Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
Schimmer.«
»Wie meinst du das, du hast keinen Schimmer? Wie ist das möglich?«
»Wir waren gerade dabei, einer naheliegenden Spur aufs Festland zu folgen, und im nächsten Augenblick – puff, ist Michael wie vom Erdboden verschluckt, und ich werde zur Persona non grata erklärt.«
Es vergingen mehrere Minuten, in denen die beiden Männer sich schweigend ansahen, dann ergriff Burbank das Wort. »Miles, bitte entschuldige. Ich habe die ganze Zeit immer nur diese Geschichte mit Emily im Blick. Das ist einfach … Geht es dir so weit gut?«
Bradford nickte und starrte auf das leere Glas. »Ja, ja, ganz gut. Wir waren so dicht dran, verfluchte Scheiße noch mal, so dicht.« Er richtete den Blick auf Burbank. »Die Antworten sind da, Richard, dort unten. Das kann ich fühlen.«
Burbank holte lange und tief Luft, ließ sich gegen die Lehne sinken. »Du glaubst also wirklich, dass noch Hoffnung besteht?«
»Mehr als je zuvor.«
»Das ist der Unterschied zwischen uns beiden«, sagte Burbank. »Vier Jahre lang hat mich die Ungewissheit gequält, und jetzt, wo ich endlich so etwas wie Gewissheit empfinde, jetzt kann ich trauern und loslassen. Aber du, du lässt einfach nicht locker.«
Bradford seufzte. »Das habe ich dir doch schon erklärt, Richard. Selbst wenn Michael hinsichtlich der Sterbeurkunde Unrecht haben sollte: Du bist den Antworten auf deine Fragen noch nie näher gewesen als jetzt. Echte Antworten. Echte Gewissheit. Nicht dieses: ›Man kann es letztendlich eben nicht so genau wissen.‹ Ich hatte recht mit meiner Einschätzung über Michael, und ich habe auch jetzt recht.«
»Du willst also nach Malabo zurück?«
Bradford setzte sich aufrecht hin. »Nein, aufs Festland. Als Michael verschwunden ist, waren wir auf dem Weg nach Bata.«
»Und dass du Persona non grata bist, spielt keine Rolle?«
»So was lässt sich immer umgehen.«
Burbank holte tief Luft. »Miles, ich weiß nicht recht. Wenn du glaubst, dass tatsächlich Hoffnung besteht, ein paar Antworten zu finden, dann will ich die natürlich erfahren, aber nicht um den Preis, noch einen Menschen zu verlieren. Falls Emily tatsächlich in Äquatorialguinea verschwunden ist, und jetzt Michael …«
»Das ist der zweite Punkt«, sagte Bradford. »Zuerst werde ich nämlich Michael suchen.«
»Du willst nach einer Toten suchen?«
»Auf keinen Fall.«
»Aber du hast gesagt, sie ist tot.«
»Das wurde mir mitgeteilt, richtig.«
Burbank verzichtete auf eine Erwiderung, und Bradford fuhr fort: »Diese Frau hat einen unfassbaren Überlebenstrieb. Wenn sie noch am Leben ist – und davon bin ich fest überzeugt –, dann hat sie garantiert eine Stinkwut im Bauch und ist unterwegs aufs Festland. Da muss ich auch hin.«
»Mal angenommen, du hast recht – was ich mir, bitte nimm es mir nicht übel, beim besten Willen nicht vorstellen kann, nach allem, was du mir erzählt hast –, dann kannst du doch unmöglich wissen, was sie als Nächstes vorhat. Du vergeudest nur deine Zeit, mein Freund«, sagte Burbank. Dann hielt er inne. »Es sei denn, du weißt etwas, was du mir bis jetzt verschwiegen hast.«
Bradford schüttelte den Kopf. »Meine Recherchen und mein Gefühl.«
Burbank starrte zur Fensterfront hinüber. »Ich weiß auch nicht, Miles, das ist doch ziemlich vage. Sehr vage … noch so eine sinnlose Suche, nur dass ich dieses Mal das Leben eines guten Mannes aufs Spiel setzen würde, für nichts und wieder nichts.«
»Ich gehe auf jeden Fall nach Äquatorialguinea zurück, ob mit oder ohne deine Unterstützung. Aber mit wäre mir lieber.«
Burbank blickte Bradford an. »Wenn du so fest entschlossen bist, bekommst du natürlich meine Rückendeckung. Aber es wäre mir lieber, du würdest dich anders entscheiden. Ich habe endlich die Gewissheit, nach der ich mich gesehnt habe, also gibt es keinen Grund mehr, dass du dein Leben aufs Spiel setzt.«
»Aber Richard, das kann doch nicht dein Ernst sein.«
»Es ist mein voller Ernst. Ich bin emotional vollkommen ausgelaugt. Diese Achterbahnfahrt hat jetzt lange genug gedauert. Wenn du gehen willst, dann geh – mein Büro erledigt alles Nötige für dich.« Burbanks Blick wurde leer, und er schaute wieder zu der Glasfront hinüber. »Und sei ehrlich, uns ist doch beiden klar, dass die Möglichkeit besteht, dass du nie wieder zurückkommst.«
Bradford blieb eine Erwiderung schuldig, und Burbank stieß einen tiefen Seufzer aus.
»Bevor du fährst«, sagte er, »schreib alles auf, was du gesehen oder
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