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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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Menschen getötet habe?«
    »Weil du so bist wie wir«, erwiderte er. »Du bist anders als die anderen. Du verstehst unseren Schmerz.«
    »Und du verstehst meinen.«
    »Ich glaube schon.« Und dann, nach einer weiteren langen Pause, nickte er zustimmend. »Ich gebe dir die Zeit, die du brauchst«, sagte er. »Ich halte mich aus allem raus und werde nichts tun, womit ich dir irgendwie in die Quere kommen könnte, selbst dann nicht, wenn ich dadurch umsonst hierhergekommen sein sollte.«
    »Wen suchst du?«, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Das spielt keine Rolle.«
    »Na gut. Und warum musst du wieder zurück? Wegen der Arbeit? Des Geldes?«
    »Beides«, erwiderte er. »Ich habe nicht so viel Urlaub, und Flugtickets nach Argentinien sind nicht gerade billig.«
    Munroe nickte. »Warten wir mal ab, wie sich die Dinge entwickeln. Wenn alles vorbei ist, kommst du zu mir, okay? Ich werde versuchen, dir zu helfen.«
    »Ich will keine Almosen«, sagte er.
    »Falls es überhaupt so weit kommt, kannst du es als Entschädigung für die vergeudete Zeit und die Reisekosten betrachten.«
    Gideons Mundwinkel bogen sich fast schüchtern ein wenig nach oben, und zum ersten Mal, seit Munroe ihn kannte, war so etwas wie ein echtes Lächeln in seinen Augen zu erkennen.

Kapitel 25
    Der große Saal leerte sich, während Flur und Treppenhaus sich gleichzeitig mit Schritten und Lärm füllten. Es war wie jedes Mal im Anschluss an die morgendlichen Unterweisungen, wenn alle ihre verschiedenen Dienste übernahmen.
    Hannah hielt den Blick gesenkt und ging hinter den anderen her zum Schwarzen Brett. Sie wollte klein sein, unsichtbar, wollte nicht angesprochen werden, weil sie die Schweigebuße auferlegt bekommen hatte. Daher durfte sie niemandem antworten, und das war ihr peinlich.
    Am Schwarzen Brett erfuhr sie, dass sie wieder in der Küche eingeteilt war. Hannah musste beinahe lächeln. Wenn man etwas angestellt hatte, musste man normalerweise Toiletten putzen, Böden schrubben oder sonst etwas Ekliges machen, meist mehrere Wochen lang, abgesehen von den Tagen, an denen Geld gesammelt wurde. Aber Morningstar war zu ihrer Hüterin bestimmt worden, und vielleicht wollte man ihr keine niederen Arbeiten zumuten, weswegen sie Hannah ebenfalls die normalen Dienste übernehmen ließen. Sie war jedenfalls sehr froh darüber.
    Hannah öffnete die Küchentür. Sie nahm an, dass Morningstar bereits auf sie wartete, aber bis jetzt war nur Onkel Hez da.
    Hannah nickte. Hez wusste, dass sie schweigen musste, daher schickte er sie zum Gemüsesortieren in den kleinen Anbau mit der Speisekammer. Das war die unangenehmste
Arbeit in der Küche, Gemüse sortieren. Manchmal krabbelten sogar Maden oder anderes Ungeziefer darin herum, und trotzdem musste man sich durch das faulige Zeug wühlen und alles heraussuchen, was noch essbar war. Das war nicht ganz einfach, weil viele Sachen, die Hannah nicht mehr essen wollte, trotzdem als essbar galten, und wenn man zu viel wegwarf, wurde Hez wütend.
    Sie arbeitete sich gerade durch eine Kiste mit matschigen Tomaten, da ging die Fliegengittertür auf, und Morningstar betrat die Speisekammer.
    »Elijah möchte dich sprechen«, sagte sie. »Er ist in seinem Zimmer.«
    Mit Morningstar durfte Hannah reden, daher erwiderte sie: »Soll ich das hier vorher noch fertig machen?«
    »Nein«, lautete Morningstars Antwort. Also stellte Hannah den Eimer auf den Boden, trat vor das Waschbecken an der Außenwand und machte sich die Hände sauber.
    Mit gesenktem Kopf ging sie durch die Küche. Alle anderen waren mittlerweile da. Sie wussten, dass sie Ärger bekommen hatte, und Hannah war sich ziemlich sicher, dass sie auch wussten, dass sie schon wieder zu einem Gespräch gehen musste. Sie wollte nicht mitbekommen, wie sie ihr hinterherstarrten.
    Langsam ging Hannah zur Hintertür. Ihr Magen ballte sich zusammen, und die Übelkeit kroch ihr bis in die Kehle hinauf. Ihr Herz klopfte wie wild, als wollte es aus einem Gefängnis entkommen. Tausend Gedanken rasten ihr durch den Kopf, und sie überlegte, was sie im Verlauf der letzten Tage womöglich falsch gemacht haben konnte. Sie hatte mit niemandem geredet. Sie war nicht ungehorsam gewesen. Sie hatte sich fromm und demütig gezeigt. Sie hatte zu jeder Unterweisung eine gute und ehrliche
Stellungnahme verfasst, um zu demonstrieren, dass sie die Worte des PROPHETEN wirklich und wahrhaftig verinnerlicht hatte. Und sie war sehr, sehr duldsam gewesen.
    Aber trotzdem, es war immer

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