Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
da noch Emily Burbank: Wenn sie wirklich am Leben ist, dann muss ich sie finden, schon aus Prinzip. Zumal ich einer Mutter in Deutschland ein Versprechen gegeben habe.« Sie wandte sich an Beyard. »Ich weiß zu schätzen, was du für mich getan hast, und ich erwarte wirklich nicht, dass du mich begleitest, aber ich gehe wieder rein. Und daher wüsste ich gerne, was du vorhast.«
Beyard, der mit verschränkten Armen, das Kinn auf die Brust gesenkt, während des gesamten Wortwechsels geschwiegen hatte, hob den Kopf und sagte: »Musst du das überhaupt fragen?«
Wheal schob sich nach vorne in Beyards Sichtfeld. »Dafür willst du wirklich dein Leben aufs Siel setzen?«
Beyard schnaubte: »Du solltest mich besser kennen.«
»Aber warum zum Teufel willst du dann mitgehen?«
Beyard lehnte sich zurück und legte einen Arm über die Stuhllehne. »Ich habe meine Gründe.«
Wheal erhob sich, legte die Handflächen auf die Tischplatte und beugte sich so tief herunter, dass er fast auf Augenhöhe mit Beyard war. »Das ist totale Scheiße, Francisco, das weißt du. Totale Scheiße. Du setzt alles aufs Spiel, was wir haben. Sieben Jahre Freundschaft.« Wheal schnippte mit dem Finger. »Sieben Jahre Partnerschaft. Wofür?«
Als Beyard nicht reagierte, ging Wheal zur Tür. »Ihr könnt zu zweit weitermachen. Das ist absoluter Wahnsinn, und ich will damit nichts zu tun haben.«
Als Wheal die Tür hinter sich geschlossen hatte, sagte Beyard: »Jetzt habe ich den Rubikon überschritten.«
»Du kannst deine Meinung immer noch ändern.«
Beyard stützte die Ellbogen auf den Tisch und das Kinn in die gefalteten Hände. »Nein«, sagte er. »Ganz egal, wie sich das alles entwickelt, es gibt kein Zurück mehr.«
Munroe legte die Füße auf den Tisch und lehnte sich nach hinten. »Also gut«, sagte sie. »Wir gehen noch mal rein, aber diesmal machen wir es so, wie ich will.«
Die traurige Betroffenheit, die eben noch auf Beyards Miene zu sehen gewesen war, verwandelte sich in ein amüsiertes Lächeln, aber er sagte nichts. Munroe ignorierte die stumme Botschaft dieses Lächelns. Der Krieg war ein Männerclub, in den sie längst schon eingedrungen war, das würde er, wie so viele vor ihm, auch irgendwann kapieren. »Wir brauchen dazu ein paar Sachen, die du nicht hast«, fuhr sie fort. »Ich muss also ein bisschen telefonieren. Falls du in der Regierung ein paar Bekannte hast, die dir einen Gefallen schuldig sind, wäre es nicht verkehrt, sich jetzt mal bei denen zu melden. Vielleicht erfahren wir dadurch etwas, was uns weiterhilft.«
»Hast du die Telefonnummer noch, die Salim dir gegeben hat? Es könnte ganz interessant sein zu erfahren, wer sich am anderen Ende meldet.«
»Steckt irgendwo in einer meiner Taschen.«
Beyard brauchte eine Stunde, um alle möglichen Leute anzurufen. In dieser Zeit stellte Munroe eine Nachschubliste zusammen und mailte sie an Logan. Anschließend, nachdem es ihr nicht gelungen war, Logan telefonisch zu erreichen, zog sie sich mit Beyard in die Kombüse zurück, wo sie aus allerhand Tiefgekühltem und dem Inhalt einiger Konservendosen ein seltsames Mahl zubereiteten. Ihre letzte Mahlzeit war schon über vierundzwanzig Stunden her, und so schaufelten sie das Essen gierig in sich hinein. Zwischen den einzelnen Bissen besprachen sie das wenige, das Beyard erfahren hatte.
Die Ereignisse vor der Küste von Bioko und am Ufer des Rio Boara waren anscheinend niemals geschehen. Kein einziges Wort, kein Gerücht war in der Hauptstadt zu vernehmen. Falls die Befehle den offiziellen Weg genommen hatten, hatte keiner von Beyards Informanten davon Wind bekommen. Von der US-Botschaft in Malabo kamen noch ein paar ergänzende Hinweise. Die Nachricht von Munroes Tod stammte von einem Fischer, der den Fund der Leiche und den Leichnam selbst in allen Einzelheiten beschrieben hatte. Außerdem hatte er eine Aufenthaltsgenehmigung vorgezeigt, die er angeblich bei der Toten gefunden hatte.
Munroe holte sich ein Blatt Papier und fing an, eine Skizze zu zeichnen. »Die haben eine Informationssperre verhängt«, sagte sie. »Was wissen wir?«
»Wir wissen, dass dieses Mädchen vor ein paar Monaten noch am Leben war«, sagte er. »Dass sie in Mongomo lebt, dass sie die Ehefrau oder die Geliebte von Timoteo Otoro Nchama ist, stellvertretender Minister für Bergbau und Energie, und dass irgendjemand in der äquatorialguineischen Regierung bereit ist, dich zu töten, nur um zu verhindern, dass du mit dem Mädchen Kontakt
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