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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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sagen, wir sollen das Ganze vergessen und von nun an unser Leben selbst in die Hand nehmen.
    Und wenn wir das nicht machen, sondern die Vergangenheit thematisieren, bezichtigen sie uns der Lüge und behaupten, wir würden übertreiben oder uns das alles nur ausdenken. Warum verdammt noch mal sollten wir uns so eine Scheiße denn ausdenken? Was hätte das für einen Sinn? Als ob wir unser Leben noch schrecklicher darstellen wollten, als es ohnehin war. Kannst du dir vorstellen, wie weit es die Fantasie eines normalen Menschen übersteigen würde, auch nur ansatzweise zu begreifen, wie beschissen das alles für uns war? Und wenn sie dann überhaupt mal irgendetwas zugeben, dann heißt es, dass Fehler gemacht worden sind! Fehler!«, stieß er hervor.
    Er beugte sich vor und stieß immer wieder den gestreckten Zeigefinger in die Luft. »Michael, die begehen Verbrechen an Kindern! Dinge, für die Menschen, die innerhalb der Gesellschaft leben, ins Gefängnis gesteckt werden. Aber gegenüber der Öffentlichkeit machen sie das, was sie immer machen: abstreiten, abstreiten, abstreiten. Und wir bleiben als doppelt Misshandelte zurück – erst durch
das, was sie uns angetan haben, und dann noch einmal dadurch, dass sie keine Verantwortung dafür übernehmen. Sie stempeln uns zu Abtrünnigen und Lügnern gegenüber einer Welt, der das sowieso alles am Arsch vorbeigeht und die es selbst dann nicht verstehen könnte, wenn sie es verstehen wollte.«
    »Ich verstehe es«, sagte Munroe, und Gideon verstummte.
    Tränen standen in seinen Augen. Er schüttelte den Kopf und holte einmal tief Luft. »Mir ist beim besten Willen nicht klar, wieso du hier überhaupt mitmachst«, sagte er. Seine Worte waren sarkastisch und drohend, aber seine Stimme klang aufrichtig. »Warum kümmerst du dich überhaupt darum? Zuerst habe ich gedacht, es geht dir ums Geld. Ich habe gar nicht kapiert, wieso Logan dich unbedingt dazuholen wollte, aber das Geld ist es offensichtlich nicht.«
    Munroe legte ihre Hand auf Gideons. »Du bist mit all denen, die genauso aufgewachsen sind wie du, auf eine besondere Weise verbunden. Daher kannst du das, glaube ich, besser verstehen als die meisten«, sagte sie. »Logan war viele Jahre lang der einzige Mensch, der mich wirklich verstanden und akzeptiert hat, so wie ich bin. Und genau deswegen hat er für alle Zeit einen Platz in meinem Herzen, in meinem Leben. Ich werde immer für ihn da sein.«
    »Dann machst du das also für ihn, aus Freundschaft?«
    »Am Anfang, ja. Ich habe diesen Auftrag für ihn angenommen, für Hannah und auch, weil ich unbedingt wieder arbeiten wollte.« Sie hielt für einen Moment inne. »Weißt du, Gideon, in gewisser Weise geht es mir genau wie dir. Auch ich trage einen unbändigen Zorn in mir, auch ich habe einen Hang zur Selbstzerstörung, und wenn ich zu lange nichts zu tun habe, werde ich zur tickenden Zeitbombe.
Als ich mich auf diese Sache eingelassen habe, habe ich das für Logan, für mich und für ein kleines Mädchen getan, das mich an mich selbst erinnert hat.«
    Gideon sah sie aus schmalen Augen an, den Unterkiefer vorgeschoben. »So hat es also angefangen. Und wie hört es auf?«
    Munroe ließ sich gegen die Stuhllehne sinken und hielt seinem Blick stand. »Das weiß ich nicht. Die Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben, und ich lade dich hiermit ein, deinen Teil dazu beizutragen. Ich brauche Zeit, nur noch ein bisschen mehr Zeit. Ich weiß, dass du nicht nur wegen Hannah hier bist. Ich weiß, dass du auf der Suche bist nach etwas … nach jemandem. Aber leider besteht die Gefahr, dass du durch deine persönlichen Interessen alles andere zerstörst. Wenn du dich zurückziehst und mir die Zeit gibst, die ich brauche, gebe ich dir im Anschluss daran alles, was ich über die Oasen weiß. Dann kannst du die Suche nach deiner Gerechtigkeit fortsetzen.«
    »Wie lange wird das dauern?«, fragte Gideon.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ein paar Tage vielleicht. Wenn wir Glück haben.«
    Gideon wandte den Blick in die Ferne, und Munroe beugte sich wieder nach vorn, legte die gefalteten Hände samt Ellbogen und Unterarmen auf den Tisch. Sie wartete.
    »Du hast Menschen getötet«, sagte er schließlich. Nicht als Frage, sondern mehr wie eine Erkenntnis, die sich langsam Bahn brach.
    »Ist das so schwer zu glauben?«
    Gideon betrachtete sie gründlich und lang. Munroe sagte kein Wort. »Ich glaube, ich verstehe jetzt, warum Logan dir so total vertraut«, sagte er.
    »Weil ich

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