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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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gekümmert, und es war ihnen auch egal. Mit vierzehn bin ich dann abgehauen. Ein freundlicher Waffenschmuggler aus der Nachbarschaft hat mir eine Stelle als Dolmetscherin angeboten, und ich bin bei ihm eingezogen. Das waren gute Zeiten damals, im zentralafrikanischen Busch. Es klingt vielleicht ein bisschen nostalgisch, aber ich war glücklich. Wir hatten eine Aufgabe, mussten Herausforderungen bewältigen, und wenn die Aufträge erledigt waren, gab es immer viel zu lachen.
    Er war mein Freund«, fuhr sie fort. »Er war elf Jahre älter als ich, und doch hat es irgendwie gefunkt zwischen uns. Er brauchte mich, ich brauchte ihn, und ich habe geglaubt, ich hätte ein Zuhause gefunden. Zumindest so lange, bis eineinhalb Jahre später ein paar Söldner zu uns gestoßen sind und das Leben sich in einen einzigen grellen Albtraum verwandelt hat.«
    Munroe wartete auf Gideons Reaktion. Er hatte sich unbewusst nach vorne gebeugt, um ihrer Erzählung zu lauschen,
und seine Körpersprache war ihr Bestätigung genug. Sie machte weiter.
    »Einer dieser Söldner war ein drahtiger, kleiner Kerl aus Südafrika«, sagte sie. »Charmant. Gewandt. Sympathisch. Klug, aber böse. Insgeheim war er widerlich und skrupellos, einer von den Typen, die schon als Kind kleine Hunde und Katzen quälen.
    Ich war diejenige, die er sich als Opfer für seine sadistischen Übergriffe ausgesucht hat. An jedem einzelnen Tag, ganz egal, was sonst passiert ist, konnte ich mich hundertprozentig auf eines verlassen: dass ich irgendwann flach auf dem Rücken liege, seine Klinge an meiner Kehle, während er mich vergewaltigt. Er hat mich das Kämpfen gelehrt«, sagte sie. »So war die Herausforderung größer, verstehst du? Zuerst ohne Waffen, aber als ich dann schneller, schlauer, niederträchtiger geworden bin, da hat er die Messer ins Spiel gebracht. Es war immer ein überaus direkter Kampf. Hautnah. Persönlich. Er hat gekämpft, weil es ihm Spaß gemacht hat, und ich habe gekämpft, weil ich ihn umbringen wollte. Je besser ich wurde, desto härter ist er mit mir umgesprungen. Der Sex war für ihn sozusagen das Sahnehäubchen, und wenn ich geblutet habe, hat ihn das nur besonders geil gemacht.
    Er hat gedroht, meine Familie umzubringen, falls ich versuche abzuhauen, und obwohl ich kein enges Verhältnis zu meinen Eltern gehabt habe … das, was er ihnen angetan hätte, das hätten sie nicht verdient gehabt. Sie konnten ja nicht das Geringste dafür. Deswegen war ich praktisch wie eine Gefangene und ohne jeden Schutz. Mir ist gar nichts anderes übriggeblieben, als schnell und gut zu lernen und mich zu wehren. Ich möchte dir etwas zeigen.«
    Munroe erhob sich und hob ihr Hemd trotz der anderen
Gäste an den benachbarten Tischen so hoch, dass Gideon einen Blick auf ihren Oberkörper erhaschen konnte.
    Der Schock war ihm deutlich anzusehen.
    »Das sind alles Andenken an ihn«, sagte sie und fügte zweideutig hinzu: »Ich habe noch mehr davon, aber die sollte ich dir vielleicht lieber nicht hier zeigen.«
    Sie hatte unmissverständlich deutlich gemacht, was sie meinte, und setzte sich wieder hin. »Zwei Jahre lang habe ich in ständiger Unsicherheit gelebt«, sagte sie. »Wenn wir unterwegs irgendwo gelagert oder in der Basis übernachtet haben und ich mich in den Dschungel zurückgezogen habe, hat er mich aufgespürt. Wenn ich in der Nähe der anderen geblieben bin, hat er mich irgendwann abgepasst. Nicht nur einmal hätte er mich beinahe umgebracht, aber mir kommt es so vor, als wäre ich fünfhundertmal gestorben.«
    »Und wie hat es aufgehört?«, fragte Gideon.
    »Ich habe ihn getötet. Als er seinen Augenblick der Schwäche hatte, bin ich ihm in den Dschungel gefolgt. Ich habe mit einem Betäubungsgewehr auf ihn geschossen, und als er bewusstlos geworden ist, als er die Augen in die Höhlen geklappt hat, habe ich ihm die Kehle aufgeschlitzt. Da war ich siebzehn.«
    Munroes Stimme war immer monotoner geworden. Nun wartete sie auf die Wirkung ihrer Worte.
    Gideon ließ sich nach hinten sinken, streckte sich und stieß einen leisen Pfiff aus. »Wow«, sagte er.
    Dann schwieg er lange Zeit. Munroe konnte nur raten, was in seinem Kopf vor sich ging, aber jedem, der ihn sah, war klar, dass ihn irgendetwas beschäftigte.
    Schließlich schaute er sie wieder an. »Das ist vielleicht eine verkorkste Scheiße«, sagte er. Sie achtete nicht auf seine
Worte, sondern auf den Tonfall, in dem die leise Veränderung mitschwang, auf die sie hingearbeitet hatte. Die

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