Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
Gebildeten und Ausländer jeder Hautfarbe waren die ersten Opfer, und die Angehörigen seiner Mutter flohen nach Douala, wollten dort einen neuen Anfang wagen, wieder bei null beginnen, während sie mit ansahen, wie ihre Heimat, einst eines der reichsten Länder Afrikas, zu einem blutigen Schlachtfeld wurde.
Mit Ende zwanzig war Beyard all seinen Konkurrenten weit voraus gewesen, und zwar in jeder Hinsicht. Aber erst nachdem er Vanessa Munroe entdeckt hatte, war das Geld in Strömen geflossen. Es war kein Zufall gewesen. Die Gerüchte um das ungewöhnliche Mädchen hatten in der Exilantengemeinde von Douala bereits die Runde gemacht, und er hatte das Zusammentreffen mit Hilfe der Papadopoulos-Brüder arrangiert, in deren Strandhaus in Kribi.
Dann hatte Vanessas damaliger Freund, Andreas Papadopoulos, ihn und Vanessa unter einem Vorwand in der Stille des Gartens allein gelassen. Sie war groß gewachsen, schlaksig und wirkte, abgesehen von ihren faszinierenden grauen Augen, irgendwie merkwürdig. Jedenfalls war sie nicht das, was Beyard erwartet hatte. Sie musterte ihn erst schweigend und kehrte ihm den Rücken zu, die Unterarme auf die Rückenlehne einer Holzbank gestützt.
Er stellte sich vor sie, legte seine Arme neben ihre, und sagte: »Man sagt, dass du Fang sprichst.«
Sie nickte. »Und ein paar einheimische Sprachen.«
»Ich brauche für heute Abend jemanden zum Übersetzen«, sagte er. »Falls du das hinkriegst, sind fünfhundert Francs für dich drin.«
Ohne ihn anzuschauen erwiderte sie: »Fünfhundert Francs sind ziemlich viel Geld für einen Übersetzer. Für zehntausend CFA-Francs würde das jeder Kellner aus dem La Balise erledigen.«
Er lächelte. »Das stimmt, aber du siehst nicht so aus, als könntest du Fang. Und, was noch wichtiger ist: Ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann.«
Sie drehte sich um und sah ihm in die Augen, mit einem Blick, der drohte ihn zu durchdringen, seine Gedanken zu lesen. »Und mir kannst du vertrauen?«
»Ich weiß nicht«, erwiderte er nach einem kurzen Moment der Stille. »Kann ich?«
In ihren Mundwinkeln war die Andeutung eines Lächelns zu sehen. »Wenn du’s wissen willst, kostet dich das fünfhundert Francs.«
Das Treffen fand auf der Terrasse eines Gebäudes am Stadtrand statt, das in der Hochsaison als eine Art Hotel diente. Die Nacht war lebendig, Gelächter vermischte sich mit Soukous-Rhythmen aus einem Radio in der Nähe. Der Duft von Grillfleisch und Holzrauch lag in der Luft.
Beyard verlangte lediglich, dass sie auf jedes Wort achtete, das in ihrer Umgebung gesprochen wurde. Im Foyer, auf dem Weg zur Terrasse, zog sie ihn beiseite und eröffnete ihm, dass die anderen, sobald das Geschäft gelaufen war, sofort zu den Waffen greifen wollten.
Das Treffen lief voller versteckter Drohungen und in schlechtem Französisch ab, das sich sehr schnell in lautes Geschrei verwandelte. Sie verließen das Hotel, ohne den Handel zu Ende zu bringen. Er hatte den Parkplatz mit seinen vielen Schlaglöchern noch nicht einmal verlassen, da bot er ihr bereits einen festen Job an.
Ihre Antwort bestand aus einem starren Blick, dann ließ sie den Kopf gegen das Beifahrerfenster sinken. Den Blick nach draußen gerichtet und mit verschränkten Armen, so saß sie da und sagte: »Ich weiß, wer du bist und was du machst und was es bedeuten würde, für dich zu arbeiten.«
»Schlaf eine Nacht drüber«, entgegnete er. »Wir unterhalten uns morgen noch mal.«
Am nächsten Morgen lud er Andreas zum Frühstück ein und fragte ihn etwas genauer nach Vanessas Missionarseltern aus. Verblüfft musste er feststellen, dass die Beziehung der beiden Teenager weit mehr war als die unschuldige Kinderliebe, von der Andreas’ Eltern nach wie vor ausgingen.
»Ist sie in deinem Alter?«, fragte Beyard.
Andreas hob erstaunt den Blick. »Jünger.«
»Sechzehn? Siebzehn?«
»Vierzehn.«
Beyard stieß einen leisen Pfiff aus. »Und ihre Eltern? Wissen die Bescheid?«
»Die wissen Bescheid. Da ist sie total hemmungslos. Manchmal glaube ich, dass sie mich bloß benutzt, um ihnen eins auszuwischen. Nicht dass mir das was ausmachen würde.« Er grinste, fast schon verschämt. »An Weihnachten hat sie mich mit zu sich nach Hause genommen, wollte mich ihren Eltern vorstellen, und ich schwöre dir, das war der brutalste, lauteste Sex meines Lebens … und ihre Eltern waren fünfzehn Zentimeter von meinem Kopf entfernt auf der anderen Seite der Wand. Glaub mir, die wissen Bescheid.«
»Dann
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