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Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Titel: Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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hatte er noch nie ein Bedürfnis zugunsten eines anderen zurückgestellt. Und wenn er damals schon gewusst hätte, welchen Schmerz dieser veränderte Blick mit sich bringen sollte, er hätte niemals gelacht.
    Mit der Zeit wurde die Operationsbasis in Kribi jedoch immer problematischer. Sein Grundstück lag zwar einsam und abgeschieden und war, was ein entscheidendes Kriterium war, sowohl vom Land als auch vom Wasser aus zugänglich. Aber das reichte nicht. Er brauchte etwas, das noch weniger überwacht wurde, und genau das machte Äquatorialguinea so attraktiv. Río Muni, der Festlandteil des Landes, schloss im Süden direkt an Kamerun an, und nach Bioko war es nur eine kurze Überfahrt, je nachdem, was für ein Boot man zur Verfügung hatte. Außerdem lag sein neuer Standort fast genau in der Mitte zwischen Libreville und Douala, und da Äquatorialguinea bettelarm war und nicht über eine nennenswerte Marine oder Küstenwache verfügte, bestand praktisch keine Gefahr, bei einem Transport irgendwelchen staatlichen Behörden in die Quere zu kommen. Es kam ihm wie eine Ironie des Schicksals vor, dass das Land, das für die Verarmung seiner Familie verantwortlich war, bald schon seinen persönlichen Reichtum mehren würde.
    Er stockte sein Team um ein paar zusätzliche Männer auf und stellte noch ein paar Söldner ein, als Schutztruppe. Die Arbeit wurde zunehmend auch eine Fluchtmöglichkeit vor der schmerzhaften Euphorie, die ihn jedes Mal befiel, wenn Vanessa in seiner Nähe war. Er war froh, dass Pieter Willem sie so viele Stunden am Tag in Beschlag nahm, und gab ihren wiederholten Bitten, Willem aus dem Team zu werfen, nicht nach.
    Beyards Reputation wuchs, genau wie die Gerüchte um die geheimnisvolle Frau, die ihn begleitete. Er konnte das Geflüster und das Ausmaß des Aberglaubens nie richtig begreifen, weil sie nie etwas davon erwähnt hatte. Erst nachdem sie weg war, wurde ihm klar, dass nicht nur sein Herz an ihr hing. Die Legenden hatten seinen Erfolg vervielfacht. Die Leute, mit denen er zu tun hatte, hatten sich vor der Zauberkraft des Juju gefürchtet. Und plötzlich gab es kein Juju mehr.
    An jenem Tag hatte er am Anleger gestanden und auf den Ozean hinausgestarrt, hatte der Santo Domingo nachgesehen, bis sie am Horizont verschwunden war. Und dann, voller Hass auf sie, war er nach Kribi zurückgekehrt, um mit dem, was übrig war, wieder von vorne zu beginnen. Er hatte etwas Neues aufgebaut, hatte Mittel und Wege gesucht und gefunden, so wie jedes Mal. Und jetzt war sie wieder da.
    Munroe ließ die Hand über die Tür gleiten, dort, wo eigentlich die Klinke hingehörte. Ihre Finger folgten den Umrissen des Türrahmens und prüften die Stabilität der Tür. Metall unter einer dünnen Schicht Holzfurnier. Sie legte das Ohr an die Tür, lauschte, ob Beyard irgendwo im Flur war, und als sie nichts hörte, klopfte sie vorsichtig und sagte: »Francisco, kannst du bitte wieder aufmachen?«
    Stille.
    Die Scharniere waren außen.
    Sie holte ihre Aufenthaltsgenehmigung aus dem Geheimgürtel und schob sie auf Höhe des Schnappriegels zwischen Tür und Rahmen.
    Nichts.
    Sie tastete sich an den Wänden entlang.
    Metall.
    An jeder Kabinenwand befand sich eine schmale Koje, dazwischen ließ sich ein Tisch aufklappen, Stauraum befand sich über den Betten. Kein Bullauge, keine Toilette.
    Das war eine Zelle. Ein Gefängnis.
    Sie wurde von einer grauen Woge überschwemmt und drängte sie mit aller Macht zurück. Sie hatte damit gerechnet, dass er sich rächen würde, aber nicht so und nicht so bald.
    Munroe ließ den Rucksack auf eine Koje fallen, starrte ihn einen Augenblick lang an und kippte ihn aus. Langsam, unter Schock, setzte sie sich daneben. Das waren ihre persönlichen Besitztümer, eine Sammlung all der Dinge, die sie bei ihrer Flucht aus Kamerun zurückgelassen hatte: Eine Haarbürste, ein Notizbuch und ein paar Kleidungsstücke.
    Sie griff nach der Haarbürste und strich mit den Fingern über die Borsten, packte mit einer Hand den dicken Bürstenkopf und mit der anderen den Griff. Dann zog sie die beiden Teile mit einem Ruck auseinander. Unter den Borsten kam eine zehn Zentimeter lange Klinge zum Vorschein – ein Andenken an die Zeit, als sie ständig auf der Hut vor Pieter Willem sein musste, eine der vielen primitiven Waffen, die sie sich zurechtgebastelt hatte, um sich jederzeit zur Wehr setzen zu können. Sie steckte die Teile wieder zusammen und warf die Bürste auf den Haufen. Ganz egal, was Beyard

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