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Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Titel: Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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dass er jetzt gerade intensiv nach ihr suchte.
    Sie nahm sich den nächsten Stock und bohrte ihn in die Erde, zog eine Furche nach der nächsten. Emily Burbank. Mongomo.
    Malabo war die einzige Stadt auf der Insel, wo man sich eine mehr oder weniger zuverlässige Überfahrt aufs Festland organisieren konnte. Malabo: ein verlockendes Gefängnis, eine Stadt, die sich kinderleicht abriegeln ließ, wo der Flugplatz, der Hafen, die Hotels, Banken und Ausfallstraßen sorgfältig bewacht wurden. Dort hatten sich auch die Ölgesellschaften niedergelassen – vielleicht bestand ja die Chance, auf eines der Firmengelände zu gelangen und von dort nach Kamerun ausgeflogen zu werden. Viel zu viele Unwägbarkeiten, viel zu groß die Abhängigkeit von Bürokraten und den Entscheidungen anderer. Nein. Nicht die Ölgesellschaften. Nicht Malabo.
    Wenn das Festland also nicht über die Hauptstadt zu erreichen war, vielleicht ja über Luba.
    Zeit. Informationen. Sie ließ den Kopf gegen den Baumstamm sinken. Jetzt musste sie sich an jemanden wenden, der die politischen Verhältnisse besser kannte als sie. An jemanden, der über Geld, Ausrüstung und moderne Kommunikationstechnologie verfügte. Über ihr türmte sich das Grün des Dschungels, und um sie herum war nichts als Stille.
    Munroe unterzog ihre Füße einer eingehenden Untersuchung. Hautfetzen hingen ihr von den Fersen, und an ihren Zehenballen hatten sich Wasserblasen so groß wie Zehn-Cent-Stücke gebildet. In ein paar Wochen besaßen ihre Füße eine mehrere Millimeter dicke Natursohle, aber bis die sich gebildet hatte, war das Gehen noch eine ziemlich unangenehme Angelegenheit. Sie brauchte unbedingt ein Paar Schuhe, und knapp zwanzig Kilometer weiter nördlich gab es welche. Die Versuchung war da, aber eine Rückkehr nach Malabo kam nicht in Frage. Nicht wegen eines Paars Schuhe und auch nicht wegen Bradford.
    Sie saß da und wartete. Im Lauf der Zeit bildeten sich an ihrem ungeschützten Hals, an ihren Unterarmen und Füßen leuchtend rote Flecken, verräterische Anzeichen für die mikroskopisch kleinen Insekten, die sich über ihr Blut hergemacht hatten. Im Busch blieb einem nichts anderes übrig, als zu schwitzen, das Jucken zu ertragen und zu warten. Die dumpfe Stille des Nichts, das sie umgab, machte sehr eindrücklich deutlich, weshalb das Nichtstun der beliebteste Zeitvertreib der Einheimischen war.
    Wenn sie noch eine Armbanduhr gehabt hätte, hätte sie jetzt einen Blick darauf geworfen.
    Da kündigte sich mit lautem Rumpeln ein größeres Fahrzeug an. Munroe kroch etwas dichter an den Straßenrand, erkannte die platt gedrückte Kühlerhaube und die massige Karosserie eines Baustellenlasters und stellte sich auf die Asphaltpiste. Die grünen Nummernschilder des Fahrzeugs waren für Firmen mit einem Sonderstatus reserviert, und im Führerhaus konnte sie zwei Insassen erkennen.
    Der Laster blieb inmitten einer Staubwolke stehen. Das Beifahrerfenster öffnete sich.
    »Hallo!«, rief Munroe. »Fahren Sie nach Luba?«
    Die Beifahrertür ging auf, und ein Mann stieg aus. Er trug eine ausgewaschene Jeans und ein zerschlissenes T-Shirt. Sein Gesicht und seine Unterarme waren sonnengebräunt, fast schon schwarz. Seine staubigen Sicherheitsstiefel waren mit Zementspritzern übersät, und Munroe hätte nichts lieber getan, als in diese Stiefel zu schlüpfen.
    »Wir fahre Luba«, erwiderte er, gebrochen und mit schwerem Akzent. Er nickte in Richtung Lastwagen: »Du komme?«
    Italiener.
    Munroe nickte und setzte sich in die klimatisierte Kabine zwischen die beiden Männer. Der kühle Luftzug war eine sehr willkommene Erholung für ihre sonnentrockene Haut.
    Der Fahrer starrte auf ihre Füße, ihre zerlumpte Kleidung, auf ihre fleckigen Arme. »Was passiere?«
    In einer Zementwolke ruckte der Laster vorwärts. Der Beifahrer reichte ihr eine Flasche Wasser.
    »Mi sono perso« , erwiderte sie und trank die Flasche in einem Zug leer. »Bin von meinen Freunden getrennt worden und habe mich total verlaufen.«
    Schon bei den ersten Worten in ihrer Muttersprache hatten die beiden Männer den Ernst von Munroes Situation offensichtlich komplett vergessen. Ein breites Lächeln zeigte sich auf ihren Gesichtern. »Ma tu parli Italiano?«
    Sie erwiderte das Lächeln. »Ein bisschen. Ich komme halbwegs zurecht.« Sprache kann etwas sehr Bewegendes sein. Wenn sie als selbstverständlich vorausgesetzt wird, bedeutet sie gar nichts. Aber überraschend angewandt, als freundliche Geste, öffnet

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