Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
aufnimmst.«
Munroe hielt den Blick fest auf das Blatt Papier gerichtet und arbeitete mit hastigen Strichen an ihrer Skizze. »Die entscheidende Frage, auf die wir keine Antwort haben, lautet doch: Warum? Und wir wissen auch nicht, wer dahintersteckt.«
»Hast du eigentlich mal daran gedacht, dass dieses Mädchen vielleicht gar nicht entdeckt werden will? Dass sie selbst dahintersteckt?«
Munroe hörte auf zu schreiben, sah ihn an und zog einen Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen nach oben. »Ich habe an alles Mögliche gedacht«, sagte sie. »Aber daran nicht.«
»Es ist eine Überlegung wert.«
»Stimmt«, meinte sie und blickte wieder auf ihre Zeichnung. »Wir können davon ausgehen, dass Emily, egal wo sie ist, beobachtet wird – entweder zu ihrem Schutz oder in feindlicher Absicht. Wir können weiterhin davon ausgehen, dass, genau wie in Bata, an jedem anderen Grenzposten nach mir gefahndet wird und dass sie mich in jedem Fall entdecken würden, wenn ich versuchen würde, ins Land zu kommen. Ich weiß nicht, wie, und ich weiß nicht, wieso, aber da mir der Ärger so an den Hacken klebt, gehe ich auf keinen Fall noch mal zurück.«
»Was soll das denn heißen, Essa? Vor zwei Stunden hättest du dich beinahe mit George geprügelt, bloß weil du darauf bestanden hast zurückzugehen.«
»Ich gehe ja auch«, sagte sie. »Bloß nicht als ich.«
Munroe hörte auf zu schreiben und drehte das Blatt um, sodass Beyard ihren Gedanken folgen konnte. »Es gibt eine bestimmte Gruppe von Ausländern, die kommen und gehen können, wie es ihnen passt. Sie haben den Segen des Präsidenten, keiner schikaniert sie, keiner sieht hin, keiner will irgendwas von ihnen: israelische Militärs.« Sie tippte mit dem Stift auf das Papier und zeichnete weiter. »Also kommen wir von Nordosten her, als angebliche Gesandte aus Kamerun, und fahren dann südlich, direkt nach Mongomo.«
Mit zusammengepressten Lippen starrte Beyard auf das Papier. Er schüttelte sanft den Kopf. »Bist du jetzt komplett wahnsinnig geworden oder doch ein gottverdammtes Genie?«
»Schätze, das werden wir bald herausfinden«, erwiderte sie und zog das Blatt noch einmal zu sich. »Da wir keine Regenzeit haben und alle Straßen passierbar sind, können wir es im besten Fall innerhalb von zwei Tagen rein- und wieder rausschaffen. Im schlimmsten Fall …« Sie unterbrach sich und seufzte. »Es gibt da ein paar entscheidende Unsicherheitsfaktoren, weswegen es schwierig ist, den schlimmsten Fall genau zu definieren. Im Normalfall müssten wir eigentlich problemlos rein- und wieder rauskommen, noch bevor irgendjemand etwas von unserer Anwesenheit ahnt. Eigentlich …« Sie verstummte allmählich.
»In Mongomo sind wir am verwundbarsten. Darüber mache ich mir am meisten Sorgen«, fuhr sie fort. »Es kann gut sein, und zwar aus mehreren Gründen, dass wir uns für den Rückweg etwas anderes überlegen müssen. Aus meiner Sicht – aber da hast du mehr Erfahrung als ich – haben wir zwei Alternativen. Der schnellste und vermutlich auch der schwierigste Weg wäre der nach Osten, nach Gabun. Bis zur Grenze müssten es ungefähr fünf Kilometer sein. Die zweite Möglichkeit wäre, dass wir uns quer durch das ganze Land bis zur Küste durchschlagen. Das wäre gefährlicher, weil wir längere Zeit im Land bleiben müssten und alles Mögliche unterwegs passieren kann. Von der Küste aus könnten wir allerdings sehr viel leichter abhauen.«
»Beides ist machbar«, sagte Beyard. »Falls wir in Mongomo Schwierigkeiten bekommen, können wir uns in Bata nicht mehr blicken lassen. Die würden uns dort erwarten. Aber Mbini würde gehen. Es liegt ein bisschen weiter südlich, abseits der ausgetretenen Pfade, und ich habe da ein paar Beziehungen.« Er lehnte sich zurück und sagte nach einer kurzen Pause: »Das Letzte, was ich gehört habe, ist, dass das israelische Kontingent extrem klein und auf sehr genau definierte Bereiche begrenzt ist. Weibliche Streitkräfte gibt es überhaupt nicht, und sollten wir echten Israelis in die Arme laufen, wären wir sofort geliefert.«
»Stimmt«, sagte sie. »Genau deswegen mache ich mich übermorgen auf den Weg in das Ausbildungslager bei Yaoundé. Ich will ein Gefühl dafür kriegen, wie die Israelis in Kamerun operieren, wenn es geht, sogar ins Lager kommen, um das Ganze vorab einmal durchzuspielen, als Trockenübung. Ich werde also ein paar Wochen unterwegs sein.«
»Ein unnötiges Risiko«, sagte er. »Kamerun ist vielleicht nicht
Weitere Kostenlose Bücher