arabischsprechende, straßenköterblonde Fremdling mit den graugrünen Augen stammte, dann würden sie sich ordentlich ins Zeug legen müssen. Ihre Miene wurde wieder ernst, und während sich Unbehagen und innere Zerrissenheit noch deutlich auf Elijahs Miene abzeichneten, stellte sie ihm eine Frage, die er nicht unbeantwortet lassen konnte.
    Es dauerte lange zehn Minuten, bis Bradford sich wieder sehen ließ. Nach einer weiteren Viertelstunde, in der engagiert über alle möglichen Glaubenssätze diskutiert wurde, sagte Munroe, dass sie sich aufgrund eines bereits seit längerer Zeit vereinbarten Termins jetzt leider verabschieden müsse. Elijah erbat noch ein paar wenige Minuten, und obwohl Munroe bereits aufgestanden war, rief er seine Frau herbei, die auch, begleitet von mehreren lächelnden Kindern, sofort zur Stelle war.
    Munroe kam sich vor wie eine Betrügerin, weil sie so viel über die Bewohner der Oase und ihre Hoffnungen wusste, während diese im Gegenzug über sie nicht das Geringste wussten. Aber sie konnte jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Also erwiderte sie die Umarmung der Kinder und versprach, bald wiederzukommen. Wenn möglich schon morgen.
    Sie hatten insgesamt knapp vier Stunden in der Oase zugebracht.
Vier Stunden, nur damit Bradford zehn Minuten arbeiten konnte. Aber es war notwendig gewesen, so lange zu warten, bis er sich hatte davonstehlen können.
    »Vier Wanzen«, sagte er. »Eine in der Küche, eine unter der Treppe, eine im Wohnzimmer« – er zuckte mit den Schultern – »und eine im Klo.« Als er sah, wie Munroe gespielt missbilligend das Gesicht verzog, sagte er: »Ich will nichts hören. Vielleicht sind die Toilettengespräche von pickeligen Jugendlichen unsere wichtigste Quelle.«
    Sie kicherte. »Kameras?«
    »Ging nicht.«
    Sie nickte und wurde wieder ernst. »Es ist gut möglich … ich würde sogar sagen, höchstwahrscheinlich, dass sie gar nicht mehr Hannah genannt wird. Die ERWÄHLTEN ändern sowieso immer wieder ihre Namen, auch von denen, die nicht auf der Flucht sind. Ich schätze mal, ihrer ist schon mehr als einmal geändert worden.«
    Bradford nickte, und sie überlegten gemeinsam, was das unter Umständen zu bedeuten hatte. Erst nachdem sie die halbe Strecke zum Hotel hinter sich gebracht hatten, meldete Bradford sich wieder zu Wort.
    »Also«, sagte er, »seit wann genau bin ich eigentlich dein fester Freund?«
    Sie grinste. »Seit die Menschen den Mars besiedelt haben.«
    Er schmunzelte. »Habe ich mir fast gedacht«, sagte er, »aber für einen Moment habe ich geglaubt, ich hätte da was nicht mitbekommen.«
    Munroe sagte nichts, lächelte einfach weiter und blickte zum Fenster hinaus. Als sie sich dann wieder zu ihm umdrehte, betrachtete er sie noch immer. Dieses Mal war sie es, die ihm zuzwinkerte.
    Die Ampel sprang auf Grün, und Bradford konzentrierte sich wieder auf die Straße. »Das war aber nicht geflirtet, oder?«, sagte er, immer noch grinsend.
    Sie schaute wieder zum Fenster hinaus. »Kann schon sein«, sagte sie dann. »Die Interpretation überlasse ich dir.«
     
    Nachdem sie im Hotel angekommen waren, behandelten sie einander nicht mehr wie enge persönliche Vertraute, sondern wieder wie zweckorientierte Geschäftspartner. Bevor sie der dritten Oase einen Besuch abstatten konnten, mussten noch etliche Vorkehrungen getroffen werden.
    Sie waren fast sechs Stunden weg gewesen. In dieser Zeit hatten die Mikrofone und

Weitere Kostenlose Bücher