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Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Titel: Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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kamen näher, und Salvatore rief mit leiser Stimme ihren Namen.
    Munroe antwortete im Flüsterton und schlüpfte unter der Plane hervor. Sie setzte sich auf die Kante der Ladefläche, ließ die Beine baumeln, und Salvatore setzte sich neben sie. Die Verspätung begründete er damit, dass die Stadt voller Soldaten sei, die jeden Passanten kontrollierten. Deswegen hatten sie gedacht, es sei das Beste, erst einmal abzuwarten, bevor sie sie herausholten. Salvatore gab ihr ein Paar Schuhe und Socken. »Ich weiß nicht, ob die passen«, sagte er. »Aber mit diesen Füßen kannst du nicht mehr rumlaufen.« Die Schuhe erklärten den Zwischenstopp in der Stadt. Sie waren aus Leinen, das auf eine flache Gummisohle aufgenäht war, Import aus Nigeria oder Kamerun, und Munroe hatte noch nie im Leben ein schöneres Paar gesehen.
    Sie schlüpfte hinein. Sie waren ein bisschen zu groß, aber es würde gehen. Sie reichte ihm einen 5000-CFA-Francs- Schein. Lächelnd lehnte er ab. »Die Hostels in der Stadt sind alle voll«, sagte er. »Sind immer voll. Wenn du deine Freunde heute Abend nicht mehr findest, kannst du hier auf dem Lastwagen bleiben. Aber morgen früh fangen die Arbeiter an, ihn abzuladen.«
    Sie deutete auf die Schuhe. »Bist du sicher, dass du dafür kein Geld haben möchtest? Oder für die Fahrt?«
    »Auf keinen Fall«, wehrte er ab. »Du bist nicht der erste Tourist, der hier in diesem verrückten Land in Schwierigkeiten kommt. Wir helfen, wo wir können.«
    Munroe wartete, bis Salvatore verschwunden war, dann rutschte sie von der Ladefläche herab und glitt in den Schatten. Sie hielt sich von der Straße fern und bewegte sich auf verschlungenen Pfaden in Richtung Meer.
    Zuerst wollte sie den durchdringenden Holzrauch- und Fischgeruch, der sie umwehte, nicht wahrhaben, doch als sie sich nicht mehr länger dagegen sträuben konnte, kehrte sie um und folgte den Düften bis zu ihrem Ursprung. Sie gelangte zu einer Lichtung im Süden der Stadt, mit kleinen Häusern aus selbstgemachten Schlackesteinen und rostigen Wellblechdächern. Hinter dem größten Haus kümmerten sich ein paar Frauen um eine Feuerstelle. Um sie herum saßen Männer und Kinder auf umgedrehten Körben und Holzstühlen, unterhielten sich, aßen und lachten. Enten watschelten quakend durch die Gegend, und Hühner scharrten in der Nähe des Feuers in der Erde und pickten kleine, zu Boden gefallene Happen auf. An einem Baum, nicht weit entfernt, hing eine Kerosinlampe, und eine zweite hing an einer Haustür. Das waren, abgesehen vom Feuer, die einzigen Lichtquellen.
    Die einheimischen Inselbewohner sprachen Bubi, eine weiche, singende Sprache, die sich deutlich von dem härteren Fang unterschied, welches auf dem Festland und in der Hauptstadt überwiegend gesprochen wurde. Munroe hatte es zwar schon gelegentlich gehört, aber nicht oft genug, um es selbst anzuwenden, darum entschied sie sich für Spanisch.
    Die Erwachsenen erwiderten ihren abendlichen Gruß lächelnd, die Kinder mit scheuen Blicken. Sie spielte die Rolle der Touristin, und die Einheimischen beantworteten ihre Fragen, plauderten über die Stadt und beschrieben ihr die besten Badestellen. Sie luden sie zum Essen ein, und Munroe bot ihnen im Gegenzug etliche tausend CFA-Francs an, was sie ablehnten. Munroe bestand jedoch darauf, indem sie einem der kleinen Kinder das Geld in die Hand drückte. Es gab nicht nur Fisch, sondern auch Kochbananen, in Streifen geschnitten und in Palmöl frittiert, sowie Waldschnecken in einer öligen Tomatensoße.
    Sie plauderte mit den jungen Männern und erkundigte sich nach Booten für eine Überfahrt aufs Festland. Sie schüttelten den Kopf und debattierten die Frage in ihrer eigenen Sprache. Munroe hörte aufmerksam zu. Sie sagten, dass solche Boote zwar gelegentlich nach Luba kamen, dass aber im Moment keines da war. Dann boten sie ihr an, sie am nächsten Morgen mit zum Meer zu nehmen und sie mit ein paar Bootsbesitzern bekannt zu machen, und sie konterte mit ein paar zusätzlichen CFA-Francs für eine Übernachtungsmöglichkeit. Der Betonfußboden war ihr Bett, eine zusammengerollte Jacke das Kissen. Sie schlief ohne Probleme ein, da der ganze Abend beruhigend und sehr vertraut gewirkt hatte.
    Am nächsten Morgen stand Munroe unter dem Halbmond und den Sternen am Ufer und betrachtete die Reihe der Boote auf dem Sand, eine Armada im Miniaturformat, bereit zum Auslaufen. Es waren, wie die jungen Männer gesagt hatten, Fischerboote, alt und von Trockenfäule

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