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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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alles möglich, und ein Gespräch bedeutete nie etwas Gutes.
    Elijahs Zimmer befand sich im Anbau, gleich hinter den Zimmern der Zehn- bis Zwölfjährigen. Hannah klopfte leise an.
    »Es ist offen«, sagte er, und sie trat ein.
    Im Zimmer stand ein Doppelbett und direkt daneben, nahezu ohne Abstand, ein kleiner Schreibtisch. Elijah saß auf dem Stuhl neben dem Schreibtisch, während Tante Sunshine auf dem Bett Platz genommen hatte. Dass Sunshine auch hier war, war eine Überraschung.
    Sunshine klopfte auf die Matratze und sagte: »Setz dich doch, Liebes.«
    Erneut ballte Hannahs Magen sich zusammen. Freundliche Worte oder Gesten waren oft nur das Vorspiel zu weiterem Ärger. Zögerlich ließ sie sich nieder, legte die gefalteten Hände in den Schoß und wartete, bis jemand das Wort ergriff.
    »Ich habe einen Brief von deinem Dad bekommen«, sagte Elijah.
    Hannah nickte und griff nach dem Blatt Papier, das er ihr entgegenstreckte. Eigentlich war es nur eine ausgedruckte E-Mail, die er und Sunshine offensichtlich bereits gelesen hatten. Dieser Brief war niemals der wirkliche Grund dafür, dass sie sie hierhergeholt hatten. Trotzdem war es schön, dass ihr Dad ihr geschrieben hatte, und da Elijah und Sunshine immer noch nichts sagten, war ihr klar, dass sie den Brief erst durchlesen sollte, bevor es losging.
    Die E-Mail war nichts Besonderes, bloß ein paar Absätze
darüber, wie viel er zu tun hatte und wie sehr er sie vermisste und wie stolz er auf sie war, weil sie ihn im Weinberg des Herrn arbeiten ließ. Außerdem schrieb er, dass er sie den Händen des Herrn anvertraut hatte, voller Vertrauen in diejenigen, die die Entscheidungen für sie trafen. Dass sie das taten, was am besten für sie war.
    So waren alle Briefe, die sie von ihrem Vater bekam. Sie waren eigentlich immer nichtssagend, und selbst wenn sie wirklich, wirklich versuchte, zwischen den Zeilen zu lesen, mehr als die eine oder andere vage Andeutung war nicht zu entdecken. Dennoch war es schön, von ihm zu hören, schön, dass er an sie dachte, und sie spürte, wie ihre Kehle sich zusammenschnürte.
    Sie legte den Brief auf das Bett, damit Elijah und Sunshine wussten, dass sie fertig war, woraufhin Elijah sagte: »Süße, wir schicken dich für eine Weile weg.«
    Eine Million Fragen rasten Hannah durch den Kopf, aber nur die wenigsten davon waren erlaubt, weswegen sie sich sammelte und die Frage stellte, mit der sie bestimmt ihre Demut beweisen konnte: »Wegen meiner Sünden?«
    Elijah lächelte, aber es war ein komisches Lächeln, beinahe so, als würde er sie auslachen. Aber trotzdem, immer noch besser, als wenn er wütend war.
    »Nein, Süße, nicht deswegen«, sagte er. »Unsere lasterhaften Feinde, diejenigen, die schon so lange versucht haben, dich in die Hände zu bekommen, greifen wieder an. Es kann sein, dass wir überfallen werden. Wir möchten dich in Sicherheit bringen, weit weg von allem. Das ist der Grund.«
    Hannah war traurig, fühlte sich schuldig, und das war eine schwere Bürde.
    Die Oasen und der PROPHET mussten so viel erdulden wegen ihr und wegen ihrer bösen Mutter aus der LEERE ,
die die Polizei und die antichristlichen Regierungen dazu benutzte, die ERWÄHLTEN zu verfolgen. Sie und ihr Vater mussten oft umziehen, und die Oasen mussten alle Hebel in Bewegung setzen, um sie vor den Angriffen aus der LEERE zu beschützen. Sogar der PROPHET selbst wusste über ihre Situation Bescheid, was ihre jüngsten Sünden nur noch schlimmer machte. Sie waren der Beweis dafür, dass sie die Opfer, die die anderen für sie brachten, nicht zu schätzen wusste.
    »Geht es wieder um meine Mutter?«, fragte Hannah.
    »Wir wissen nicht genau, wer dieses Mal dahintersteckt«, erwiderte Elijah, »aber der Herr und der PROPHET haben uns darauf aufmerksam gemacht, dass etwas im Gang ist. Deshalb wollen wir die nötigen Vorkehrungen treffen.«
    »Wo soll ich denn hingehen?«, fragte Hannah. »Kommt mein Dad auch mit?«
    »Dein Dad hat seinen Segen gegeben«, sagte Elijah. »Aber da er nicht mit dir kommen kann, wirst du hier in der Stadt bleiben. Allerdings kannst du nicht in einer Oase wohnen. Daher wird Sunshine dich begleiten.«
    Also deswegen war Sunshine hier.
    »Sofort?«, fragte Hannah.
    »Irgendwann im Lauf des heutigen oder morgigen Tages erwarten wir Besuch von einigen unserer Unterstützer. Sie bringen dich an einen sicheren Ort.«
    Der Erinnerung daran, was beim letzten Mal geschehen war, als Hannah zusammen mit Sunshine einen Unterstützer

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