Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
schleichen sollte, der sich darüber im Klaren ist, was er macht … na ja, du weißt ja, was dann los ist. Ich habe vorgesorgt.« Er öffnete die Tür zu einer kleinen Kabine, streckte die Hand hinein und knipste das Licht an. »Das da ist deine.«
»Wo finde ich dich?«, fragte sie.
»Entweder da hinten am Ende des Flurs oder oben im Cockpit.« Er deutete mit dem Daumen in beide Richtungen. »Das Telefon ist auch im Cockpit. Ich zeig es dir, sobald du fertig bist.«
Sie betrat die Kabine und blickte sich um, während die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Erst als sie sie wieder aufmachen wollte, fiel ihr auf, dass sie keine Klinke besaß. Sie saß in der Falle.
Miles Bradford hielt inne und drehte sich langsam und benommen einmal um die eigene Achse, wurde sich des Durcheinanders im Wohnzimmer bewusst. Der Fußboden war mit Büchern und Glasscherben übersät. Der Couchtisch war umgekippt. Der Spiegel über dem Kaminsims besaß einen Sprung, und die Wand hatte ein Loch gleich neben dem Fernseher und der Stereoanlage, dort, wo seine Faust die Gipskartonwand durchbohrt hatte. Er starrte auf seine Hand und wischte das Blut von zwei Fingerknöcheln ab.
Jetzt ging es ihm schon besser, jetzt, wo er etwas kaputt gemacht hatte.
Es gab keine Worte für das, was passiert war. So viel Arbeit, für nichts und wieder nichts. Er hatte sich alle möglichen Szenarien im Zusammenhang mit der Suche nach Emily ausgemalt, aber Munroe aus den Augen zu verlieren, hatte bestimmt nicht dazugehört. Während der gesamten Rückreise in die Vereinigten Staaten hatte er innerlich gekocht, hatte die aufgestaute Wut versucht, seine Selbstbeherrschung zu sprengen, ein Ventil zu finden, bis sie schließlich in der Abgeschiedenheit seines Hauses ausgebrochen war. Bradford verpasste dem Sofa noch einen Tritt, dann hörte er auf, schüttelte Arme und Schultern aus. Genug.
Noch einmal ließ er den Blick über das Durcheinander schweifen, seufzte, zog sein Handy aus der Tasche und wählte. Es war lange her, dass er seine Haushälterin hatte bitten müssen, nach einem Wutausbruch wieder aufzuräumen. Sie würde wiederum ihren Mann anrufen, und gemeinsam würden sie das ganze Chaos beseitigen. Wenn er dann heute Abend wiederkam, würde nur noch der Geruch nach frischer Farbe an seinen kurzfristigen Kontrollverlust erinnern. Bradford stieg über eine umgefallene Lampe und schaute auf seine Armbanduhr.
In einer Stunde musste er am Flughafen sein, wenn er den Flug nach Houston nicht verpassen wollte.
Bradford schlenderte durch die gedämpften Korridore der Titan-Zentrale. Die Mitarbeiter sahen ihn entweder wirklich nicht oder taten zumindest so. Ein kurzes Nicken zu Burbanks Sekretärinnen, mehr war nicht nötig, um Zutritt zum Büro des Chefs zu bekommen.
Bradford machte die Tür auf. Als er Burbank sah, blieb er wie angewurzelt stehen. Die treibende Kraft von Titan Exploration kauerte am Schreibtisch am anderen Ende des Büros, mit geballten Fäusten, zusammengesunken. Offensichtlich hatte er gar nicht mitbekommen, dass Bradford das Büro betreten hatte. Es war eine unangenehme Situation. Bradford hatte sich schon halb zum Gehen gewandt, dann überlegte er es sich anders und blieb stehen, fasziniert, beobachtete den stummen Kampf der Gefühle, bis der Augenblick sich allzu schmerzlich in die Länge zog.
Leise klopfte er an den Türrahmen. Burbank hob den Kopf. Bradford erwiderte sein mattes Lächeln mit einem kurzen »Hey« und trat ins Zimmer.
Burbank richtete sich auf, erhob sich und kam Bradford entgegen. Unterwegs entspannte sich seine gequälte Miene. Herzlich packte er Bradfords Hand und sagte mit brechender Stimme: »Miles, was zum Teufel ist denn passiert?«
Bradford zuckte mit den Schultern und sah aus wie ein Häuflein Elend. Burbank stand ihm regungslos gegenüber. Sie blieben beide stumm, als hätten sie eine unerträgliche Last zu tragen, die mit jedem Wort nur noch schwerer wurde.
Schließlich nickte Burbank zum Sofa hinüber und sagte: »Komm, setzen wir uns.« An der Bar füllte er ein Glas, gab es Bradford und setzte sich ihm gegenüber, die Ellbogen auf die Knie gestützt. »Ich habe seit deinem Anruf kein Auge mehr zugetan«, sagte er. »Jetzt sag doch, was ist denn passiert, verdammt noch mal? Was hast du über Emily rausgefunden? Was ist mit Michael?«
Bradford leerte das Glas in einem Zug, stellte es auf den Tisch und stieß unter größter Mühe hervor: »Ganz ehrlich, Richard, ich habe keinen blassen
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