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Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Titel: Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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Verhaltenskodex war ihr genauso fremd wie die Länder, die sie bereiste. Sie basierte auf einer Kultur, die sie bis jetzt noch nicht wirklich verstanden hatte. Im Lauf der Jahre hatte sie etliche Versuche unternommen, ein »normales« Leben zu führen, hatte einen Durchschnittsjob angenommen und sich eine feste Bleibe gesucht, aber jeder Versuch hatte noch katastrophaler geendet als der vorherige. Das längste waren acht Wochen gewesen, als Erbsenzählerin in einer Wirtschaftsprüfungskanzlei. Allerdings hatte sie dort sehr schnell gekündigt, nachdem der Wunsch, ihre Abteilungsleiterin umzubringen, immer konkretere Formen angenommen hatte. Die Frau war unsicher und unfähig gewesen, eine Tyrannin, die jedes Talent im Keim erstickte, aus Angst, es könnte ihr gefährlich werden. Kaum jemand hätte ihr eine Träne nachgeweint. Doch als Munroe sich immer wieder bei Überlegungen ertappte, wie sie es anstellen könnte, ohne geschnappt zu werden, wusste sie, dass sie gehen musste. Und das war noch der beste Job gewesen.
    Die Sekretärin brachte sie bis zu einem Eckbüro, klopfte vorsichtig an und öffnete die Tür. Zehn Meter freie Fläche lagen zwischen der Tür und Burbanks Schreibtisch. Im vorderen Teil befand sich eine Sitzgruppe mit einer kleinen Bar und einer Spüle. An der rechten Zimmerwand hingen zahlreiche gerahmte und signierte Autogrammkarten. Die linke Wand und die Rückwand bestanden aus Glas und boten einen spektakulären Blick über die Innenstadt von Houston.
    Burbank saß auf der Kante eines übergroßen Mahagonischreibtisches vor der Fensterwand, Telefonhörer am Ohr, ein Bein fest auf dem Boden, während das andere über der Tischecke baumelte. Er befand sich mitten in einer hitzigen Konversation. Nun hielt er inne, winkte Breeden und Munroe näher und beendete mit knappen Worten sein Telefonat.
    Burbank war ungefähr so groß wie Munroe, braun gebrannt, sportlich und trug einen makellosen, maßgeschneiderten schwarzen Anzug, dazu ein blasses Nadelstreifenhemd und eine rosafarbene Krawatte. Silbergraue Schläfen umrahmten die Augen, graublau wie ein Winterhimmel. Er strahlte Energie und natürlichen Charme aus.
    Munroe setzte sich in einen der beiden Sessel gegenüber von Burbanks Schreibtisch, bereute es aber sofort. Der Sessel war plüschig und bequem, und sie sank etliche Zentimeter tief ein, sodass sie, wenn sie die Augen geradeaus richtete, eher Burbanks Brustkorb im Visier hatte als sein Gesicht. Wenn sie ihn anschauen wollte, dann musste sie zu ihm aufblicken.
    Als das Schweigen langsam unangenehm wurde, lächelte Burbank Munroe zu und sagte: »Ganz herzlichen Dank, dass Sie gekommen sind. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mich anzuhören und zumindest über den Auftrag nachzudenken, den ich zu vergeben habe.«
    Munroe starrte an ihm vorbei zum Fenster hinaus und sagte mit gelangweiltem Blick und monotoner Stimme: »Mir geht’s bloß ums Geld.«
    Burbank lachte und legte die Hände zusammen. »Ich gehe davon aus, dass alles geklappt hat und meine Überweisung sicher auf Ihrem Konto gelandet ist?« Breeden nickte, und Burbank fuhr fort. »Hatten Sie bereits Gelegenheit, sich die Unterlagen anzuschauen, die ich Ihnen geschickt habe?«
    »Ja«, bestätigte Munroe.
    »Gut, gut«, meinte er nickend und hielt dann inne, als sei ihm gerade ein Gedanke gekommen. »Wissen Sie, ich weiß gar nicht, wie ich Sie nennen soll. Was ist Ihnen denn am liebsten – Michael, Ms Munroe, Vanessa, oder haben Sie sich womöglich einen neuen Spitznamen zugelegt?« Seine Worte klangen beinahe sarkastisch, doch sein Tonfall hatte nichts Spielerisches an sich. Er hatte seine Hausaufgaben gemacht, und das ließ er sie wissen.
    »Die meisten meiner Klienten nennen mich Michael«, erwiderte sie.
    »Gut, dann also Michael.« Burbank machte eine kleine Pause, warf einen Blick zum Fenster hinaus auf die Skyline der Stadt, dann fuhr er sich mit dem Zeigefinger über die Lippen. »Michael«, sagte er, »ich weiß, dass Sie keine Kinder haben, aber vielleicht können Sie sich vorstellen, wie schmerzhaft die Unsicherheit ist, wie sehr man sich nach Gewissheit sehnt, wenn man einfach nicht weiß, was dem eigenen Kind zugestoßen ist.
    Emily ist die vielversprechendste und liebenswerteste Tochter, die man sich nur wünschen kann, und ich danke Gott jeden Tag dafür, dass er sie und ihre Mutter in mein Leben geführt hat.« Er holte ein Foto aus seiner Brieftasche und reichte es

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