Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
packte sie ihn am Hemdkragen, zog ihn zu sich heran, küsste ihn. »Nein. Gib mir eine Minute, damit ich das da in Ordnung bringen kann. Ich möchte dir etwas zeigen.«
Draußen zog Munroe die Hülle beiseite, die das Motorrad vor den Elementen und neugierigen Händen schützte, und Noah ging in die Knie und folgte mit seinen Fingern den Linien des schlanken Rumpfes.
»Ich dachte, das könnte dir gefallen.«
Er lächelte. »So ist es.«
Sie machten sich auf den Weg nach Lower Greenville, suchten sich einen Tanzclub und verbrachten etliche Stunden auf der Tanzfläche, ohne auf ihre Umgebung zu achten, gefangen vom Rhythmus und der Nähe ihrer Körper. Als sie schließlich wieder im Hotel ankamen, war es kurz vor drei Uhr morgens.
Die folgenden Tage liefen ähnlich ab. Noah stand auf, bevor sie richtig wach wurde, und solange er weg war, studierte sie aufmerksam die Burbank-Akten. Sobald er zurückkam, bestiegen sie das Motorrad.
Sie zeigte ihm Dallas, brachte ihn an Orte, für die sie sich sonst nie die Zeit nahm, und wenn sie alles gesehen hatten, was es zu sehen gab, kehrten sie in die Abgeschiedenheit ihres Zimmers zurück und genossen es, ihre Körper zu erforschen. Das Zusammensein mit ihm verschaffte ihr Frieden. Die Angst, die seit der Ankunft in den Staaten an ihr genagt hatte, ebbte ab, und die Dämonen in ihrem Kopf legten sich zur Ruhe.
Der vierte Morgen war der erste, an dem Munroe gleichzeitig mit Noah erwachte. Sie ließ die Finger über seine Brust gleiten, und er griff nach ihrer Hand, wälzte sich auf die Seite und küsste sie auf den Scheitel.
Munroe schaltete ihr Handy ein und fand eine Nachricht von Breeden vor. Sie stand auf, notierte sich ein paar Zahlen, kroch zurück ins Bett und kuschelte sich an Noahs Brust. »Wann geht dein Flug?«, flüsterte sie.
»Morgen Abend.«
»Ich muss morgen früh nach Houston«, sagte sie.
Nach einem Augenblick des Schweigens sagte er: »Wir haben immer noch heute Abend.« In seiner Stimme schwang Traurigkeit mit, und – was noch schlimmer war – sie empfand genau dasselbe. Er sollte doch nur eine Herausforderung sein, eine Eroberung, um die qualvoll bohrenden Angstattacken zu betäuben. Er sollte sich nicht in den dunklen Ecken ihres Geistes einnisten. »Ich bin um acht Uhr zurück«, sagte er. »Wollen wir zusammen essen?«
»Natürlich«, flüsterte sie und küsste ihn. Dann flüchtete sie aus dem Bett und stellte sich unter die Dusche.
Nachdem er gegangen war, setzte Munroe sich im Schneidersitz auf das Bett und nahm sich die Dossiers über Richard, Elizabeth und Emily Burbank vor. Solche Dossiers – zusammengestellt von Breeden oder irgendjemandem, den Breeden dafür engagiert hatte – waren gängige Praxis und von entscheidender Bedeutung für einen Auftrag. Jeder potenzielle Auftraggeber besaß einen persönlichen Grund, warum er sie in ein Projekt einbeziehen wollte, und dieser Grund war nicht immer der, der ihr offiziell mitgeteilt wurde.
Munroe suchte in den Dossiers nach Informationen, die ihr dabei helfen konnten, die Hintergründe besser zu verstehen, aber nachdem sie sich den Großteil des Tages damit beschäftigt und im Grunde genommen nichts weiter als Gesellschaftsklatsch und -tratsch zu lesen bekommen hatte, legte sie die Papiere beiseite.
Kurz vor sechs verließ sie das Hotel und fuhr mit dem Motorrad nach Norden, ohne festes Ziel, einfach nur, um ein bisschen Benzin zu verbrennen und mit Hilfe der Geschwindigkeit die Dämonen zu besänftigen, die sich langsam wieder zu Wort meldeten. Das Adrenalin war ihr persönlicher Zaubertrank, eine Beschwichtigung, eine kleine Gabe an die Götter, die ihr im Gegenzug ein paar Stunden Frieden gewährten.
Drei Stunden später und mit knapp fünfhundert Kilometern mehr auf dem Tachometer kehrte Munroe ins Hotel zurück. Als sie ihr Zimmer betrat, erwartete Noah sie mit einem großen Blumenstrauß – keine vorwurfsvollen Fragen, warum sie ihn hatte warten lassen, lediglich ein Kuss und der Duft der Rosen. Sie lächelte und erwiderte seinen Kuss. Beides waren routinierte Gesten, weder berechnend noch wirklich von Herzen kommend. Innerlich hatte sie bereits damit begonnen, sich abzuschotten.
Er holte eine Flasche Wein hervor und schenkte ihr ein Glas ein. »Fliegst du wirklich morgen nach Houston?«
Sie nahm das Glas, küsste ihn noch einmal und stellte es beiseite. »Um sechs oder sieben muss ich los«, sagte sie. Sie schlüpfte aus ihrer Jeans. »Ich will nur noch schnell duschen, dann
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