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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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damit er sich an den Computer setzen konnte, und warf ihm über die Schulter hinweg einen Blick zu, bevor sie sich hinlegte. Bradford ließ sich an die Lehne sinken und bedachte sie mit geradezu demonstrativer Aufmerksamkeit. Grinsend schloss sie die Augen und ließ sich in den Abgrund des Vergessens fallen.
     
    Als sie Bradfords Finger an ihrer Wange spürte, wachte sie auf. Ein wenig orientierungslos drehte sie sich zu ihm um.
    »Hey«, flüsterte er. Sie versuchte zu lächeln, und er sagte: »Irgendwelche Monster?«
    »Nein«, lautete ihre Antwort. »Keine Monster. Wie lang habe ich geschlafen?«
    Bradford warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Eine Stunde und drei Minuten. Wie fühlst du dich?«
    »Ein bisschen benommen«, sagte sie und setzte sich auf, stellte die Füße auf den Boden. »Was meldet der Peilsender?«
    Er lächelte übertrieben. »Ich glaube, wir haben die dritte Oase gefunden.«
    Sie versuchte ein weiteres Lächeln, reckte den Daumen in die Höhe und machte sich auf den Weg unter die Dusche. Hoffentlich bekam sie dort den Kopf frei. In weniger als einer Stunde musste sie zu hundert Prozent fit sein, aber noch waren die Geschworenen sich uneins, ob dreiundsechzig Minuten Schlaf den Preis eines umnebelten Geistes wirklich wert waren.
    Als sie ins Zimmer zurückkehrte, war Bradford bereits nicht mehr da. Sie zog sich an und legte, um ihre Weiblichkeit zu betonen, großzügig Make-up auf. Als sie fertig war und Bradford sich immer noch nicht blicken ließ, setzte sie sich wieder an den Computer.
    Den Daten aus dem Peilsender zufolge hatte der Kleinbus in den Stunden seit ihrer Shoppingtour nur ein einziges Mal angehalten. Nach einem Blick auf Bradfords Stadtplan wusste sie auch, warum er gelächelt hatte. Die dritte Oase lag mit dem Auto keine zehn Minuten von ihrem Unterschlupf entfernt. Sie würde auf den Probelauf verzichten und noch heute Nacht die Überwachungsgeräte installieren.
    So langsam fügte sich eines zum anderen.
    Wenn Logans Quellen zuverlässig waren, wenn Hannah sich tatsächlich in einer Oase in Buenos Aires aufhielt, dann würde es nicht mehr lange dauern, bis sie sie gefunden hatten.
    Munroe sah sich im Schnelldurchlauf die Aufnahmen aus der Kamera in der Garage an, fand die Stelle mit der Abfahrt des Lieferwagens und betrachtete sich die Insassen. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass weder Hannah noch David Law darunter gewesen waren, wandte sie sich den Audiodateien zu, die das Lasermikrofon ihnen geliefert hatte. Schon nach den ersten fünf Minuten rief Bradford an.
    Sie schnappte sich ihre übergroße Handtasche, verließ das Zimmer und traf ihn unten im Foyer. Er grinste sie breit an – offensichtlich gefiel ihm ihre Aufmachung –, legte ihre Hand in seine Armbeuge und führte sie zu einer Limousine, einem Peugeot neueren Baujahrs. Munroe blieb einen Augenblick lang stehen und musterte das Fahrzeug, dann nickte sie anerkennend. Er hatte den Wagen über Beziehungen vor Ort beschafft, und er übertraf ihre Erwartungen bei Weitem.
    »Ist er sauber?«, fragte sie.
    »Er ist in Recoleta gemeldet.«
    Recoleta war ein Wohnviertel mit teuren Apartmenthäusern und zahlreichen Stadtvillen. Dort lebten viele der wohlhabenderen Einwohner von Buenos Aires.
    Sie fuhren durch Palermo auf die Autopista Pascual Palazzo und von dort auf die Schnellstraße, die stadtauswärts führte. Raúl hatte am Abend zuvor eine andere Route genommen, aber das Ziel war dasselbe.
    Zum ersten Mal überhaupt überließ Munroe Bradford das Steuer. Sie sah ihn an, wie er, ebenfalls ziemlich herausgeputzt, auf dem Fahrersitz saß und so tat, als gehörte die Straße ihm. Mit einer gewissen Verblüffung registrierte sie seine Verwandlung vom Jeansträger zum vornehm gekleideten Gentleman. Vermutlich empfanden die Menschen in
ihrer Umgebung dieselbe Verwunderung, wenn sie von einer Rolle in die andere schlüpfte – irgendwie beunruhigend zwar, aber nicht unangenehm.
    Die Fahrt dauerte über eine Stunde. Der Verkehr wurde zusehends spärlicher. Schließlich waren sie auf der Landstraße, die an der Oase-Ranch vorbeiführte. Bradford lenkte den Wagen auf die Schotterzufahrt zum Grundstück.
    Er verlangsamte die Fahrt, wollte die Ankunft offensichtlich noch ein wenig hinauszögern.
    »Bist du bereit?«, fragte er.
    Munroe nickte. »Als hätte ich nie was anderes gemacht.«
    Bradford hielt an und blieb im warmen Inneren des Wagens sitzen, während Munroe ausstieg. Sie stand vor einem Maschendrahtgatter

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